Der Fabrikant in Mulhouse
Frédéric Engel-Dollfus wird 1818 in Cernay geboren. Nach seiner Schulzeit in Cernay und Paris (Gymnasium Henri IV.) beginnt er eine Lehre, zuerst in Mulhouse, dann in Le Havre.
Zurück in Mulhouse nach einer Reise durch England, Schottland und Irland tritt er in die Firma Vaucher ein, dann arbeitet er bei Dollfus-Mieg und Co. (Herstellung von Baumwollgarnen und Geweben, Stoffdruck), deren Teilhaber er 1843 wird. Als Anhänger des Saint-Simonismus reorganisiert er das Unternehmen durch Mechanisierung und Integration des industriellen Prozesses und auch durch die Entwicklung neuer Produkte. Er entwickelt insbesondere die Produktion von Garnen zum Nähen und zum Sticken, die er erfolgreich auf den Weltmarkt bringt. Was seine Baumwollstofffabrik, die jahrelang bereits Defizite einbrachte, angeht, so wurde sie 1888 aufgelöst. Sie war nicht die einzige, die in Mulhouse Ende des 19. Jhs. verschwand.
Die Berühmtheit, die er als Industrieller erlangt hatte, führte ihn dazu, bei Ausbruch des Krieges 1870 an den wirtschaftlichen Verhandlungen, die dem Vertrag von Frankfurt vorangingen und folgten, aktiv teilzunehmen. Er war ein Mitglied der Abordnung, die nach Tours zum Gouvernement der nationalen Verteidigung und der Kommission zur Verteidigung elsässischer Interessen geschickt wurde.
Der Protestant und der Philanthrop
Frédéric Engel-Dollfuss stellte den (Kinder-) Aufenthaltsraum von DMC zur Verfügung, damit dort ein Gottesdienst abgehalten wurde, dem die Familie jeden Sonntag beiwohnte, bevor die Kirche im Dorf Dornach gebaut wurde.
Seine Aufgeschlossenheit gegenüber dem Saint-Simonismus führte ihn dazu, sich der Schaffung von nützlichen und philanthropischen Werken zu widmen, die zum moralischen, materiellen oder physischen Wohlbefinden der Arbeiterklasse beitragen sollten : « Der Arbeitgeber schuldet seinem Arbeiter mehr als den Lohn » und auch « Es ist seine Pflicht, sich um den moralischen und physischen Zustand seiner Arbeiter zu kümmern, und diese Verpflichtung, die ganz moralisch und durch keine Art von Entlohnung zu ersetzen ist, muss über den eigenen Interessen stehen ».
Einige Werke waren insbesondere den Arbeitern der Firma Dollfus-Mieg und Co.gewidmet : Hilfs-und Rentenkasse, kollektive Versicherungen, Altenheim, eine Gesellschafft, die zum Sparen ermunterte, Schulen und Aufenthaltsräume für Kinder (die Vorfahren der Kindergärten)…
Andere Werke fanden in Frankreich und auch im Ausland Widerhall. Nach dem Modell, das bereits in England existierte. Das wichtigste Werk ist sicher die « Association préventive des accidents » (Vereinigung zur Vermeidung von Unfällen), die die Aufgabe hatte, Mittel zu finden und anzuwenden, um die Gefahren abzuwenden, denen die Maschinen die Arbeiter aussetzten. Von mehreren Fabrikanten gegründet, zielte diese Vereinigung auf die Verhinderung von Unfällen ab ; Inspektoren kontrollierten die beteiligten Manufakturen. Diese Initiative hatte sicher eine Auswirkung auf die Gesetzgebung von 1871 (in Deutschland) und 1874 (in Frankreich), die sich auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Arbeiter hinsichtlich Sicherheit und gesundheitlicher Zuträglichkeit bezog.
Mit Hilfe von Diakonissen gründete Frédéric Engel-Dollfus in Mulhouse auch ein « dispensaire pour enfants malades », eine Ambulanz also, die zum Ziel hatte, bedürftigen Kindern die Pflege zukommen zu lassen, die sich ihre Eltern nicht leisten konnten. Er kam ganz allein für den Bau und den Unterhalt dieser Einrichtung auf.
Er trug unter anderen auch dazu bei, die Zeichenschule (Ecole de dessin), die Zeichner für die Industrie der bemalten Leinwand ausbilden sollte, und die Schule des Spinnens und des Webens (École de filature et tissage) von Mulhouse zu gründen.
Der Erfolg und die Originalität der letztgenannten Schule sind auf ihren alternativen Unterricht zurückzuführen : Theorie, dann Praxis durch die Bereitstellung von Materialien ad hoc. Dies war schon ein sehr innovativer Unterricht, denn die Schüler machten ihre Lehre, indem sie im Unternehmen nach einer gewissen Zeit der Theorie praktisch tätig waren. Die Effizienz dieser Methode führte dazu, dass sie sehr begehrte Kräfte wurden, denn sie waren sofort auf dem Arbeitsmarkt einsetzbar.
Der Name Frédéric Engel Dollfuss wird auch mit der Société de protection des apprentis et enfants (Gesellschaft zum Schutz der Lehrlinge und Kinder), die in den Manufakturen arbeiteten, verbunden.
Er war Mitglied in zahlreichen Verwaltungsräten, darunter dem der École alsacienne in Paris.
Autor: Thierry Durand-Gasselin