Kontext
Das 2013 vollendete Dokument Vom Konflikt zur Einigung folgt auf die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre des Lutherischen Weltbundes und der katholischen Kirche, die am 31. Oktober 1999 in Augsburg unterzeichnet worden war.
Es handelt sich hier um einen Bericht der lutherisch-römisch-katholischen Kommission zur Einheit. Dieser Bericht hat zum Gegenstand, das Gedächtnisjahr der Reformation vorzubereiten.
Inhalt des Dokumentes
Das Vorwort kündigt einen Text an, der „einen Weg beschreibt, vom Konflikt zur Einigung, dessen Ziel noch nicht erreicht ist „, und schlägt vor, Selbstkritik zu üben statt Kritik an dem Anderen. Es erinnert an zwei Herausforderungen: „ die Reinigung und die Heilung der Erinnerungen und die Wiederherstellung der christlichen Einheit in Harmonie mit der Wahrheit des Evangeliums“.
Das Dokument besteht aus 245 Artikeln, einer Einleitung und sechs Kapiteln.
In der Einleitung wird daran erinnert, dass sich 1980 ein Dialog entwickelt hatte anlässlich des 450. Jahrestages des Augsburger Bekenntnisses, und dass es wichtig ist, Vorschläge zu machen „ für eine Gedächtnisfeier und eine Aneignung der Reformation heute“.
Kapitel I – Das Gedächtnis an die Reformation feiern in der Zeit der Ökumene und der Globalisierung:
während die Gedächtnisfeiern der vorausgegangenen Hundertjahrfeiern einen polemischen Charakter hatten, ist der Kontext der Globalisierung und der Säkularisierung heute Ursprung neuer Herausforderungen, die bei der Gedächtnisfeier 2017 zu bestehen sind, damit der Dialog zwischen den Christen weiter verfolgt und verbessert werde.
Kapitel II – Neue Gesichtspunkte zu Luther und der Reformation:
dieses Kapitel behandelt die Entwicklung der beiden Kirchen in Bezug auf ihre besondere Sicht der Reformation seit ihrer Entstehung im Spätmittelalter.
Kapitel III – Historischer Abriss der lutherischen Reformation und der katholischen Reaktion:
dieses Kapitel kommt auf die Reformation in ihrem politischen, ökonomischen und kulturellen Kontext zurück. Es gibt einen gemeinsamen Bericht über den Ablass, den Prozess gegen Luther, die verpassten Gelegenheiten, den Reichstag zu Worms (1521), das Augsburger Bekenntnis (1530), die Konzile von Trient (1545-1563) und das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) sowie die theologischen Lehren: Schrift und Tradition, Rechtfertigung, Sakramente.
Kapitel IV – Hauptthemen der Theologie von Martin Luther im Licht der lutherisch-katholischen Dialoge:
dieses Kapitel stellt die Schlussfolgerungen der Dialoge zwischen beiden Kirchen vor, die sich auf vier Punkte von Luthers Theologie beziehen: die Rechtfertigung, die Eucharistie, das Amt und die Beziehung zwischen Schrift und Tradition. Zum Schluss heißt es, dass der Dialog fortgesetzt werden muss.
Kapitel V – aufgerufen zu einer gemeinsamen Gedächtnisfeier:
während der Gedächtnisfeier zu den 500 Jahren der Reformation haben beide Kirchen ihre Sünden gegen die Einheit zu bekennen, sich zu freuen über den Beitrag der Reformation zum Verständnis des Evangeliums und der Gnade Gottes, aber auf keinen Fall die Spaltung der westlichen Kirche zu feiern.
Kapitel VI – Fünf ökumenische Imperative:
fünf Imperative werden herausgestellt, um die gemeinsame Gedächtnisfeier 2017 zu leiten:
- sich immer in die Perspektive des Anderen versetzen
- sich durch die Begegnung mit dem Anderen verwandeln lassen
- sich zu engagieren, die sichtbare Einheit zu suchen mit konkreten Etappen
- gemeinsam die Macht des Evangeliums für unsere Zeit wieder zu entdecken
- gemeinsam die Gnade Gottes zu bezeugen im Dienst an der Welt
Bedeutung des Dokumentes
Ausgehend von einer erneuten Lesung der Reformation bezeugt das Dokument den gemeinsamen Wunsch, auf dem Weg der Einheit Fortschritte zu machen.
Beide Kirchen verwerfen kategorisch jeglichen Hass und jegliche Gewalt in der Vergangenheit und in der Gegenwart, besonders jene, die sich im Namen der Religion ausdrücken. Sie beten für die Heilung der Verletzungen, die unseren Blick aufeinander verdunkeln. Beide Kirchen erkennen ihre seelsorgerliche Verantwortung an: „wir wünschen sehnlichst, dass die Verletzung am Körper Christi geheilt werde“.
Sie engagieren sich, gemeinsam humanitäre Aktionen zu entwickeln.
Und doch bleiben Meinungsverschiedenheiten zwischen Katholiken und Protestanten bestehen über die Eucharistie, die Sakramente, die ordinierten Ämter, den Papst.