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Eine scheinbare Beruhigung (1630-1660)

Nach dem Frieden von Alès (1629) versucht Richelieu, die Protestanten wieder in die katholische Kirche einzugliedern. Unter Mazarin bringen ihnen die Notwendigkeiten der Außenpolitik und ihre Loyalität während des Aufstands der Fronde eine Zeit der Beruhigung.

Die Wiedereingliederungspolitik Richelieus von 1630-1642

Cardinal de Richelieu (Armand de Plessis), (1585-1642) © Collection du Château de Coppet

Der Friede von Alès (und das Edikt von Nîmes, 1629) nahm den Protestanten ihre Sicherheitsplätze und beendete ihr politische Macht. Die katholische Kirche wird in den reformierten Städten (wie in Montauban, La Rochelle) wieder in ihre alten Rechte eingesetzt. Die katholischen Honoratioren folgen mit ihrer Dienerschaft. Von 1632 an verlangt das Oberlandesgericht von Toulouse, dass die protestantischen Städte, besonders Montauban und Castres, eine gleiche Anzahl von Katholiken und Protestanten in ihren Stadtrat wählen müssen.

Darüber hinaus versucht Richelieu, die ‚ketzerischen Dissidenten’ zur katholischen Kirche zurückzubringen. Er betrachtet die religiöse Einheit als Bindemittel der politischen Einheit. Richelieu denkt, dass die theologischen Meinungsverschiedenheiten zwischen Katholiken und Protestanten beigelegt werden können, indem man den Katholizismus auf die ‚wahre

Religion’ hin orientiert, aus der man einige untergeordnete Dogmen streicht. Dieser Plan der Vereinigung mit den Gallikanischen Kirche ruft sowohl bei den reformierten Synoden als auch in Rom Widerstand hervor.

Juristische Beschränkungen

Verbot der Störung katholischer Andachten, 1643

Darüber hinaus werden von den Gerichten unter dem Vorwand einer Verletzung des Edikts von Nantes Beschränkungen angeordnet, oft unter dem Einfluss katholischer Eiferer der « Compagnie du Saint-Sacrement ». Dabei handelt es sich um die Abschaffung von Gottesdiensten oder die Schließung von Schulen. Eine königliche Deklaration von 1634 verbietet den Pastoren, außerhalb ihres Wohnorts tätig zu werden : so können die Nebenkirchen nicht mehr als Kultstätte genutzt werden.

Ab 1635 legen die Versammlungen des Klerus, zu denen alle fünf Jahre die Bischöfe und Abgesandten der Domkapitel und Abteien vor dem König zusammenkommen, diesem ein Beschwerdebuch vor, das Klagen gegen die Hugenotten enthält. Sie wollen ihn damit zur strengeren Anwendung des Edikts veranlassen.

1640 ordnet eine Entscheidung des königlichen Staatsrats an, die Prozessionen des Allerheiligsten unter Androhung einer hohen Geldstrafe grüßend zu ehren.

Die im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges gegen die Habsburger gerichtete Außenpolitik Richelieus stützt sich jedoch auf die protestantischen Fürsten des deutschen Reiches. Daher verweist Richelieu den ‚Abbau des Ketzertums’ (la réduction de l’hérésie) auf den zweiten Platz.

Die Beruhigung unter Mazarin

Puylaurens, protestantische Akademie

Nach dem Tod Ludwigs XIII. (1643) wird sein Sohn Ludwig XIV. König. Er ist 5 Jahre alt. Die Königinmutter, Anna von Österreich, übernimmt daher die Regentschaft. Kardinal Mazarin ist von 1644-1661 « Prinzipalminister » Ludwigs XIV.

Mazarin setzt die Außenpolitik Richelieus gegen Kaiser Ferdinand III. (bis zum Westfälischen Frieden, 1648) und gegen Spanien (bis zum Pyrenäenfrieden, 1659) fort. Er ist auf Seiten Englands und der protestantischen deutschen Fürsten. Die Staatsräson verlangt es, dass man seine Verbündeten nicht verärgert. Die französischen Protestanten werden nicht mehr juristisch behelligt.

Mehrere Beschlüsse des königlichen Staatsrats machen sogar Einschränkungen des Edikts von Nantes, die durch vorangegangene Beschlüsse angeordnet wurden, rückgängig. Diese Milde wurde dem Kardinal von seinen Gegnern als mangelnder Eifer für die Kirche ausgelegt.

Die Sache der Katholiken wird jedoch durch die Schaffung von Diözesen vorangetrieben : 1648 wird La Rochelle Bischofssitz.

Wahrend des Aufstandes der Fronde (1648-1653) bleiben die Protestanten der Krone treu. Die königliche Deklaration von 1652, die von Ludwig XIV. beim Erreichen seiner Volljährigkeit unterscheibt, bestätigt feierlich das Edikt von Nantes und lobt die Protestanten für ihre Zuneigung und Treue während der Unruhen.

Während dieser Zeitspanne der religiösen Ruhe gewinnt der Protestantismus an Terrain : die Reformierten bauen ihre Tempel wieder auf und errichten selbst neue, aber 1659 wird die Akademie von Montauban (die Fakultät für reformierte Theologie) nach Puylaurens, einem kleinen abgelegenen Marktflecken am Tarn, ausgelagert, und das Kolleg von Montauban gelangt ganz unter die Herrschaft der Jesuiten.

Die katholische Reaktion

Auf die positive Lage der Protestanten reagiert die Versammlung des Klerus 1655 mit einem Beschwerdebuch, das die Widerrufung der Deklaration von 1652 verlangt sowie die Zerstörung der Tempel und die Beschränkung des Zugangs zum reformierten Gottesdienst.

Mazarin akzeptiert das, und die königliche Deklaration von 1656 ist für die Protestanten weniger vorteilhaft als diejenige von 1652. Zwar wird dennoch eine Nationalsynode der reformierten Kirchen 1659 in Loudun zugelassen, aber es die letzte, die in alter Form zusammentreten kann.

Der Pyrenäenfriede, der 1659 mit Spanien unterzeichnet wird, er möglicht es, gegen die Reformierten wieder stärker vorzugehen. Von nun an wird das Edikt ‚mit Strenge angewandt’.

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Bibliographie

  • Bücher
    • CARBONNIER-BURKARD Marianne et CABANEL Patrick, Une histoire des protestants en France, Desclée de Brouwer, Paris, 1998

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