Der alte Friedhof
Der erste Friedhof von Mülhausen befindet sich südlich der im 12. Jahrhundert errichteten Stephanuskirche (die Tradition führt die Initiative zum Bau auf Friedrich Barbarossa zurück). Der Friedhof wird 1559 geschlossen und hinter das Franziskanerkloster verlegt. Im Jahre 1805 wird er in Anwendung der Hygieneregeln des Kaiserreichs auf außerhalb der Stadtmauern verlagert, in die Nähe des Baseler Tors auf ein Gelände, das heute vom Park Salvator belegt ist. Dieser Park befindet sich heute im Zentrum von Mülhausen.
Der neue Friedhof
Der Friedhof, der heutzutage genutzt wird, ist 1872 eröffnet worden. Er erstreckt sich über 12 Hektar, die 1869 begonnenen Arbeiten wurden vom Architekten Baptiste Schacre (1808-1876) geleitet. Derselbe hat in Mülhausen auch die Restaurierungsarbeiten der Synagoge von Dornach, der katholischen Stephanuskirche, der evangelischen Stephanuskirche und den Bau der Koechlin-Schule geleitet; er hat die Eisenbahnlinie Straßburg-Basel und die dazugehörigen Bahnhöfe gebaut. In diesem neuen Friedhof hat der Architekt die jüdischen, katholischen und protestantischen Gemeinschaften getrennt, indem er am Eingang des jeweiligen Sektors verzierte Portale mit einem jeweils repräsentativen Symbol anbringen ließ.
Der Mülhausener Friedhof hat eine bemerkenswerte Anordnung: die Pflastersteine des alten Friedhofs wurden dorthin gebracht und dienten als Ausgangspunkt für ein schlichtes Konzept zum Aufbaus dieses Ortes: Pflanzungen zieren beide Seiten der breiten Alleen, an denen sich einige Gitter mit neoklassischen Motiven von Mohnblumen und umgedrehten Fackeln befinden. Einige Grabstätten erinnern an Persönlichkeiten der industriellen Entwicklung im 18. und 19. Jahrhundert in Mülhausen; zum Beispiel Jacques und Nicolas Koechlin, Begründer der Eisenbahn von Mülhausen nach Thann, Isaac Schlumberger, erster Vorsitzender der Industriegesellschaft von Mülhausen, Emile Huber, Erfinder von Textilmaschinen, dessen Grabstein das Werk des Bildhauers Bartholdi ist.
Der Friedhof stellt eine Reserve von in den Stein gehauenen Archiven dar, die es zu erhalten gilt. Aber wegen der Abwesenheit oder räumlichen Entfernung der Nachkommen der Familien in Mülhausen sind die „ewigen Grabstätten“ nicht immer gut erhalten, was die städtischen Dienste dazu ermutigt, die Grundstücke zu übernehmen.
Der 1994 gegründete Verein „Mémoire Mulhousienne“ bemüht sich, solche Entscheidungen zu verhindern.