Ich halte es für eindeutig erwiesen, dass die Verachtung Gottes und die Auflösungserscheinungen, die sich in welchem Lande auch immer beobachten lassen, mit den Sternen nicht das Geringste zu tun haben. Und weil das so ist, sollte man aus den Sternen auch nicht die Rache Gottes herauslesen, die uns aus diesen Gründen trifft.
Und überhaupt : als Joseph die ägyptische Hungersnot voraussagte, hat er diese vielleicht in den Sternen gelesen ? Nein, im Gegenteil, er erfuhr sie durch eine wundersame Offenbarung. Da haben nun die Ägypter den Himmel bis in den hintersten Winkel abgesucht, um herauszufinden, was die Sterne ankündigen. Und dennoch waren sie über diese Hungersnot nicht im Bilde und wurden von ihr überrascht bevor sie auch nur einen klaren Gedanken fassen konnten. Der Pharao hat die Ankündigung Gottes durch einen Traum erhalten, und es war Joseph, der ihm dargelegte, was Gott ihm offenbart hatte.
Hören wir, was Gott durch seinen Propheten Jeremias zu uns spricht : dass wir nämlich nicht wie die Heiden seien, die die Zeichen des Himmels fürchten. Und fallen wir nicht auf die List derer herein, die uns sagen, man müsse natürlich die Sterne nicht als etwas fürchten, das Macht auf uns ausübt, nur um dann aber fortzufahren, diese hätten dennoch unter der Hand und der Fügung Gottes eine gewisse nachgeordnete Kraft. Es gibt aber keinen Zweifel daran, dass der Prophet uns in die Vorsehung Gottes heimführen will und, um dieses ins Werk zu setzen, uns dazu aufruft, den eitlen Sorgen, die die Heiden quälen, den Rücken zu kehren. Denn der Prophet sprach zum Volke Israel, das versucht war, sich jenem Unsinn hinzugeben, dem die Chaldäer und Ägypter huldigten.
Was lehren uns die Propheten ?
Wenn die Menschen einmal angefangen haben, zwischen den Sternen herumzuirren, gehen sie nicht mehr in sich, um ihre eigene Lebensführung zu überprüfen, und vergessen, dass sie selbst die Ursache aller Übel sind. Denn ihre Sünden sind das Holz, das den Feuerbrand des Zornes Gottes entfacht, der Kriege, Hungersnöte, Seuchen, Hagelschlag, Frost und ähnliches über uns kommen lässt. Im selben Sinne wiegen sich diejenigen, die ihr künftiges Glück in den Sternen lesen, in Sicherheit, kündigen Gott ihr Vertrauen auf und sorgen sich nicht mehr um ihr Heil, so als wenn sie bereits gewonnen hätten, was sie sich erhoffen.
Um es genau zu sagen : das sind alles nur Ausflüchte. Denn wenn man annimmt, dass alle Übel, mit denen uns die Sterne drohen, eine natürliche Ursache haben, kann man auch annehmen, unsere Sünden hätten nichts damit zu tun. Ich lasse hier den absurden Widerspruch beiseite, der darin besteht, zu meinen, die Ordnung der Dinge, die Gott für alle Zeiten festgelegt hat, könne durch eine plötzlich auftretende Ursache durcheinander gebracht werden, so als würde Gott sich selbst widersprechen. Es reicht mir, im Sinne der Propheten zwei sich widersprechende Dinge gegenüber zu stellen, nämlich den Blick der Heiden auf die Sterne, der die Vorstellung erzeugt, ihr persönlicher Stand und der Lauf ihres Lebens hänge von ihnen ab, und die Gewissheit der Gläubigen, sich in der Hand Gottes zu befinden und von ihm gesegnet zu werden, die ihm guten Gewissens dienen und wissen, dass alle Übel, die sie zu ertragen haben, eine Strafe für ihre Sünden sind.
Sich die Epheser zum Vorbild nehmen
Aus diesem Grunde sollen alle diejenigen, die sich zum Evangelium bekennen wollen, wie die Epheser ihre heidnischen Zauberbücher verbrennen, selbst wenn diese sehr teuer sind (Apostelgeschichte, Kapitel 19, Vers 18-20). Aus ihrem Verantwortungsgefühl und ihrer Treue zu Gott sollen sie der Wissenschaft den Platz verschaffen, der ihr zusteht.
Denn wahrlich, wenn man sich jene näher ansieht, die uns diese unstete Sterndeuterei auftischen, was sieht man da ? Überhebliche oder auch verwirrte Geister, faule Gesellen auf der Suche nach Zerstreuung und Geschwätz, weibische Prälaten, Modegecken und eitle Höflinge. Sie streben nicht nach Gelehrsamkeit, sondern begnügen sich damit, auf der weiten Wiese des Wissens herumzuflattern und hier und da ein Blümchen auszureißen. Und sie verwirren viele arme Leute mit ihren Vorspiegeleien.
Ein wichtiger Gesichtspunkte einer notwendigen Kirchenreform
Ein Jeglicher gebe darauf Acht, den unermesslichen Schatz des Evangeliums guten Gewissens zu bewahren, denn sicher ist die Gottesfurcht eine feste Mauer, die uns vor allen Irrtümern schützt. So lasst uns alle zuerst unsere Körper und unsere Seelen Gott weihen und ihm aufrichtig dienen. Danach mag jeder für sich ergründen, zu was er berufen ist, um sich sorgsam auf sein künftiges Amt vorzubereiten. Ein Gelehrter wird man nur nach guten und nützlichen Studien, nicht durch seichte Neubegierde, die nur die Narren entzückt. Dass Große und Kleine, Denker und Blöde erkennen, dass wir nicht dazu geboren wurden, um uns mit unnützen Spielereien abzugeben, sondern dass all unser Handeln darauf gerichtet sein sollte, uns und unsere Mitmenschen in der Furcht Gottes zu erbauen.