2017, ein günstiger Kontext
Der 400. Jahrestag der Geburt der Reformation hatte als Kontext den Ersten Weltkrieg. Auch wenn das Jubiläum von 1917 Anlass zu einigen Feiern und Veröffentlichungen gab, waren diese doch unter den gegebenen Bedingungen durch die Verschärfung der nationalistischen Gefühle gekennzeichnet. In Frankreich ist das Misstrauen gegenüber Luther als Deutschem offensichtlich. In Deutschland ist dies dagegen ein Gegenstand des Stolzes.
Zahlreiche Missverständnisse und Verwirrungen sind daraus für lange Zeit entstanden. Aber Dietrich Bonhoeffer und die Bekennende Kirche bekämpfen den Willen Hitlers, die deutschen Protestanten gleichzuschalten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg versöhnt sich Frankreich mit den beiden deutschen Staaten (der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik) und der europäische Aufbau beginnt mit dem Inkrafttreten des Vertrags von Rom 1958.
Der Ökumenische Rat der Kirchen wird 1948 gegründet.
So folgt ein besser informierter Blick auf Luther und seine Reformation, insbesondere in ihrer theologischen Dimension, auf die durch die beiden Weltkriege hervorgerufenen Missverständnisse.
Nach 1950 macht die Ökumene Fortschritte. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) bereitet ökumenischen Fortschritten mit den Katholiken den Weg.
Zwei wichtige lutherisch-katholische Texte beziehen sich auf die Reformationsfeiern:
- Der eine durch das Datum und den Ort seiner Unterzeichnung (Augsburg am 31. Oktober 1999); es handelt sich um die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre des Lutherischen Weltbundes und der katholischen
- Der andere explizit, denn er hat die Vorbereitung des Jubiläumsjahres der Reformation zum Ziel: es geht um das Dokument „Vom Konflikt zur Einigung“ (2013).
So erlaubt die Lage im Jahre 2017 befriedete Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum. Diese Feiern sind zugleich festlicher, zahlreicher und ziehen mehr Teilnehmer an als die der vorangegangenen Jahrhunderte und zum ersten Mal nimmt die katholische Kirche an einigen Feiern teil.
Die 500-Jahrfeiern in Europa
Eines der typischen Merkmale ist die ökumenische Seite der Feierlichkeiten, sie beginnen mit dem Auftakt zur 500-Jahrfeier der Reformation am 31. Oktober 2016 in der Kathedrale von Lund in Schweden durch den Präsidenten des Lutherischen Weltbundes, Muni A. Younan, und Papst Franziskus.
Der Jahrestag wird natürlich in Deutschland gefeiert, besonders während des Kirchentages und in Wittenberg mit der Weltausstellung der Reformation.
Er wird auch in zahlreichen anderen Ländern gefeiert.
In Belgien feiert die Unierte Protestantische Kirche Belgiens die 500-Jahrfeier der Reformation in der Kathedrale von Brüssel auf Einladung von Kardinal De Kesel.
In der Schweiz finden zahlreiche Veranstaltungen statt:
- in Bern mit einem Schauspiel zur Geschichte der Reformation und einer Reformationsfeier, die Vertreter des Bundes der Schweizer Protestantischen Kirchen und Christen aus anderen Konfessionen vereinigt;
- in Genf mit den Katholiken, wo das Eintreten für die Ökumene nochmals bekräftigt wird,
- und in vielen anderen Städten.
Die 500-Jahrfeiern in Frankreich
In Frankreich kennzeichnen zahlreiche Ereignisse im ganzen Land diesen Jahrestag, verteilt über das gesamte Jahr 2017.
Die Veranstaltungen in Straßburg und in La Rochelle sind besonders hervorzuheben, aber auch viele andere Gemeinden organisieren Vorträge, Konzerte, Theaterstücke, Ausstellungen …
Von den Konferenzen sind zu erwähnen:
X das von der Protestantischen Föderation Frankreichs organisierte Kolloquium im Pariser Rathaus am 22. und 23. September in Gegenwart des Präsidenten der Republik Emmanuel Macron, der eine sehr bemerkenswerte Rede hält;
X das in Straßburg von der protestantischen Fakultät der Universität Straßburg und dem Zentrum für Ökumenische Studien organisierte Kolloquium zum Thema: „Das ganze Leben ist Buße: die 95 Thesen Martin Luthers“ vom 27. bis zum 29. April;
X das von der Freien Evangelischen Theologischen Fakultät in Vaux-sur-Seine organisierte Kolloquium mit dem Titel: „Debatten über den Römerbrief im Laufe der Jahrhunderte“ am 9. und 10. Juni.
Festliche Momente:
In Straßburg: von der Protestantischen Föderation am 27.-29. Oktober organisiertes Fest der Protestanten zum Thema: „Brüderlichkeit leben“.
In Mialet in den Cevennen: eine große Licht- und Soundshow Von Luther zu Luther King mit 300 Darstellern am 28., 29. und 30. Juli.
Ein Theaterstück Painting Luther der Compagnie de la Marelle auf Tournee durch Frankreich.
Zahlreiche Bücher wurden 2017 veröffentlicht, darunter:
Martin Luther von Matthieu Arnold im Verlag Fayard und das Buch Les protestants 500 ans après la Réforme, herausgegeben von Pfarrer Michel Bertrand im Verlag Olivétan.
Nicht vergessen werden darf die Schaffung einer Kantate durch Samuel Sandmeier für das Jubiläum der Reformation in Montbéliard auf der Grundlage eines Librettos von Pascal Hubscher und Béatrice Verry, und auch nicht die Komposition einer Oper: Luther oder der Bettler der Gnade, die hauptsächlich im Elsass inszeniert wurde.
Ausführlichere Informationen sind auf folgender Website zu finden: www.protestants2017.org