Die erste Dragonade im Poitou (1681)
1681 ordnet René de Marillac (Intendant im Poitou von 1677 bis Januar 1682) in seinem Amtsbereich eine erste Dragonade an, wozu er vermutlich vom Kriegsminister Louvois ermuntert wurde.
Da Louvois ihm ein Kavallerieregiment ins Winterquartier geschickt hat, bringt Marillac es hauptsächlich bei den Reformierten unter, mit der Erlaubnis, die Gastgeber auszuplündern und zu quälen. Die Dragoner lassen sich ernähren und bezahlen. Wenn das Geld ausgeht, verkaufen sie die Möbel oder zerkleinern sie. Wenn der protestantische Gastgeber sich hartnäckig weigert zu konvertieren, wird er misshandelt, geschlagen und zum Spielball von brutalen Kerlen, die sich Marterqualen ausdenken, die selbst die Kinder einbeziehen. Die Frauen sind jeder Art von Missbrauch ausgesetzt. Wenn der Unglückliche abschwört, ziehen die Dragoner zum Nachbarn weiter.
Innerhalb weniger Monate verzeichnen die Priester 38.000 Bekehrungen. Die Region Poitou ist ruiniert, die Bewohner flüchten nach England oder Holland. Diese Nachricht ruft im protestantischen Europa Empörung hervor. Die Soldaten werden zurückgerufen und Marillac wird versetzt.
Die Dragonaden vor der Widerrufung
Selbst vor der Widerrufung leiden die Protestanten stark unter den Verfolgungen.
Der Waffenstillstand von Regensburg 1684 macht die Truppen im Landesinnern wieder einsatzbereit. Im Juli 1685 erhält Foucault, der Intendant des Königs in Pau, die Genehmigung, Soldaten gegen die Reformierten einzusetzen. Er verbessert noch die Methode, die von Marillac in Poitou zum ersten Mal angewandt wurde. Als die Ankunft der Dragoner bekannt wird, konvertieren ganze Marktflecken. Foucault verkündet tausende gewaltloser Bekehrungen. Anschließend zieht er ins Poitou, wo er es seinen Dragonern gestattet, ganz schrecklich zu wüten.
Mit diesem Erfolg vor Augen schickt Louvois die Dragoner zu den Intendanten anderer Provinzen : die Dragoner ziehen durch Bergerac, Montauban, dann durch Castres, ins Rhônetal und in den Dauphiné. Vor dem Schrecken, den sie einflößen, schwören die Reformierten aus Montpellier, Nîmes und den Cevennen ab, ohne die Gewalttätigkeiten abzuwarten : sie bekehren sich schon vor der Ankunft der Soldaten. Drei Viertel der Hugenotten geben angesichts der « gestiefelten Missionaren », das heißt der Dragoner, ihren Glauben auf.
Die Dragonaden nach der Widerrrufung
Im Luberon überwinden die Dragoner des Grafen Grignan die Reformierten, die sich um die Dörfer Lacoste, Mérindol, Lourmarin, Joucas und Cabrières im ehemals waldensischen Wirkungsgebiet zusammengeschlossen hatten.
Die Gebiete im Norden der Loire erleiden ebenfalls Dragonaden, aber erst nach der Widerrufung des Edikts von Nantes.
Die Normandie, der Brie, dann die Champagne werden auch nicht verschont. Im November 1685 werden die Regionen des Nordens und des Ostens, Chartres, Rouen, Dieppe, Caen, Nantes, angegriffen, dann folgen die Diözesen von Meaux, Champagne und Sedan.
In Rouen zwingen 12 Kürassiereinheiten Ende Oktober 1685 in 4 Tagen schrecklicher Grausamkeit die Familienväter zur Bekehrung. Alle Städte des Gebiets von Caux geben nach und Le Havre kapituliert vor der Ankunft der Dragoner. Eine starke Auswanderungswelle in Richtung England, Holland und der Kanalinseln entvölkert die Region.
Im Dezember 1685 quartieren sich die Dragoner im Brie bis nach Soissons ein, aber obgleich Bossuet, der Bischof von Meaux, den Neukonvertierten immer wieder ins Gewissen redet, verschwindet der Protestantismus dort nie völlig.
Den Reformierten von Metz, denen der Westfälische Friede eine Sonderstellung einräumte,
wird von Ludwig XIV. nach dem Edikt von Fontainebleau ein Zeitraum von zehn Monaten zugestanden, um zu konvertieren. Metz ist die letzte Stadt, in der im August 1686 Dragoner einquartiert werden. In weniger als drei Tagen wird Metz unterworfen, und die Deportation macht 1687 den letzten Widerspenstigen ein Ende.
Trotz der Gewalttaten der Dragonaden bleibt der Geist der Reformation weiter wach, und die anscheinend Neukonvertierten organisieren sich rasch im Widerstand.