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Die Religionskriege in der Schweiz

Mit der Ausbreitung der Reformation in vielen Kantonen blieb auch die Schweiz nicht von religiösen Konflikten verschont. Das Land erlebte vier Religionskriege: Die zwei Kappelerkriege 1529 und 1531 und die zwei Villmergerkriege 1656 und 1712. Hinzugefügt werden kann außerdem der Sonderbundskrieg von 1847, ein Sezessionskrieg mit religiösem Hintergrund.
Im Gegensatz zu den Religionskriegen im übrigen Europa waren diese Kriege von kurzer Dauer und forderten nur wenig Opfer.

Der erste Kappelerkrieg (1529)

Blason du Canton de Zurich
Wappen des Kantons Zürich © Wikimedia commons
Lage des Kantons Zürich in der Schweiz © Wikimedia commons

Der erste Kappelerkrieg war der erste Religionskrieg in Europa.

Unter dem Einfluss Ulrich Zwinglis (1484-1531) fasste die Reformation in der Schweiz zunächst im Kanton Zürich (1523) Fuß, anschließend in Bern und Basel. Die Reformation hielt auch in Genf Einzug, die Stadt war aber zunächst unabhängig und trat erst 1815 der Schweiz bei.

Anfang des 16. Jahrhunderts, nach der Reformation, wurde die Souveränität der Kantone in religiösen Angelegenheiten kaum angefochten, jedoch gab es eine Quelle für Konflikte, nämlich die Wahl der katholischen oder protestantischen Konfession in den Gemeinen Herrschaften. Dies sind Länder, die mehreren Kantonen unterstanden und abwechselnd von jedem dieser Kantone verwaltet wurden.

1529, nach der Hinrichtung von Pastor Kaiser auf dem Scheiterhaufen in Schwyz, erklärte der Kanton Zürich den fünf katholischen Kantonen Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, die sich in der Christlichen Vereinigung zusammengeschlossen hatten, den Krieg. Die beiden Armeen trafen in Kappel am Albis, einer Gemeinde im Kanton Zürich, nahe der Grenze zum Kanton Zug, aufeinander. Durch Vermittlungen konnte eine Schlacht vermieden werden.

Der Erste Kappeler Landfrieden begünstigte die protestantische Seite: Er sah vor, dass sich die Reformation in den Gemeinen Herrschaften weiter ausbreiten konnte und dass die katholischen Kantone ihr Bündnis mit Ferdinand I. von Habsburg aufgeben sollten. Zwingli konnte jedoch nicht durchsetzen, dass die katholischen Kantone den protestantischen Gottesdienst erlaubten und auf eine ihrer Haupteinnahmequellen verzichteten, nämlich die Entsendung von Söldnertruppen ins Ausland.

Der zweite Kappelerkrieg (1531)

Ulrich Zwingli (1484-1531) © Musée de la Réformation Genève
Detail eines Gemäldes, das die Schlacht von Kappel darstellt (1531) © Wikimedia commons

Auch nach dem Frieden fürchteten die Zürcher weiterhin eine militärische Intervention Ferdinands I. Zwingli bemühte sich vergeblich um ein Bündnis mit den deutschen Protestanten und um die Akzeptanz des protestantischen Gottesdienstes in den katholischen Kantonen. Er versuchte zudem, den Kanton Bern in einen Krieg gegen die fünf katholischen Kantone zu verwickeln, erreichte aber nur eine gemeinsame Getreideblockade.

Die fünf Kantone, die unter dem Embargo litten, zogen daraufhin im Oktober 1531 in den Krieg.
Die Gefechte fanden in der Nähe von Kappel statt. Die schlecht vorbereiteten, schlecht geführten und zahlenmäßig unterlegenen Zürcher Truppen wurden in die Flucht geschlagen. Im Verlauf der Schlacht wurde Zwingli, der als Militärseelsorger diente, getötet.

In einem zweiten Gefecht Ende Oktober, in der Schlacht am Gubel (Kanton Zug), wurde die Berner und Zürcher Armee der Protestanten, obwohl sie zahlenmäßig weit überlegen war, bei einem nächtlichen Angriff in die Flucht geschlagen.

Der zweite Kappeler Landfriede beendete die Ausbreitung der Reformation in der Schweiz. Er begünstigte die Katholiken in den Gemeinen Herrschaften, doch in den Kantonen wurde der religiöse Status quo beibehalten.

Der erste Villmergerkrieg (1656)

Der Dreißig Jährige Krieg © Coll. Comte d'Haussonville

Nach dem zweiten Kappelerfrieden blieben die politischen Spannungen zwischen den protestantischen und katholischen Kantonen weiterhin bestehen, ohne jedoch zu einem bewaffneten Konflikt zu führen.

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) blieb die Schweiz neutral.

Doch nach einer Geldabwertung in mehreren Kantonen im Jahr 1652, die auf dem Land einen bewaffneten Aufstand, den sogenannten Schweizer Bauernkrieg, auslöste, wurde ein in Bern ausgearbeiteter Entwurf für einen Bundesvertrag von den fünf katholischen Kantonen Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug abgelehnt.

Ende 1655 fanden Protestanten aus Arth im Kanton Schwyz Zuflucht in Zürich. Die Spannungen stiegen, bis schließlich vier in Schwyz verbliebene Protestanten hingerichtet wurden.
Die Kantone Zürich und Bern versuchten daraufhin, den Vertrag, der den zweiten Frieden von Kappel in Frage stellte, mit Gewalt durchzusetzen.

