Marguerite von Angoulême und die Anfänge der Reformation
Die Geschichtsschreibung hebt den fürstlichen Ursprung der Reformation im Béarn, in Navarra, Bigorre, Albret und anderen Gebieten, die in unterschiedlicher Weise der Krone von Navarra unterstanden, hervor. Die Rolle der Marguerite von Angoulême, Schwester Franz‘ I. und Ehefrau Heinrichs II. von Albret, König von Navarra, die den protestantischen Ideen gegenüber aufgeschlossen war, ist unbestreitbar. Sie unterstützte ihren Kaplan Gérard Roussel, ein ehemaliges Mitglied der Gruppe von Meaux, der von 1536 bis 1555 zum Bischof von Oloron befördert wurde. Er versuchte, in seiner Diözese eine pastorale und theologische Reform einzuleiten, während er eine Konzilslösung erwartete, die dem schwächelnden Katholizismus zu Hilfe kommen sollte. Als von der theologischen Fakultät in Paris argwöhnisch beäugter Verfasser einer Messe in sieben Punkten verließ er jedoch ebenso wenig wie seine Gönnerin und trotz Calvins Aufforderungen nie den Schoß der katholischen Kirche. Während der 1555 verstorbene Heinrich II. von Albret die religiösen Neuerungen nicht weiterverfolgte, setzten sich sein Schwiegersohn Antoine von Bourbon und dauerhaft seine Tochter Jeanne für die Reformation ein und trieben sie im Rhythmus der Frankreich erschütternden Kriege voran. Der spätere König Heinrich IV., geboren im Jahr 1553, wohnte der religiösen Entwicklung seiner Mutter bei und nahm an ihr Anteil. So steht fest, dass die religiöse Gesetzgebung sich auf eine Gruppe von Personen stützte, die von den neuen Ideen überzeugt waren, die sich im Béarn wie in vielen anderen Regionen dank des wirtschaftlichen, aber auch des familiären und intellektuellen Austauschs verbreiteten.
Die Herrschaft der Jeanne d‘Albret und die Einführung der Reformation
Zu Weihnachten 1560 nahm Jeanne d‘Albret symbolisch das Abendmahl in Pau ein und erlaubte mit der Verordnung von Nérac im Jahr 1561 den reformierten Gottesdienst in ihren Staaten unter dem „Simultaneum[1]“. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1562 wurde sie zur Alleinherrscherin. Die allzu brutalen Methoden des von Calvin zur Unterstützung der Reformation ihrer Staaten entsandten Jean Reymond-Merlin veranlassten sie 1564, als der Religionsfriede nach dem ersten französischen Religionskrieg in Frankreich wieder hergestellt war, sich der von Jean-Baptiste Morely inspirierten gemäßigten Strömung zuzuwenden und eine Verordnung über die Gewissensfreiheit zu erlassen. Ab 1566 knüpfte sie wieder Kontakt zu Genf und empfing eine bezeichnende Persönlichkeit der Reformation, Pierre Viret, den berühmten Reformator von Lausanne, um im Béarn eine Kirche nach Genfer Modell aufzubauen.
[1] Ähnlich der den protestantischen Kirchen im Elsass von Ludwig XIV. auferlegten Praxis, in ihren Räumen den katholischen Gottesdienst zu beherbergen.
Die Invasion des Béarn durch die katholischen Truppen
Als Jeanne d‘Albret mit den Colignys und den Condés während des dritten Religionskrieges in La Rochelle Hof hielt und vielleicht von einem großen reformierten Fürstentum Aquitanien träumte, wurde das Béarn im Mai 1569 auf Geheiß Karls IX. von dem Grafen von Terride überfallen. Dieser wurde von den katholischen Adelsleuten aus Béarn und Navarra unterstützt, die mit der Religionspolitik ihrer Fürstin unzufrieden waren; Pierre Viret wurde in Pau gefangen genommen; sieben Pfarrer wurden dort hingerichtet. Eine „Hilfsarmee“ unter dem Kommando des Grafen von Montgomery verjagte im August die Besatzer und räumte die Festung von Navarrenx, die als einzige Widerstand geleistet hatte.
