Die Ursprünge
Die Geburt dieser Gemeinschaft, die mönchisch inspiriert ist, ist das Resultat
- eines Ortes: das Dorf Taizé im Departement Saône-et-Loire in der Nähe von Cluny,
- einer Epoche: der des Krieges und
- einer persönlichen Berufung: der des Schweizer Pastors Roger Schütz (1915-2005), der sich dort 1946 niederlässt, nachdem er dort ein Haus gekauft hat.
Die ökumenische Bestimmung dieser Gemeinschaft bestätigt sich seit ihren Anfängen. Pastor Schütz hatte in der Tat schon seit 1940 regelmäßige Kontakte zu Abt Paul Couturier (1881-1953), Priester der Diözese von Lyon, der den Anfang gemacht hatte– sehr mutig für seine Zeit – zu Begegnungen zwischen Priestern und Pastoren.
Sehr bald finden diese Treffen, denen sich Roger Schütz und Max Thurion, der zweite Bruder, der in Taizé eingetreten ist, anschließen, mal in Taizé oder in der Abtei der Dombes statt.
Gleichzeitig vermehrt sich die Zahl der Brüder in der Gemeinschaft sehr schnell. Am Anfang sind es 7, 1950 sind es 12 und 1965 sind es 65 (von denen 12 Pastoren sind), 90 in den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts, 120 im Jahre 2004.
Ihre Herkunft hat sich sowohl geographisch als auch konfessionell erweitert. Zwanzig Länder und mehrere Konfessionen, darunter auch die katholische Kirche, sind vertreten.
Das Funktionieren der Gemeinschaft
Die Notwendigkeit einer Regel hat sich sehr schnell ergeben, aber sie ist eher ein Lebensentwurf als eine Regelung im engeren Sinn des Wortes: sie bestimmt die Handlungen der Gemeinschaft, die geistige Disziplin und legt Verpflichtungen auf: Zölibat, Gütergemeinschaft, Akzeptanz einer Autorität, der des Priors, der bis zu seinem Tod 2005 Bruder Roger genannt wurde. Diese Regel wurde 1951 verfasst, aber sie wird unaufhörlich ergänzt und angepasst.
Wie in jeder Gemeinschaft ist der Tagesablauf durch Gottesdienste, Meditations-und Gebetszeiten strukturiert. Während der Gottesdienste tragen die Brüder ein weißes Gewand, eine Art Chorhemd.
Die Gemeinschaft von Taizé hat dazu beigetragen mit den Landbesitzern der Gegend eine landwirtschaftliche Genossenschaft aufzubauen, die die Aufgaben aufteilt
und die Erträge verteilt.
Außerdem bringen die verschiedenen handwerklichen oder intellektuellen Berufe der Brüder außerhalb der Gemeinschaft ein zusätzliches Einkommen, um die Kosten der Gemeinschaft zu tragen.
Eine Priorität : der Empfang der Jugendlichen
Die Ökumene der Gemeinschaft wird noch sichtbarer mit der Beteiligung von zwei protestantischen Brüdern als Beobachter beim Zweiten Vatikanischen Konzil . Zahlreiche Kontakte entstehen zum Vatikan und zum orthodoxen Patriarchat von Istanbul und zu Forschungen, die mit der Gruppe der Dombes unternommen werden.
Aber das Hauptgewicht liegt auf der Öffnung für die Jugendlichen. Sie werden immer mehr und immer öfter empfangen. Die große Versöhnungskirche, die von Jugendlichen von allen Horizonten gebaut wurde, um die Schrecken des Krieges vergessen zu lassen, wird am 5. August 1962 eingeweiht in Gegenwart der höchsten Würdenträger der reformierten, anglikanischen, orthodoxen und katholischen Kirche.
Jeden Sommer werden Begegnungen vorgeschlagen, deren Thema vorher bestimmt wird. ein Höhepunkt war das Konzil der Jugend, das vom 20. August bis 1. September 1974 in Taizé organisiert wurde. Vier Jahre lang war es vorbereitet worden rund um Reflexionsthemen wie „die Suche nach einem Ideal“, die „notwendige Entsagung“, die „menschliche Brüderlichkeit“, „das Engagement für den Menschen, Opfer des Menschen“. Etwa 40 000 Jugendliche aus fast 100 Nationen haben an diesem Konzil teilgenommen, und seit 1975 sind jedes Jahr Begegnungen in einer anderen europäischen Stadt vorgesehen.
Taizé hat sich diesen multikulturellen Jugendlichen angepasst, die religiöse Erfahrungen suchen, und eine strenge Organisation auf die Beine gestellt, die dafür sorgt, dass alles gut funktioniert. Die Gebete, die in mehreren Sprachen gesprochen werden, benutzen einfache Wörter: Hören, Vertrauen, Hoffen. Die Lieder werden oft wiederholt. Man versucht, zum Wesentlichen zu kommen und eine Botschaft zu vermitteln: Die Evangelisierung richtet sich zunächst an die Jugendlichen, aber sie können auch deren Partner werden.
Gleichzeitig kümmern sich die Brüder um die Ärmsten. Sie eröffnen „Bruderschaften“, wo sich einige Brüder an Orten zusammenfinden, die durch menschliche oder geistige Not stark betroffen sind: Brasilien, Chile, Bangladesch, Senegal…Die „Operation Hoffnung“, die vor allem dem südamerikanischen Kontinent zu Hilfe kommen soll, wurde am 15. Mai 1963 in einem großen Pariser Hotel in Gang gebracht.
Eine internationale Ausstrahlung
Der Ruf der Gemeinschaft hat sich sehr schnell verbreitet. Nach Taizé kommen nicht nur Jugendliche für Einkehrtage, Begegnungen, Gespräche, sondern auch Anhänger aller Konfessionen, die ihr alltägliches Leben in ihrer eigenen Gemeinschaft verjüngen möchten
Doch Taizé stellt Fragen an den Protestantismus
Das Prinzip der religiösen Gemeinschaft ist seit den ersten Tagen der Reformation verworfen worden, und seine Wiederherstellung erregt ein gewisses Misstrauen trotz der Existenz der Gemeinschaft der Diakonissen von Reuilly, der der Schwestern von Pomeyrol und der Frauengemeinschaft von Grandchamp in der Schweiz, die seit 1936 besteht und 1968 die Regel von Taizé übernommen haben.
Juristisch ist die Gemeinschaft von Taizé keiner kirchlichen Organisation angeschlossen, auch nicht dem Ökumenischen Rat. Einer der allerersten Brüder protestantischer Herkunft, der in die Gemeinschaft eingetreten ist, ist zum Priester ordiniert worden. Die Kontakte mit dem Vatikan sind häufig und offiziell. Den protestantischen Pastoren, Mitglieder der Gemeinschaft, ist es nicht erlaubt, die Eucharistie während der Gottesdienst zu feiern, das muss von einem Priester geschehen, aber das Abendmahl ist offen für alle, mit Brot und Wein, was zu einer gewissen Verwirrung während der Zeremonie führt.
Aber Taizé gibt auch Antworten: es ist ein privilegierter Ort für die Versöhnung zwischen Christen verschiedener Herkunft, für das Erwachen des Glaubens an Christus, für das Zeugnis der universellen Kirche.“ Man spürt in dieser Gemeinschaft den Entwurf einer Antwort auf die gegenwärtigen Dramen in der Kirche und in der Welt“ (M. Sweeting)