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Die französischen Protestanten und die Freimaurer

Die Freimaurerei hat es den französischen Protestanten während der Zeit der Verfolgung im 18. Jahrhundert erlaubt, sich neu zu sammeln. Im 19. Jahrhundert spielten die protestantischen Freimaurer eine bedeutende Rolle im politischen Leben.

Die Ursprünge der Freimaurerei

Jean Théophile Desaguliers © S.H.P.F.

Die im 18. Jahrhundert aufgekommene « spekulative » Freimaurerei ist aus der « operativen » Freimaurerei hervorgegangen, die wiederum unter den Bauleuten des Mittelalters entstanden war. Sie hat ihren Ursprung in England, wo Anderson 1723 ihre Constitution [Verfassung] ausarbeitete ; dabei ging ihm der während der Revokationszeit aus Frankreich geflohene Protestant Désaguliers, der Pastor der Anglikanischen Kirche geworden war, zur Hand.

Zu den Grundsätzen der Freimaurerei gehört der Glaube an Gott und die Verteidigung der Religionsfreiheit.

1725 führten aus England emigrierte Parteigänger der Stuarts die Freimaurerei in Frankreich ein.

Die Logen verbreiteten sich schnell und nahmen anfänglich vor allem in Frankreich lebende Ausländer auf. Sie öffneten sich Vertretern aller Konfessionen, da sich die Freimaurerei auf Gott, den « großen Baumeister des Universums », beruft. Unter ihren Anhängern fanden sich katholische Geistliche sowie einflußreiche Vertreter des Adels (der erste Großmeister war der Herzog von Chartres, der spätere Philippe Égalité).

Bereits 1740 bestanden in Paris an die zehn Logen und in der Provinz etwa fünfzehn.

Im 18. Jahrhundert wächst der Anteil der Protestanten

A mason's apron © Collection Château de Coppet

Die Freimaurerei zog zahlreiche aufgeklärte Geister an sich, worunter sich besonders viele verfolgte Protestanten befanden, die hier ihre Überzeugungen und Wertvorstellungen nicht verleugnen mußten und einen Freiraum der Begegnung und des gedanklichen Austausches vorfanden. Um ihre Logenbrüder dieser unterdrückten Minderheit nicht zu gefährden, gaben die französischen Freimaurer auf ihren Listen die Konfession ihrer Mitglieder nicht an.

Vor Erlaß des Toleranzedikts (November 1787) waren die Protestanten besonders stark in den Logen von Marseille, Bordeaux, Sedan, Straßburg, Nantes, La Rochelle und Caen vertreten.

In der Loge von Nîmes stellten sie die Mehrheit.

Während der Französischen Revolution gehörten viele der protestantischen Abgeordneten den Freimaurern an :

  • 7 (von 16) Pastoren in der (glossary_exclude]Verfassungsgebenden Versammlung
  • 2 (von 15) Pastoren in der Gesetzgebenden Versammlung
  • 7 (von 29) Pastoren im Nationalkonvent

Unter ihnen befanden sich die Pastoren Antoine Court de Gébelin, Jean-Paul Rabaut-Saint Étienne und sein Bruder Rabaut-Pommier sowie Jeanbon Saint-André ; auch waren die protestantischen Abgeordneten Boissy d’Anglas und Marat Freimaurer.

Im 19. Jahrhundert

Marquis A.F. de Jaucourt © S.H.P.F.

In den Jahren der Revolution stellten die Freimaurer sämtliche Verbandsaktivitäten ein. Sie wurden erst nach dem napoleonischen Konkordat (1802) wieder tätig.

Mit dem Erlaß der Organischen Artikel des Konkordats erhielten Protestanten und Freimaurer die staatliche Anerkennung.

Zur Zeit des I. Reiches (1804-1814) fanden sich an die dreitausend Protestanten bei den Freimaurern ein, darunter Benjamin Constant, der junge François Guizot sowie François de Jaucourt, Pair von Frankreich und während der ersten Hälfte des Jahrhunderts Mitglied des Konsistoriums der Reformierten Kircher von Paris.

Nach einem leichten Niedergang während der Restauration (1814-1830) und der Juli-Monarchie (1830-1848) brachte es die Freimaurerei unter dem II. Reich (1852-1870) wieder zu alter Blüte und zog aufs neue viele Protestanten an, die an einer offenen Diskussion über die sozialen Probleme, die Ausrichtung des Erziehungs- und Schulwesens und später die Stärkung des republikanischen Staates interessiert waren. Unter ihnen befanden sich Félix Pécault, Jules Steeg, Ferdinand Buisson, Eugène Réveillaud und Henry Pyt.

Der Pastor Frédéric Desmons, einer der führenden Köpfe der liberalen Protestanten, trat 1861 in eine Loge ein und wurde 1887, nachdem er seinen Abschied aus dem Kirchendienst genommen hatte, Großmeister des Großen Orients von Frankreich. Später zog er als Abgeordneter und Senator des Departements Gard in die Nationalversammlung ein.

Am Ende des 19. Jahrhunderts stieß die zunehmend anti-religiöse Haltung der Freimaurerei die Protestanten jedoch eher ab.

Gegenwärtig stehen die reformierten Gegenden Frankreichs der Freimaurerei oft aufgeschlossener gegenüber

In der französischen Freimaurerei sind die Protestanten stärker vertreten als in der französischen Gesamtbevölkerung. Es handelt sich meist um Pastoren, Theologieprofessoren und Führungskräfte protestantischer Vereinigungen. Gewisse Strömungen innerhalb der protestantischen Kirchen – vor allem der evangelischen – stehen der Freimaurerei jedoch mehr oder wenig ablehnend gegenüber.

Bibliographie

  • Bücher
    • Protestantisme et franc-maçonnerie : de la tolérance religieuse à la religion de la tolérance ?, Actes du Colloque de Nantes (25-26 avril 1998), Éditions maçonniques de France, Paris, 2000, p. 213
    • AMIABLE Louis, La Loge des Neuf Sœurs, commentaire de PORSET Charles, rééd. EDIMAF 1989, Paris, 1897
    • LIGOU Daniel (dir.), Dictionnaire de la Franc-maçonnerie, PUF, Paris, 2004, p. 1376
    • SAUNIER Éric (dir.), Encyclopédie de la Franc-maçonnerie, Le Livre de Poche, Paris, 2000, p. 982

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