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Henri Dunant (1828-1910)

Begründer des Roten Kreuzes

Der algerische Traum

Henry Dunant © Société Évangélique de Genève

Im Jahre 1853 begibt sich Dunant nach Nordafrika im Auftrag der Bankiers Lullin und Sauter, im Namen der „Genfer Handelsgesellschaft der Schweizer Kolonien“, die ein Grundstück in Sétif erworben hat, eine Abtretung der französischen Regierung, Land, das für mehrere Hundert Siedler nutzbar und bewohnbar gemacht werden muss.

Im Jahre 1850 gründet er seinerseits eine Kolonialgesellschaft in Algerien, nachdem er eine Landkonzession nicht weit von St. Arnaud erhalten hat. Es wird die „Finanz-und Industriegesellschaft der Mühlen von Mons-Djemila“.

Aber die Schwierigkeiten, um diese Ländereien nutzbar zu machen sind erheblich. Er hat Mühe, die Genehmigung zu erhalten, den Wasserfall zu nutzen, der ihm erlauben würde, die Mehlmühlen in Gang zu bringen.

Doch 1857 begibt er sich nach Tunesien, ein Land, das ihn auf den Gedanken bringt, ein auf geographischem wie anthropologischen Gebiet sehr gut dokumantiertes Werk zu verfassen, das er bei seiner Rückkehr nach Genf veröffentlichen wird unter dem Titel „Notice sur la Régence de Tunis“.

Seine Lage in Algerien stellt ihn immer noch vor ernste Probleme und , um, so dachte er, seine Arbeit zu erleichtern, beantragt und erhält er die französische Staatsbürgerschaft.

1859 beschließt er, sich direkt an den Kaiser Napoleon III zu wenden.

Der Genfer Protestantismus zur Zeit der Erweckungsbewegung

Henri Dunant ist am 8. Mai 1828 in Genf in einer calvinistischen Familie geboren, die sozial sehr engagiert war, und wo auch er sich aktiv engagieren wird.

Es ist die Zeit der Erweckungsbewegung, der Gründung der Christlichen Union (1852), deren „Sekretär-Korrespondent“ Dunant ist. Er widmet dieser Arbeit seine ganze Energie und einen Großteil seines Gehaltes, das er bei den Bankiers Lullin und Autier bekommt, einer Gesellschaft, in der er ein Bankpraktikum absolviert (1849).

Im Laufe des Sommers 1853 folgen mehrere Treffen der Christlichen Union aufeinander sowohl innerhalb der französisch sprechenden Schweiz als auch in Frankreich, dem Land, in dem er während einer von ihm so genannten „apostolischen Reise“ St. Etienne, Marseille und Montpellier besucht.

Gründung des Komitees der Fünf, Ursprung des Komitees vom Roten Kreuz

Dunant schreibt an seinem Buch „Eine Erinnerung an Solferino“, das 1862 erscheint, und das auf seinen letzten Seiten die Hauptideen des zukünftigen Roten Kreuzes enthält: die Tatsche, sich in Friedenszeitn darauf vorzubereiten, im Notfall den Verwundeten Hilfe leisten zu können, die Tatsache, dass die Hilfsaktionen international organisiert werden, und sogar das Prinzip der Neutralitiät dieser Hilfe.

Am 17. Februar 1863 wird die Mitgliederversammlung der Kommission der Fünf (der außer Dunant Gustave Moynier, der General Dufour und die Ärzte Théodore Maunoir und Louis Appia angehören) zuerst Genfer Komitee, dann Internationales Ständiges Komitee der Hilfsgesellschaft für die Verwundetenpflege als Vorfahr der Internationalen Komitees vom Roten Kreuz anerkannt, zu dessen Sekretät Henri Dunant ernannt wird.

Es geht darum, in Friedenszeiten Hilfsgesellschaften für die Verwundeten zu schaffen und den Armeen bei Feldzügen einen Korps freiwilliger Krankenpfleger mitzuschicken, die ein besonderes Kennzeichen tragen. Dieses Komitee hat eine internationale Bestimmung und legt Wert darauf, dass es als ständige Einrichtung anerkannt wird.

Es erscheint dem Komitee als dringend, die Zustimmung der Fürsten und Nationen Europas zu erhalten.

Die Schlacht von Solferino

Timbre Dunant, Moynier,Dufour © Collection privée

Am 24. Juni 1859 ist Dunant in der Nähe des Schlachtfeldes von Solferino, wo die Truppen von Sardinien-Piemont unterstützt von den französischen Truppen der österreichischen Armee gegenüberstehen.

Der Anblick dieser besonders harten und mörderischen Schlacht – über 40.000 Tote oder Verwundete auf dem Schlachtfeld – wird dem Leben von Henri Dunant eine entscheidende Richtung geben.

Von Castiglione aus, wo er sich aufhält, nimmt er sogleich die Hilfsaktionen in Angriff. Er orgnisiert mit Freiwilligen – vor allem Frauen – die Einrichtung von Feldlazaretten und vor allem leitet er in der Chiesa Maggior, der Kathedrale der Stadt, die Aufnahme von etwa 10.000 Verwundeten, unabhängig von ihrer nationalen Zugehörigkeit. Gleichzeitig erreicht er, dass die österreichischen Ärzte, die gefangen genommen waren, ebenfalls zur Versorgung der Verwundeten beitragen konnten.

Der Berliner Kongress (September 1863)

Henri Dunant wird beauftragt, die Denkschrift zu verfassen, die auf dem Internationalen Wohlfahrtskongress in Berlin verlesen werden soll. Aber dieser findet nicht statt und wird von einem Internationalen Kongress für Statistik ersetzt. Dunant beschließt, sich trotzdem dorthin zu begeben.