Anfang 1656 kam es zum Krieg der Kantone Zürich und Bern gegen die fünf katholischen Kantone. Die katholischen Truppen errangen bei Villmergen (heute Kanton Aargau) den Sieg, indem sie die Berner Truppen, die sich nicht mit den Zürcher Truppen vereinigen konnten, überraschend angriffen.

Die Friedensverhandlungen führten zu einem Kompromiss, der die Bestimmungen des Zweiten Friedens von Kappel, insbesondere die Zuständigkeiten der Kantone in konfessionellen Angelegenheiten, bestätigte.

Der zweite Villmergerkrieg (1712)

Blason du Canton de Berne - Suisse
Wappen des Kantons Bern - Schweiz © Wikimedia commons
Cantons Protestants Bern, Zürich et alliés Cinq cantons Catholiques et alliés Parties neutres - Toggenburg (1712)
Protestantische Kantone Bern, Zürich und Verbündete Fünf katholische und verbündete Kantone und neutrale Parteien - Toggenburg (1712) © Wikimedia Creative commons (d'après Marco Zanoli)

Im Zweiten Villmergerkrieg kämpften die protestantischen Kantone Zürich und Bern und ihre Verbündeten Genf und Neufchâtel gegen die katholischen Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug sowie Wallis und das Fürstentum St. Gallen.

Die Feindseligkeiten hatten ihren Ursprung einerseits in einem alten Konflikt zwischen dem Fürstabt von St. Gallen und seinen protestantischen Untertanen im Toggenburg, andererseits in dem Wunsch der protestantischen Kantone, der katholischen Mehrheit in der Eidgenössischen Tagsatzung (Versammlung der Abgeordneten der Kantone) ein Ende zu setzen.

Die protestantischen Truppen errangen den Sieg in der Nähe von Bremgarten (Kanton Aargau). Der Frieden wurde in Aarau (heutiger Kanton Aargau) unterzeichnet. In den katholischen Kantonen wurde der Frieden jedoch für aufgehoben erklärt.

Der Krieg flammte erneut auf: Die Protestanten errangen bei Villmergen einen entscheidenden Sieg und fielen in mehrere katholische Kantone ein. Es gab 3.000 Tote.

Die Friedensverhandlungen wurden in Aarau wieder aufgenommen und die Katholiken verloren ihre Mehrheit in der Eidgenössischen Tagsatzung. In den Gemeinen Herrschaften wurde die Religionsfreiheit eingeführt. Eine paritätische Kommission wurde eingesetzt, um die konfessionellen Streitigkeiten zu schlichten.

Der Sonderbundskrieg (1847)

Guillaume Henri-Dufour (1787-1875)
Guillaume Henri-Dufour (1787-1875) © Wikimedia commons
Guerre du Sonderbund (1847)
Guerre du Sonderbund (1847) © Wikimedia creative commons (d'après Marco Zanoli)

Der Sonderbundskrieg war ein politisch motivierter Sezessionskrieg mit religiösem Hintergrund. Er unterschied sich darin von den vorangegangenen, hauptsächlich von den Zürchern initiierten Religionskriegen, die auf die Ausbreitung der Reformation abzielten.

Nach der von Frankreich dominierten Helvetischen Republik verkündete der Wiener Kongress 1815 die Unabhängigkeit und Neutralität der Schweiz. Die Republik Genf wurde zu einem Schweizer Kanton.

Dennoch bedrohten die religiösen Spaltungen noch immer die Existenz der Eidgenossenschaft: In den Jahren 1844 und 1845 widersetzten sich protestantische Freischärler der Berufung von Jesuiten für den Hochschulunterricht durch den katholischen Kanton Luzern und versuchten, die Regierung des Kantons zu stürzen.

Angesichts dieser Unruhen gründeten die fünf katholischen Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug sowie die Kantone Freiburg und Wallis, die alle ihre kantonale Autonomie bewahren wollten, 1846 einen separatistischen Verteidigungsbund: den Sonderbund.

1847 stimmte die in Bern versammelte eidgenössische Tagsatzung für die gewaltsame Auflösung des Sonderbundes. Der Genfer Guillaume-Henri Dufour (1787-1875) wurde zum General ernannt, um das Kommando über die eidgenössischen Truppen zu übernehmen.

Mit einer Armee von 100.000 Mann führte General Dufour einen schnellen Feldzug, um eine Intervention ausländischer Mächte zur Unterstützung des Sonderbunds zu verhindern. Er griff zuerst Freiburg an, das kapitulierte, und überfiel dann Luzern. Das Wallis unterwarf sich widerstandslos.

Der Krieg war mit einer Dauer von 25 Tagen sehr kurz und forderte etwa 100 Tote. Dank der Mäßigung und der Diplomatie des General Dufour konnte der Zusammenhalt der Eidgenossenschaft bewahrt werden.
Infolge des Sonderbundskrieges wurden die Jesuiten in der Schweiz verboten. Die Bundesverfassung von 1848 war jedoch ein Kompromiss, der den Kantonen ihre Kompetenzen in Schul- und Kirchenfragen beließ.

Nach dem Historischen Lexikon der Schweiz (HLS)

Bibliographie

  • Bücher

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