Die Ausbildung
France Jaulmes wird 1936 in Montpellier in einer wohlhabenden protestantischen Familie aus den Cevennen geboren. Paul Jaulmes ist Professor an der Pharmazeutischen Fakultät.
Im Studium der klassischen Geisteswissenschaften stößt sie auf die Texte der Kirchenväter.
Um ihre Thesen besser zu verstehen, die Fragen, aber auch den Sinn in der gegenwärtigen Welt, vervollständigt sie ihre Ausbildung an der Theologischen Fakultät von Montpellier, wo sie vor allem den Vorlesungen von Wilhelm Vischer (1895-1988) über das Alte Testament und denen von Georges Crespy (1920-1976) in Philosophie und Soziologie folgt.
Mit letzterem macht sie sich genauer mit den ethischen Fragen vertraut und trifft auf die Arbeiten des Pfarrers André Dumas und des Philosophen Paul Ricoeur. Im Jahre 1961 heiratet sie Yves Quéré. Dieser Spezialist der Physik der festen Körper wird schnell Professor an der Polytechnischen Hochschule und Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Die Hochzeit ist ökumenisch und die Ökumene wird für das Ehepaar zu einer ständigen Bezugsquelle. Sie haben drei Kinder.
Die ersten Arbeiten
Die ersten Arbeiten von France Quéré beziehen sich auf die Kirchenväter. Pater Hamman (1920-2000), ein großer Spezialist auf diesem Gebiet, schlägt ihr nämlich vor, für die Sammlung Ichtus zu arbeiten, die er im Verlag Migne leitet. Mit weiteren katholischen und protestantischen Spezialisten nimmt sie an der Herausgabe und Übersetzung von mehreren Bänder ausgewählter Texte teil: Reiche und Arme in der Urkirche (1962), Das Mysterium von Weihnachten (1963), Die Eucharistie (1964), Die Frau (1968), Die Eheschließung (1969) und andere mehr.
Sie entdeckt in jenen alten Schriften eine vielfältige Wirklichkeit und Interpretationskonflikte, die ihre Wirklichkeitserfahrung der heutigen Welt widerspiegeln, besonders die ganz offene aber konfliktreiche Lage der Frauen und die Veränderung des Familienrechts.
Die Zeit des Engagements
Ohne die Patristik aufzugeben, engagiert sie sich von nun an in aktiven Überlegungen über ganz aktuelle Probleme. Ein erster Essay, Der Mangel an Hoffnung (1971), stellt eine anspruchsvolle moralische Haltung vor: sie betrachtet aufmerksam die Möglichkeiten, die der wissenschaftliche Fortschritt eröffnet (die Empfängnisverhütung oder in Folge die medizinische Begleitung der Fortpflanzung und noch mehr).
Sie ist auch empfänglich für die Vielfalt der Situationen, die sich aus diesen Veränderungen ergeben, sowie für deren oft schwer zu entziffernde Wechselbeziehungen: die Folgen daraus können Gewalt hervorbringen (Gewalt, die Frauen in ihrem Berufs- oder Eheleben angetan wird).
Ihre Aufgeschlossenheit und ihre erfinderische Klugheit machen aus ihr eine von den feministischen Bewegungen sehr gefragte Spezialistin (Junge Frauen, die Familienplanung, das Kollektiv gegen die Vergewaltigung). Sie ergreift das Wort zu sehr heiklen Themen wie dem Recht auf Abtreibung, der Beziehung zur Behinderung, den Bedingungen am Lebensende.
Als Aktivistin der protestantischen Familienverbände wird sie Mitglied im Hohen Rat für Bevölkerung und Familie. Gleich nach dessen Gründung 1983 wird sie zum Mitglied des Nationalen Ethikrates ernannt. Sie schreibt regelmäßig Leitartikel für die Zeitung La Croix, die Wochenzeitung Réforme und die Monatszeitung Panorama. Ihre Arbeiten gelten als wichtige Bezugspunkte.
Im Jahre 1995 stirbt sie an einem Asthmaanfall.