Während seines Aufenthaltes stellt er sehr fruchtbare Kontakte her, besonders mit dem König von Preußen und dem König von Sachsen, den er in Dresden besucht hat, was ihm erlaubt, die Idee der Neutralität der Hilfe in Kriegszeiten voranzutreiben. Er gewinnt auch Österreich und Hessen für seine Idee.

Die Genfer Konferenz (Oktober 1863)

© Société Évangélique de Genève

In Genf wird eine internationale Konferenz organisiert um „die Mittel zu untersuchen, wie man die Mangelhaftigkeit des Gesundheitsdienstes in den Armeen bei Feldzügen beheben kann“. Die Schlussfolgerungen dieser Konferenz sind äußerst positiv und entsprechen den Wünschen, die Dunant geäußert hat. Die Regierungen werden aufgefordert:

  • diese Komitees unter ihren Schutz zu stellen,
  • das Thema der Neutralität zu respektieren,
  • ein besonderes Kennzeichen einzuführen: es wird das rote Kreuz auf weißem Grund.

Organisation der diplomatischen Konferenz vom 22. August 1864

Genfer Konvention, 22. April 1864 © Société Évangélique de Genève
Seite 1 der Genfer Konvention © Société Évangélique de Genève

Die „Genfer Konvention“ für die Verbesserung des Schicksals der Verwundeten im Fall einer Schlacht lässt die Hauptvorschläge, die zwei Jahre zuvor in „Eine Erinnerung an Solferino“ niedergelegt worden waren, in das internationale Recht einfließen.

Der Vertrag bestimmt, dass die Krankenwagen, Krankenhäuser und ihr Personal neutral sein müssen und die Verwundeten unparteilich versorgt werden.

Neue Schwierigkeiten in Algerien

In Algerien bemüht sich Dunant ohne Erfolg, eine Genehmigung für einen zweiten Wasserfall zu erhalten, den er für die Bewirtschaftung seiner Ländereien braucht. Doch verliert er nicht den Mut: 1865 erwirbt er Steinbrüche in Felfela und versucht mit allen Mitteln, die Mühlen von Djemila zu retten, indem er sie in eine gesündere Gesellschaft integriert. Aber die finanzielle Lage erweist sich als katastrophal und Dunants Gesellschaft geht in Konkurs.

Er wird vom Genfer Handelsgericht für betrügerischen Bankrott verurteilt.

1867 verlässt Dunant Genf und siedelt sich in Paris an

Eine Meinungsverschiedenheit mit Moynier wird immer fühlbarer. Dunant reicht seinen Rücktritt vom Posten des Sekretärs der Internationalen Hilfskomitees für die Verwundeten ein. In einem Brief gibt Moynier Henri Dunant klar zu verstehen, dass seine Abwesenheit von Genf ihm nicht länger erlaubt, an den Arbeiten des Komitees vom Roten Kreuz teilzunehmen.

Der Bruch ist vollzogen. Dunant sieht sich für immer vom Internationalen Hilfskomitee für die Verwundeten usgeschlossen. Er wird auch aus dem Christlicher Verein junger Männer (CVJM) ausgeschlossen.

In seinen Erinnerungen sagt er, dass er sich „in einem Zustand der Betrübnis, der Verzweiflung, Not und Hungersnot befindet, den sich kein Mensch vorstellen kann.“

Während des Krieges von 1870 ist Dunant in Paris, wo er noch eine große Aktivität entfaltet

Er gründet die „Internationale Vorsorgegesellschaft zugunsten der Bürger unter den Waffen“, die als Unterstützung der Hilfsgesellschaft für die Verwundeten angekündigt wird; er gründet die Gesellschaft für Allgemeine Hilfeleistung, dann die Allgemeine Allianz für Ordnung und Zivilisation.

Mit seinem Freund, dem Doktor Chédron, entwickelt er die Herstellung eines revolutionären Verbandes aus Leinwandfasern, die in Eisenchlorid getaucht werden.
Er wird auch aktiv in der Gründung von Bibliotheken.

1872 unternimmt er nochmals den Versuch, eine Aktion zugunsten der Kriegsgefangenen ins Leben zu rufen und zwei Jahre später wird er zum internationalen Sekretär der Gesellschaft zur Verbesserung der Bedingungen der Kriegsgefangenen ernannt, einer Gesellschaft, die in Paris gegründet wurde, und für die er auch mehrmals nach England eingeladen wird.

Aber ab diesem Datum lässt sich bemerken, dass er sich nach und nach aus dem öffentlichen Leben zurückzieht.

Zwischen 1874 und 1886 lebt Dunant einsam in großem materiellem Elend

Nach 1881 verreist er noch recht gern , manchmal nach Stuttgart, wo er Freunde hat, nach Rom oder Basel, aber seine Reisen werden seltener und 1888 lässt er sich schließlich in Heiden in der Schweiz nieder, im Appenzellerland, zunächst in der Pension Paradies im Sommer und im Hotel Freihof im Winter; danach, ab April 1892 zieht er sich in das Krankenhaus der Stadt zurück, das von Doktor Hermann Altherr geleitet wird.

Der Nobelpreis (1901)

Briefmarke: Darstellung Henri Dunants (1828-1928) © Collection privée

Das Nobelkomitee des norwegischen Parlaments verleiht Henri Dunant den Freidensnobelpreis 1901.

Henri Dunant stirbt am 30. Oktober 1910 in Heiden im Alter von 82 Jahren.

Dazugehörige Vermerke

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Präfekt der Seine im Zweiten Kaiserreich.

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