Die Kirchenverordnungen von 1571
Der einzige Religionskrieg, den das Béarn erlebte, verschaffte Jeanne d‘Albret die Gelegenheit, ihr Reformwerk ungehindert zu vollenden: Der katholische Gottesdienst wurde verboten. Die Priester wurden verbannt, die Kirchengüter beschlagnahmt, um daraus die neue Religionsausübung zu finanzieren. Durch ihre berühmten Kirchenverordnungen im November 1571 verwandelte Jeanne d‘Albret das Béarn in ein protestantisches, unter dem Glaubensbekenntnis von La Rochelle stehendes Fürstentum. Diese institutionelle Errungenschaft war höchstwahrscheinlich das Ergebnis der Überlegungen am Hof von Navarra in La Rochelle und nahm die französischen Ambitionen der protestantischen Partei vorweg, bevor die Bartholomäusnacht und die Gründung der Liga den Hoffnungen ein Ende bereiteten. Ein System von Versammlungen ermöglichte die Leitung einer Kirche ohne Bischöfe, deren Grenzen denen des Fürstentums entsprachen. Die beschlagnahmten Kirchengüter wurden der staatlichen Kontrolle unterstellt, um daraus die Gehälter der Pfarrer, den Unterhalt der Gebäude und den Betrieb der Akademie zu finanzieren.
Eine Béarner Reformation
Auch wenn die Reformation im Béarn französisch inspiriert war, wurde doch die Lokalsprache zum Mittel der Verbreitung der neuen Konfession; 1583 veröffentlichte der Pastor Arnaud de Salette in Orthez eine Übersetzung der Psalmen, des Genfer Katechismus und der Kirchengebete ins Béarnais. Die 1567 gegründete und 1583 in eine Universität umgewandelte Akademie von Orthez-Lescar war eine innovative Bildungseinrichtung, die unter anderem von wichtigen Persönlichkeiten wie Nicolas des Gallars oder Lambert Daneau geleitet wurde. Ihr Ziel bestand in der Ausbildung lokaler Verwaltungs- und Religionseliten.
Unter der Herrschaft von Heinrich von Navarra und seiner Schwester Katharina von Bourbon
Pierre Viret starb Anfang des Jahres 1571. Jeanne verstarb im Juni des folgenden Jahres. Trotz der Abschwörung des jungen Heinrich während der Bartholomäusnacht blieb das Béarn besonders unter der Herrschaft seiner Schwester, Katharina von Bourbon, ein protestantisches Fürstentum. Ihre Gelder erlaubten es, die Kriege Heinrichs zu finanzieren, der im Jahr 1576 zum Protestantismus zurückgekehrt war. Der Katholizismus wurde 1599 durch das Edikt von Fontainebleau, der lokalen Entsprechung des Edikts von Nantes, nur übergangsweise wieder eingeführt.
Der Anschluss des Béarn an Frankreich und die Wiedereinführung des Katholizismus
Erst nach der Vereinigung des Béarn mit Frankreich, die 1620 durch die Militärexpedition König Ludwigs XIII. erzwungen wurde, wurde der Katholizismus wieder vollständig in der Religionsausübung und in seinen Besitzungen eingesetzt. In den folgenden Jahren beteiligte sich das Béarn, dessen Protestanten überwiegend legalistisch waren, nicht an den „Kriegen des Herzogs von Rohan“, die jedoch zum Teil durch diese Ereignisse ausgelöst worden waren.
Die Rückgabe der bisher für den protestantischen Gottesdienst genutzten Kirchen rief eine Bauwelle protestantischer Kirchen ohnegleichen hervor. Wahrscheinlich wurden sie nach einem apsidialen Architekturmodell errichtet, wie eine Zeichnung der Kirche von Pau belegt oder wie die Überreste der Kirche von Arthez-de-Béarn zeigen, die im Jahr 1998 unwiederbringlich beschädigt wurde.
Unter der Herrschaft Ludwigs XIV.
Es wurde oft vom Scheitern des protestantischen Experiments im Béarn gesprochen. Dieser Ausdruck sollte jedoch relativiert werden: Die staatliche Unterstützung während eines halben Jahrhunderts war zu kurz, um es der neuen Konfession zu ermöglichen, sich dauerhaft in einem großen Teil des Fürstentums zu etablieren. Der Protestantismus blieb dennoch mehrheitlich in der Region von Orthez und von Salie-de-Béarn erhalten. Das Ende der Unabhängigkeit wirkte sich auch auf die Religion der Eliten aus, von denen sich ein Teil der Religion des Herrschers anschloss. Schließlich musste das Land früher als andere Gebiete in Frankreich und exemplarisch unter den institutionellen Verfolgungen der Herrschaft Ludwigs XIV. leiden, deren Hauptinstrument das Parlament von Navarra war: Ein Edikt von 1668 reduzierte dort die Zahl der Gotteshäuser auf zwanzig. 1685 wurde ihre Anzahl auf fünf verringert. Die Dragoner des Intendanten Foucault, die im Poitou zu trauriger Berühmtheit gelangt waren, zwangen die Kirchen im Béarn zur kollektiven Bekehrung.
