Was ist der Inhalt des Neuen Testaments?
Das Neue Testament umfasst siebenundzwanzig Bücher, die in vier Kapitel aufgeteilt sind :
- Die vier Evangelien, die in erster Linie vom Leben und vom Wirken Jesu handeln. Man schreibt ihre Herkunft allgemein vier Autoren Namens Matthäus, Markus, Lukas und Johannes zu, aber Zweifels ohne sind die Evangelien eigentlich Kollektivwerke. Jedes stellt ein Portrait Jesu, seiner Lehre und seiner Worte dar, das dem Blickwinkel der Gemeinschaft entspricht, zu dem der oder die Autoren gehören.
- Die Geschichte der Apostel, das Lukas zugeschriebene Buch, das davon erzählt, wie die gute Nachricht (das Evangelium) durch die Apostel von Jerusalem bis in die entferntesten Gebiete des Römischen Reiches verbreitet wird, und dabei sowohl Juden als auch Heiden für den neuen Glauben an Jesus Christus gewonnen werden.
- Die Briefe, im Entwurf ihres wirklichen oder vermuteten Autors. Darunter befinden sich die Briefe Pauls, sie sind die ältesten überlieferten christlichen Dokumente (aus dem Jahre 50 bis 65 unserer Zeitrechnung). Paul hat sie an die Gemeinden, die in den grossen Städten des Mittelmeerraumes lebten, gerichtet um ihnen zu helfen, über ihre Lebensgewohnheiten nachzudenken und Antworten auf die aktuellen Fragen ihrer Epoche zu finden.
- Die Offenbarung des Johannes (auch Apokalypse, wörtlich aus dem griechischen : Enthüllung, genannt), aus der Zeit der Widerstandsbewegung, ein prophetisches Buch, das sich des literarischen Stilmittels der Weltuntergangs- und Umbruchsprophezeiung bedient, um die Gläubigen in einer schweren Zeit zu motivieren; die Offenbarung erzählt vom Ende der Welt und von der Rückkehr Jesu Christi. Dieses Buch wurde aus einem politischen Umfeld heraus verfasst, in dem das Römische Reich überall seine Staatsreligion und seine Kultur aufzwang (am Ende des 1. Jahrhunderts nach Jesus).
Das Neue Testament wurde auf Griechisch verfasst, zu jener Zeit die Gebrauchssprache in den Ländern der Mittelmeerregion.
Das Neue Testament ist durch drei Krisensituationen entstanden
Drei Verschlechterungen der Umstände haben zur Redaktion des Neuen Testaments geführt :
- Der Tod Jesus im Jahre 30. Seine Jünger, die ihm im vollen Glauben an seine Lehre gefolgt waren, indem sie alles hinter sich gelassen hatten, was ihnen gehörte oder lieb war, hätten den Tod Jesu als eine Verfehlung empfinden können. Doch durch ein Erlebnis wurde dies vereitelt: Das Vorfinden der leeren Grabstätte und die Überzeugung, dass Jesus durch Gottes Hand von den Toten auferstanden ist.
- Die Vertreibung einiger der Jünger Jesus, als sie die Gute Nachricht von der Auferstehung ankündigen. Viele der Jünger müssen Jerusalem verlassen und verbreiten auf der Wanderschaft die Lehren Jesu bei Juden und bei Nichtjuden.
- Das Verschwinden der Gründerpersönlichkeiten des Christentums in den Jahren um 60 und die Zerstörung des Tempels zu Jerusalem durch die Römer im Jahr 70. Es wird jetzt wichtig, ein Zeugnis vom Handeln und von den Worten Jesu zu bewahren, um so mehr als die Verfolgungen zunehmen und jetzt auch die Juden ihr zum Opfer fallen. Zukünftig wird es für die Christen eine Notwendigkeit, die Bewahrung und Weitergabe dessen, was ihre Grundsätze und ihrer Identität ausmacht, über Schriftgut zu sichern.
Der Kanon des Neuen Testaments
Bis ins zweite Jahrhundert nach Christi wurden eine grosse Anzahl von Texten von den ersten christlichen Gemeinschaften geschrieben, dann begann man, – je mehr eine gemeinsame Kirche allmählich Form annahm, die Schriften zu ordnen und auszusortieren. Die Gliederung des Kanons hat sich progressiv und im Austausch herausgeformt. Die Liste der Bücher des Neuen Testaments legte man quasi vollständig beim Konzil zu Laodikeia 363 fest. Den Ausrichtungen eigene Besonderheiten hatten aber auch Bestand: zum Beispiel wurde von den syrischen Christen lange Zeit nur ein einziges Evangelium anerkannt: das Diatessaron. Dieses Werk, das Tatien (geboren etwa 120 nach Christus) berühmt gemacht hat, und von dem wir lediglich einige Stücke rekonstituieren können, ist ein mutiger Versuch, die vier Evangelien in einem Buch zu vereinen, in einer dem Matthäus-Evangelium nachempfundenen Reihenfolge, wie es scheint.
Die Inhaltsliste und die Reihenfolge des Neuen Testaments sind heute in allen christlichen Kirchen gleich.