Oberhaupt einer königlichen Familie
Heinrich von Bourbon, zweiter Fürst von Condé, wird 1552 geboren. Es handelt sich um den Sohn des Louis de Bourbon und der Éléonore de Roye, einen Vetter Heinrichs von Bourbon, des späteren Henri IV. und Oberhaupts der Familie der Bourbonen.
Im Juli 1572 heiratet er Marie de Clèves, die 1574 ohne männlichen Nachkommen stirbt. 1586 heiratet er Charlotte de La Trémoille. Diese entstammt einer bedeutenden protestantischen Familie aus dem Norden Frankreichs und hinterlässt zwei Kinder, darunter einen Junge, Heinrich, der erst nach dem Tod seines Vaters geboren wird.
Heinrich von Bourbon-Condé stirbt 1588 unter fraglichen Umständen. Von seiner Kriegsverletzung aus der Schlacht von Coutras erholt er sich zunächst, als er plötzlich unerklärlich stirbt. Zweifellos wurde er von seinen Feinden vergiftet, aber von wem? Von Katholiken oder moderaten Protestanten, die sich an ihm stören …? Schließlich wird seine Frau, die Fürstin von Condé, des Mordes verdächtigt und mit ihrem Liebhaber in ihrem Haus in Saint-Jean-d‘Angély unter Arrest gestellt.
Protestantisches Oberhaupt
Heinrich I. von Bourbon-Condé hat weder das Charisma noch das politische Geschick seines Vaters geerbt. Er ist in erster Linie Protestant, dogmatisch, streng und kompromisslos. Er wird von seinem Glauben und einer unerschütterlichen Religiosität angetrieben und hat ein einziges Ziel: Den Sieg des protestantischen Glaubens. Nach dem Tod seines Vaters 1569 wird er nominell Chef der protestantischen Partei und wird darin 1574 in Abwesenheit Heinrichs von Navarra bestätigt, der am französischen Hof unabdingbar ist. In Wirklichkeit übernehmen aber der Kriegsherr Gaspard de Coligny und der Thronfolger Heinrich von Bourbon-Navarra immer mehr die Führung der protestantischen Partei.
1570 beendet der Friedensvertrag von Saint-Germain den dritten Religionskrieg. Er erlaubt den Protestanten eine gewisse Freiheit in der Ausübung des Gottesdienstes und gewährt ihnen Sicherheitsplätze[1]. Coligny tritt in den Königlichen Rat ein und Marguerite de Valois, die Schwester des Königs, wird Heinrich von Navarra versprochen. Das alles vermindert den Einfluss des Fürsten von Condé auf die protestantische Partei.
Der Friede im Königreich währt bis 1572 und dem Massaker der Bartholomäusnacht. Viele Protestanten werden getötet und Kriegsherren im Hof des Louvre ermordet. Navarra und Condé werden zwar gerettet, müssen aber ihrem protestantischen Glauben abschwören und zwangsweise zum Katholizismus übertreten. Condé bleibt zwei Jahre am königlichen Hof. Inzwischen flammt der Religionskrieg wieder auf. Condé begleitet den König bei der Belagerung von La Rochelle.
Gleichzeitig errichten die Protestanten im Süden Frankreichs die „Provinzunion des Südens“, ein Versuch, einen Staat im Staat aufzubauen, der über eine eigene Finanzverwaltung und eigene Diplomatie verfügt.
[1] Städte, die den Protestanten zugewiesen werden, um ihre Sicherheit zu gewährleisten und ihnen als Garantie zu dienen. Am Ende des dritten Religionskieges teilt das Edikt von Saint-Germain ihnen im Jahr 1570 vier Städte zu: La Rochelle, Cognac, La Charité-sur Loire und Montauban.
Der Fürst in offener Auflehnung gegen die Staatsmacht
Die Verschwörung der „Unzufriedenen“ (Les Malcontents) 1574, angeführt vom jüngsten Bruder des Königs, dem Herzog von Alençon, ist eine Revolte gegen die Herrschaft Katharinas von Medici. Auf eine solche Gelegenheit hatte Condé gewartet, um aus Frankreich nach Deutschland zu fliehen. Er rekrutiert dort Truppen und letzten Endes schließen sich 20.000 Reiter unter dem Kommando des Pfalzgrafen Kasimir den protestantischen Truppen im Kampf gegen die Königsmacht an. In der Versammlung von Millau im Juli 1574 wird Condé von der protestantischen Partei zum Oberhaupt und General der französischen Kirchen ernannt.
Im fünften, sechsten und siebten Religionskrieg ist Condé einer der Kriegsherren der protestantischen Partei. Er zeichnet sich durch die Einnahme von La Fère im Jahr 1579, das im folgenden Jahr zurückgegeben werden muss, und durch die Einnahme von Angers (1585) aus. Der Verlust Angers nach vierzehn Tagen zwingt Condé zur Flucht nach Guernesey.
In der Schlacht von Coutras 1587 untersteht Condé selbstverständlich der Autorität des Königs von Navarra, Oberhaupt der Bourbonen.
Condé und Navarra streiten regelmäßig heftig über das letztendliche Ziel des Kampfes gegen die Krone. Condé lässt als einzige Bestrebung gelten, den Protestantismus zur Religion des Königsreichs zu machen. Heinrich von Navarra, der Thronfolger, hofft, das Königsreich zu befrieden. Die Vorherrschaft des Protestantismus ist für ihn keine unabdingbare strukturelle Bedingung. Diese Meinungsunterschiede schaden dem Zusammenhalt und damit der Stärke der protestantischen Partei.
Ein vergessener Fürst
Seine Zeitgenossen trauern Condé nach, da er ihre Leidenschaften teilte und sie durch die Stärke seiner Überzeugungen beeindruckte.
Agrippa von Aubigné schreibt über ihn. Er sei ein tapferer, entschlossener, hartnäckiger und „unnachgiebiger Streiter“ gewesen, aber „engstirnig und dabei nur mittelmäßig gerecht“, und habe „nicht die seltene Fähigkeit des Königs von Navarra besessen, bei allem präsent zu sein“.