Das Erbe der Reformation
Die Grafschaft Mömpelgard, Besitz des Hauses Württemberg, war am Ende des 16. Jahrhunderts geschlossen zur Reformation Luthers übergewechselt. 1587 fallen der Herzog von Guise und die Anhänger der Liga in die Grafschaft ein, um den Grafen Friedrich (er regierte von 1580-1608) wegen seiner Sympathie für Heinrich von Bourbon, den zukünftigen Heinrich IV., zu bestrafen. Außerdem hatte der Graf den Sohn des Admirals von Coligny mit seiner 3.000 Mann starken Truppe, die sich auf dem Weg in die protestantischen Fürstentümer in Deutschland befand, aufgenommen.
Die Armee der Guises gibt die Grafschaft zur Plünderung frei und verwüstet sie mit Feuer und Schwert. Zeitgenössische Memoiren verzeichnen Brände von vier Kirchen, 15 Pfarrhäusern, acht Bauernhöfen oder fürstlichen Gütern, zehn Werkstätten und 700 Häusern.
Eine der größten Kirchen in Frankreich
Als wieder Friede herrschte, unternahm Friedrich mit dem Architekten Heinrich Schikhard eine Reise nach Italien und ließ nach seiner Rückkehr die Sankt Martinskirche in einem von der italienischen Renaissance inspirierten Stil errichten. Die Bauzeit dauerte von 1601-1604. Die Kirche ist auf Grund ihrer Dimensionen eine der größten protestantischen Kirchen in Frankreich.
Ab 1618 litt das Fürstentum unter den schrecklichen Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges. Um diese abzuschwächen, handelte Graf Ludwig-Ferdinand (1608-1631) mit Ludwig XIII. einen Schutzvertrag während der Besatzung durch französische Truppen aus, einer Besatzung, die sich bis zum Westfälischen Frieden von 1648 hinziehen sollte. Es wurde jedoch die Ausübung des evangelisch-lutherischen Glaubens nicht in Frage gestellt, obwohl der Krieg viel Leid und Verwüstung brachte, ganz zu schweigen von der Pest, die 1635 und 1637 wütete.
Die Grafschaft von Mömpelgard, eine Zufluchtsstätte
Graf Georg, der 1648 Anne de Châtillon, eine Urenkelin des Admirals von Coligny, geheiratet hatte, regierte von 1662-1699.
Er ließ eine zweite Kirche in Mömpelgard bauen (sie existiert noch, wird aber nicht mehr als solche sondern als Kulturzentrum genutzt), um die wachsende Anzahl französischer Reformierter aufzunehmen, die emigrierten, um ihre Religion ausüben zu können.
Die Kriege, die Ludwig XIV. zur Eroberung der Franche-Comté, die1678 eingenommen wurde, und anschließend im Elsass führte, beunruhigten die Grafschaft Mömpelgard, die sich genau zwischen beiden Provinzen befand.
Ludwig XIV. schreibt das ‚Simultaneum' vor.
Ludwig XIV. ließ seine Truppen die Landstraße nehmen, die Besançon mit Belfort verbindet und durch Héricourt führt, dessen Befestigungsmauern er dem Erdboden gleichmachen ließ. 1684 forderte er, dass die protestantische Kirche von Tavay (sie existiert noch heute und wurde 1908 den Protestanten zurückgegeben), einem Nachbardorf von Héricourt, allein den Katholiken zugeteilt werden sollte.
1700 befahl er dem Erzbischof von Besançon, katholische Priester in den Hauptorten der Grafschaft einzusetzen. Die Praxis des Simultaneum führte zu vielen Schikanen und Querelen, allein schon auf Grund der Ausweisung von Pastoren aus ihren Häusern, um dort katholische Geistliche einziehen zu lassen.
Immerhin blieb das Land von den grausamen Verfolgungen, die in den anderen Provinzen nach der Widerrufung des Edikts von Nantes stattfanden, verschont.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden die Kirchen von Colombier-Fontaine, Champey und Saint-Maurice errichtet.