Soutenez Le Musée ! Faire un don

Die Unterdrückung
und Verfolgung
der Reformierten (1685-1700)

Nach der Widerrufung des Edikts von Nantes (1685) wird die Unterdrückung der widerspenstigen Protestanten fortgesetzt.

Missionare und Dragoner jagen die protestantischen Gläubigen

Die Dragonaden © S.H.P.F.

Etwa drei Viertel der Reformierten sind in Frankreich geblieben. Die meisten von ihnen haben angesichts der Dragonaden und verschiedener Verfolgungen, die zwischen 1685 und 1700 immer stärker werden, abgeschworen.

Offiziell sind sie Katholiken geworden, wie es Ludwig XIV. in der Präambel des Edikts von Fontainebleau bekräftigt (1685) : « Der beste und der größte Teil unserer Untertanen, die der vorgeblich reformierten Religion (RPR) angehören, hat die katholische angenommen ». Man nennt sie die Neukonvertierten (N.C.).

Freiheitsberaubung und Verfolgung

Zwangskonversion junger Mädchen © S.H.P.F.

Die Neukonvertierten werden streng überwacht. Sie müssen ihre neue Religion ausüben :

  • regelmäßig zur Messe gehen ;
  • den Sterbenden die letzte Ölung erteilen lassen ;
  • ihre Kinder von einem Priester taufen lassen und sie dann zum Katechismus schicken ;
  • falls die Eltern sich gegen diese katholische Verpflichtung wehren, werden ihnen ihre Kinder weggenommen, damit man diesen eine katholische Erziehung geben kann.

Die Mädchen werden ins Kloster geschickt. Man entlässt sie von dort meist nur, wenn sie Katholiken geheiratet haben.

Wenn sie sich auflehnen, werden sie in ‚Hospitäler’ geschickt, die aber keine Kranken- sondern Arbeitshäuser sind.

Ihre Freiheit ist eingeschränkt

Niemand kann ein Jura- oder Medizinstudium aufnehmen, ohne ein Zeugnis vom Gemeindepfarrer vorzulegen, dass er ein guter Katholik ist, noch kann er seine Besitztümer ohne Einwilligung des Königs verkaufen.

Die Verweigerung der letzten Ölung wird als Verbrechen eines Rückfälligen angesehen. Im Falle der Genesung riskieren die Männer die Galeerenstrafe, die Frauen Gefängnis. Im Todesfall wird der Leichnam durch die Strassen geschleift und auf die Müllhalde geworfen, das Erbe wird konfisziert.

Sofort nach dem Widerruf des Edikts von Nantes werden die Tempel werden dem Erdboden gleichgemacht und die Pastoren ausgewiesen. Die Güter der Konsistorien müssen an Krankenhäuser und Klöster abgetreten werden.

Die Habe der Landflüchtigen wird beschlagnahmt. Falls jedoch ihre Erben folgsame Neukonvertierte sind, können ihnen diese Güter wieder zufallen und sie brauchen keine Steuern zu zahlen.

Unterdrückung und heimliche Versammlungen

Wer heimlich einen Gottesdienst oder eine Versammlung der « Wüste » besucht, erhält eine Gefängnis- oder Galeerenstrafe, die Pastoren riskieren den Galgen. Einige Pastoren, die ausgewandert waren, folgen dem Ruf der allein gelassenen Gemeinden und kommen unter Lebensgefahr nach Frankreich zurück. Sechs Pastoren werden in Paris verhaftet und lebenslang in der Festung Sainte-Marguerite vor der Küste von Cannes eingekerkert.

Von 1686 bis 1689 wurden ‚Aufständische’ aus den Cevennen, die an heimlichen Versammlungen teilnahmen, auf die Antillen deportiert. Etwa tausend Protestanten sind auf diese Weise verschwunden. Nach drei Jahren verzichtete der König auf diese Maßnahme.

Der Grad der Verfolgungen ist je nach Provinz unterschiedlich ;
er hängt vom Eifer der dortigen königlichen Intendanten ab

Im Languedoc hat der Intendant Bâville mit seinen harten Verfolgungsmaßnahmen besonders düstere Erinnerung hinterlassen. Im Gegensatz dazu haben die heimlichen Gottesdienste in Châtillon-sur-Loire zu keinen Verfolgungen geführt. Der Gemeindepfarrer glaubte fest, dass Überzeugungsarbeit eine wirksamere Methode als Gewaltanwendung sei, um die Reformierten zur katholischen Kirche zurückzubringen. Die Gemeindepfarrer hatten in der Tat eine wichtige Rolle als direkte Agenten des Intendanten inne.

Die Verfolgungen dauern bis in die 1760er Jahre an. Danach werden die Protestanten in den meisten Provinzen stillschweigend geduldet.

Weiter im Rundgang

Dazugehörige Rundgänge

Die Aufhebung des Edikts von Nantes und ihre Folgen (1685-1700)

Im Oktober 1685 unterzeichnete Ludwig XIV. das Edikt von Fontainebleau, das das Edikt von Nantes aufhob. Es verbietet jede Ausübung der protestantischen Religion und jede Auswanderung von Protestanten. Pastoren haben...

Königliche Repression gegen Protestanten

Mit der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) wurde jegliche Ausübung des protestantischen Gottesdienstes illegal: Tempel wurden zerstört und Pfarrer ausgewiesen. Protestanten hingegen ist es nicht gestattet, das Königreich zu...

Dazugehörige Vermerke

Hugenottische Erinnerungsstätte der Insel Sainte-Marguerite

Neben dem Château d’If in Marseille, der Tour de Constance in Aigues-Mortes und der Festung Brecou in Agde ist die Festung auf der Insel Sainte-Marguerite eines der vier königlichen Gefängnisse...

Die Neukonvertierten

Nach dem Widerruf des Edikts von Nantes haben fast alle Protestanten, die in Frankreich blieben, abgeschworen : das sind die ‚Neukonvertierten’. Ihre Teilnahme an katholischen Zeremonien wird überwacht und ihre Abwesenheit...

Die geheimen Versammlungen

Lange vor der Widerrufung des Edikts von Nantes (1685) wird die Freiheit, den reformierten Glauben auszuüben, in Frage gestellt. Nach der Widerrufung des Edikts von Nantes bleiben zwei Drittel der...

Die Dragonaden (1681-1685)

Mit Dragonaden bezeichnet man die gewaltsame Einquartierung von Dragonern, Soldaten des Königs, bei den Hugenotten. Die letzteren werden ausgeraubt und misshandelt, bis sie abschwören.

Die gegen die Reformierten gerichtete Politik (1661-1685)

Um die ‚vorgeblich reformierte Religion’ (R.P.R.) politisch einzudämmen, setzt Ludwig XIV. zunächst friedliche, juristische Mittel ein, dann greift er auf Gewalt zurück.