Von der legalen Verfolgung zur gewaltsamen Unterdrückung
Die von Ludwig XIV. angestrebte Unterdrückung des Protestantismus verläuft schrittweise. Sie wird durch die außenpolitischen Zwänge des Königs beeinflusst. Der Klerus führt eine Politik der Bekehrung der Protestanten zum Katholizismus durch, mit Argumenten, die die theologischen Unterschiede verharmlosen. Er schickt auch Bekehrungsmissionen aus, die von sozialen Hilfen für die Neukonvertierten begleitet werden.
Auf Anregung der Bischöfe hin führt die Anwendung des Edikts von Nantes bei den Gerichten zu einem juristischen Kleinkrieg, der darauf angelegt ist, die kleinsten Abweichungen aufzuspüren, um die Schließung der reformierten Tempel zu rechtfertigen.
Der König seinerseits beschränkt nach und nach das Edikt selbst hinsichtlich der Religionsausübung, des Zugangs der Protestanten zu bestimmten Ämtern und sogar der Gewissensfreiheit.
Der Widerstand der Protestanten ist örtlich begrenzt und eher pazifistischer Natur. Er beginnt 1683 mit dem Aufruf des Anwalts Claude Brousson, auf den Ruinen der zerstörten Tempel Gottesdienste abzuhalten, was verboten war.
Die gewaltsame Verfolgung beginnt 1681 im Poitou mit den Dragonaden. Es handelt sich dabei um die Einquartierung von königlichen Truppen (« Dragonern ») bei der protestantischen Bevölkerung. Die Soldaten lassen sich durchfüttern und bezahlen. Anschließend verkaufen oder zerstören sie das Mobiliar und misshandeln die Familien ihrer Gastgeber, bis diese abschwören. Die Dragonaden sind bis 1685 in der südlichen Landeshälfte weit verbreitet.
Es folgt die Massenbekehrung der Protestanten zum Katholizismus. Trotz des königlichen Verbots flüchten viele von ihnen in die Länder des europäischen Refuge.