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Johannes Sturm (1507-1589)

Johannes Sturm, ein Humanist und Protestant, der in hohem Ansehen stand, ist vor allem bekannt als Rektor des Gymnasiums von Straßburg. Er wird als einer der größten Pädagogen des 16. Jahrhunderts angesehen

Der Pädagoge und Politiker

Sturm nach einem von Tobie Stimmer gemalten und 1617 von Jacques von der Heyden gravierten Porträt

Johannes Sturm wird 1507 in Schleiden in Westfalen geboren. Er studiert an der Universität von Lüttich (1521-1524), dann am berühmten Kolleg der Drei Sprachen in Löwen (1524-1529).

1529 kommt Sturm nach Paris ,wo er von 1530 bis 1537 am Collège Royal unterrichtet, das kurze Zeit vorher von Franz I. gegründet wurde (das heutige Collège de France). Er spezialisiert sich in seinen akademischen Vorträgen auf Rhetorik und Dialektik.

Sein Leben teilt sich einerseits in die intensive intellektuelle Arbeit (verschiedene Publikationen, Editionen und Kommentare klassischer Werke, insbesondere jener von Aristoteles und Cicero) und andererseits in wiederholte politische Missionen, insbesondere am französischen Hof auf.

Diplomatische Missionen

Er arbeitet für den religiösen Frieden, nimmt an Bemühungen um eine Annäherung zwischen Franz I. und den deutschen Protestanten teil. Sein Ideal wäre der Triumph einer Reformation im Kontext der Toleranz.

Er behält enge Bindungen zu den Reformierten in Frankreich, achtet sehr auf die Wahrung ihrer Freiheit. Aber er versucht auch, eine Aussöhnung zwischen Protestanten und Katholiken herbeizuführen und arbeitet an einer Union zwischen den verschiedenen reformierten Kirchen.

Aber bald wird seine Lage in Paris unsicher auf Grund seiner Haltung und seines Engagements für die Reformation. Er zieht es vor, nach Straßburg, der Wiege des europäischen Humanismus, zu ziehen (1537).

Der Sieg Karls V. über die deutschen Protestanten 1547 zwingt Sturm, sich von der politischen Bühne zurückzuziehen. Er widmet sich erneut voll und ganz seiner pädagogischen Aufgabe.

Gründung des Gymnasiums von Straßburg (1538)

In Straßburg ersuchen der Magistrat der Stadt und Martin Bucer im März 1538 ihn um eine Neuordnung des Schulwesens, um eine echte Reform des öffentlichen Unterrichts in der Stadt, die gerade die Reformation angenommen hat. Johannes Sturm versucht, zwischen der moralischen und religiösen Erziehung und der Kultur der Intelligenz Harmonie und Gleichgewicht herzustellen.

Sein Plan zur Organisation der Primar und Sekundarstufe wird angenommen ; damit begründet er das Gymnasium, zu dessen Rektor er ernannt wird. Dann legt er das Fundament für das Hochschulwesen ; es entsteht die Schule, die 1566 die Akademie von Straßburg wird, deren Rektor er bis 1581 sein wird.

Die theologischen Kontroversen in Straßburg

In den Jahren1571-1575 :nimmt Johannes Sturm an den theologischen Streitigkeiten zwischen Lutheranern und Reformierten teil. Er dient der reformierten Sache und schützt die nach Straßburg geflüchtete Kirche. Er stimmt nicht überein mit den orthodoxen Lutheranern, insbesondere Jean Marbach (1521-1581), Theologieprofessor, oder Jean Pappus (1549-1610), ebenfalls Theologieprofessor an der Akademie von Straßburg, mit dem er heftige Kontroversen führt und der schließlich 1581 seine Entlassung bewirkt.

Sein Werk 

Es ist beträchtlich. Man kann es in drei Kategorien einteilen. Zunächst sind da seine Editionen klassischer Texte, insbesondere Ciceros Werke (1540-1541). Dann lateinische Übersetzungen und Kommentare einiger dieser klassischen Texte, unter anderen Ciceros Reden.

  • Auf einem anderen Gebiet gibt es die programmatischen Schriften über Erziehung und Unterricht, die Ratschläge für Lehrer. Er erstellt ebenfalls Lehrbücher und alles, was für das Leben des Gymnasiums wichtig ist.
  • Schließlich gibt es noch die rhetorischen und dialektischen Traktate, die Johannes Sturms große Spezialität sind.

Sturm Pädagoge und Erzieher

Johannes Sturm drückt seine erzieherischen und pädagogischen Gedanken hauptsächlich in Classicae Epistolae aus, 1565 veröffentlicht. Diese Briefe sind als ein Komplex von Vorschlägen für Lehrer gedacht.

Die Ideen, die ihn leiten : er hält die psychologischen Faktoren für ungemein wichtig. Darüber hinaus meint er, dass die intellektuelle Bildung mit einer moralischen untrennbar verbunden ist. Der Unterricht in den ersten Jahren liegt ihm besonders am Herzen. Er will kein starres Programm auferlegen, er schreibt keine zwingende Methode vor, sondern besteht auf der Notwendigkeit, die Schüler schnell zu Fortschritten zu führen, ohne sie deshalb zu überfordern. Er besteht auch auf dem Gedächtnistraining, das dynamisch verlaufen, aber nicht übertrieben werden sollte. Sein Erziehungssystem basiert auf dem Prinzip des goldenen Mittelwegs, das es dem Menschen erlaubt, alle in ihm schlummernden Möglichkeiten zu realisieren. All sein Denken, wie auch seine pädagogische Auffassung überhaupt, sind vom Gedanken des Gleichgewichts geprägt.

Bibliographie

  • Bücher
    • ARNOLD Matthieu et COLLONGES Julien, Jean Sturm. Quand l’humanisme fait école., Bibliothèque universitaire de Strasbourg, Strasbourg, 2007
    • Centre d'Histoire de la Réforme et du protestantisme, La Réforme et l’éducation, 3e colloque, Privat, Montpellier, 1974
    • ROTT Jean, Bibliographie des oeuvres imprimées du recteur strasbourgeois Jean Strum (1507-1589), In : actes du 95e congrès des sociétés savantes, Bibliothèque Nationale, Paris, 1975, Tome 1
    • SCHMIDT Charles, La vie et les travaux de Jean Sturm, G.F. Schmidt, Strasbourg, 1855

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