Frieden
Vier Jahre nach dem von Katharina von Medici durchgesetzten Frieden von Amboise bleibt die Lage weiter instabil: Protestanten, die Kirchen geplündert haben, werden angeklagt; organisierte Banden greifen die zahlenmäβig unterlegenen Protestanten an und töten sie. Auf beiden Seiten stellt man Söldner zur Gewährleistung der Sicherheit ein. Versuche, die widerspenstigen Parlamente zur Einhaltung der Bestimmungen des Edikts zu bringen, scheitern an religiösem Fanatismus. Einige Gouverneure, vor allem in Südfrankreich, befolgen die königlichen Anordnungen nicht, erheben Steuern und widersetzen sich den Entscheidungen der Justiz. Die Einheit des Königreiches ist bedroht.
Katharina von Medici, die die groβe Anhänglichkeit der Franzosen an ihren Souverän kennt, beschlieβt im Januar 1564, mit dem ganzen Hof und dem jungen König Karl IX., seinem Bruder Heinrich von Orleans, dem jungen elfjährigen Prinzen von Navarra, dem Connetable Anne von Montmorency und dem Kardinal Karl von Lothringen eine groβe Frankreichtour zu unternehmen, um den Untertanen ihren König zu zeigen und das Prestige der Monarchie zur Schau zu stellen.
Auf Verlangen Philipps II., der seine Frau Elisabeth (Tochter Katharinas von Medici) entsendet, trifft sich die Königin in Bayonne mit dem Herzog von Alba (15. Juni – 2. Juli 1565). Dieser verlangt die Vertreibung aller Pfarrer aus Frankreich, die Annahme der Beschlüsse des Konzils von Trient und eine stärkere Unterdrückung. Die Versprechungen Katharinas von Medici bleiben vage, die Verhandlungen sind ein Misserfolg.
Die Reise erstreckt sich über zweieinhalb Jahre, von Januar 1564 bis in den Mai 1566, als der König nach Paris zurückkehrt. Katharina von Medici spürt auf der ganzen Reise die Loyalität der Bevölkerung, selbst der Hugenotten, die Dominanz des Katholizismus und scheinbare Ruhe.
Sie glaubt, das Königreich sei wieder befriedet. Im August 1566 schickt Philipp II. jedoch eine Armee zur Niederschlagung des protestantischen Aufstands von Mailand aus ins spanische Flandern. Diese groβe Armee marschiert immer an der Grenze zu Frankreich entlang durch Savoyen und die Freigrafschaft.
Die Protestanten sind beunruhigt, umso mehr, als die Ergebnisse des Bayonner Treffens geheim geblieben sind. Protestantische Heerführer wie François d’Andelot werden von den katholischen Truppen nicht mehr anerkannt. Prinz Ludwig von Condé wird öffentlich vom erst 16-jährigen Herzog von Anjou beleidigt, der das Kommando als General-Lieutenant an seiner Stelle übernehmen will.
Im Juni 1567 verdammt der Papst Pius V. die Hugenotten. Die Hugenottenführer Ludwig von Condé, Gaspard de Coligny et François d’Andelot verlassen den Hof. Schon im Herbst 1567 sind sie entschlossen, wieder zu den Waffen zu greifen. Aus Unruhe über den wachsenden Einfluss des Kardinals Karl von Lothringen auf den jungen König Karl IX. unternehmen sie einen Gewaltstreich, um den König diesem Einfluss zu entziehen.
Diesen Gewaltstreich nennt man die Überraschung von Meaux. Der König wird aber gewarnt und kehrt unter dem Schutz der Schweizergarde nach Paris zurück. Der Anfang des zweiten Religionskrieges wird auf den 26. September datiert. Die königliche Autorität war in Gefahr, man überträgt dem Connetable Anne von Montmorency die Führung der Feindseligkeiten.
Kriegszeiten
Die Städte im Dauphiné und in Südfrankreich erheben sich auf Geheiβ Ludwigs von Condé. Auf beiden Seiten kommt es zu Gewalttaten. In Nîmes werden am Sankt-Michaelstag, dem 30. September 1567, 80 Honoratioren, Priester und Nonnen in den Brunnen des Hofes im erzbischöflichen Palais gestürzt: man nennt das Ereignis die Michelade. Montauban und Orleans fallen wieder in die Hände der Protestanten.
Paris wird von der in Saint-Denis stationierten Armee Ludwigs von Condé belagert. In Paris vergreifen sich die Katholiken brutal an den Hugenotten. Die königliche Armee steht unter dem Befehl des Connetable Anne de Montmorency, der Ausfall wird beschlossen. Fast 20.000 Soldaten ist sie stark, die Hugenotten kommen auf etwa 5.000.
Die Schlacht von Saint-Denis am 10. November 1567 dauert zwei Stunden und endet unentschieden. Im Verlauf der Schlacht weigert sich der verwundete Connetable Anne de Montmorency, sich zu ergeben, erhält aber einen Arkebusenschuss in den Rücken. Seine Söhne befreien ihn, aber er erliegt zwei Tage später seiner Verletzung. Mit groβer Pracht wird er zu Grabe getragen.
Ausländische Mächte kommen beiden Parteien zu Hilfe. Der kalvinistische Kurfürst der Pfalz, Friedrich III., sendet etwa 10.000 Reiter mitten durch Lothringen und Gaspard von Coligny schlieβt sich Anfang des Jahres 1568 dieser Armee an.
Aus dem Süden stoβen 4.000 Männer zu den Truppen Ludwigs von Condé, der Chartres belagert. Italienische und schweizer Truppen kommen der Armee des Königs zu Hilfe, die Protestanten stellen mit 30.000 bewaffneten Männern eine Gefahr dar. Paris wird von neuem belagert. Beide Seiten sind erschöpft. Ein strenger Winter und Mangel an Verpflegung führen zu Verhandlungen.
Am 23. März 1568 wird nach zähen Verhandlungen ein Frieden unterzeichnet: Es handelt sich um das Edikt von Longjumeau, in dem das Edikt von Amboise bestätigt wird. Den Forderungen der Protestanten nach befestigten Städten wird mit Ausnahme La Rochelles nicht stattgegeben. Das Edikt scheint zwar für die Protestanten günstiger auszufallen, hat aber nur einen Waffenstillstand zur Folge. Der Krieg war umsonst geführt worden.
Nach dem Misserfolg ihrer Politik der Mäβigung entlässt Katharina von Medici im Mai 1568 ihren Kanzler Michael von Hospital, für den die Monarchie wichtiger als die religiöse Einheit war. Die Regentin schlieβt sich der katholischen Partei an.