Die Zeit der Verfolgungen
Eine nicht zu vernachlässigende Zahl von Abwanderungen nach England und Holland zeugen von Widerstandsgeist. Die erste Zeit der „Wüste“ (Désert) war im Béarn schwierig und die ersten Versammlungen wurden grausam bestraft: Claude Brousson wurde nach einem Aufenthalt in Pau verhaftet, als er 1698 Oloron verlassen wollte. Nach seiner Verlegung nach Montpellier wurde er auf Anordnung des Intendanten des Languedoc, Lamoignon de Bâville, seines unermüdlichen Verfolgers, gerädert. Die Protestanten im Béarn verhielten sich ab sofort unauffällig, folgten dem Aufstand der Kamisarden nicht und verankerten den Widerstand vielmehr im familiären Gottesdienst, gestützt auf die starken Strukturen im Ostau in den Pyrenäen. Jean Destremau, ehemals Pastor von Bellocq, unterstützte diese Frömmigkeit von Holland aus. Sie wurde durch Schriftstücke unterhalten, die im Geheimen weitergegeben wurden (Kopien von Predigten, Gebeten, theologischen Abhandlungen und Polemiken), und durch Bücher erneuert, die von den nach England geflohenen Verwandten in Warenlieferungen versteckt geschickt wurden.
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Die Wiederherstellung der reformierten Kirche
Ende der 1740er Jahre wurde von der Anwesenheit eines Predigers berichtet, der wahrscheinlich mährischen Ursprungs war. Seine Präsenz veranlasste Paul Rabaut, den Erneuerer der reformierten Kirchen in Frankreich, zur Entsendung eines Pfarrers, der die Kirchen im Béarn nach dem von Antoine Court zu Beginn des Jahrhunderts beschriebenen Modell wieder aufrichten sollte. Etienne Defferre aus Gallargues in der Nähe von Nîmes kam 1755 in das Béarn und erfüllte seine Aufgabe in weniger als zwei Jahren auf spektakuläre Weise: Versammlungen wurden in aller Öffentlichkeit abgehalten, Taufen und Hochzeiten gefeiert und Konsistorien gegründet. Ihm schlossen sich 1757 der aus den Cevennen stammende Paul Journet und später Paul Marsoô an, der zu dieser Zeit der einzige aus dem Béarn gebürtige Pfarrer war. Die Gemeinde in Orthez wurde von einer einflussreichen und der Aufklärung gegenüber aufgeschlossenen Bourgeoisie gut betreut. Sie ließ ihre Beziehungen spielen, um die Gemeinde zu schützen, insbesondere wenn die Unternehmungen des Parlaments von Navarra zu bedrängend wurden; sie führte einen regen Briefwechsel mit Court de Gébelin zugunsten der zivilen Anerkennung von Protestanten, deren Taufen und Ehen nicht als gültig anerkannt wurden.
Dennoch war diese Zeit nicht ohne Schattenseiten. Das protestantische Erwachen zog den Zorn des örtlichen Klerus auf sich, der die Zivilbehörden 1758, 1760-1762 und 1766-1767 in großen Wellen zur Repression trieb. Aufgrund einer Vereinbarung von 1767 mit dem Intendanten ersetzten die Protestanten von Béarn große, allzu sichtbare Versammlungen durch Zusammenkünfte in Scheunen. Deren schnelle Umwandlung in Gebetshäuser rief die Dragonade im Jahr 1778 hervor, die letzte in Frankreich. Diese gewiss glorreichen Zeiten verhehlen jedoch nicht, dass es sich um eine Gemeinschaft im demografischen Niedergang, unfähig zum Proselytismus und vom vorherrschenden Malthusianismus angesteckt, handelte. Schließlich spaltete sich der Protestantismus in zwei Richtungen, die die Lehrdivergenzen des folgenden Jahrhunderts ankündigten.
Eine eher städtische, von der Aufklärung und der Freimaurerei inspirierte Strömung, vertreten durch den 1784 angekommenen Pfarrer Louis-Victor Gabriac, stand einer eher ländlichen, traditionelleren und evangelikaleren Frömmigkeit entgegen, die von Paul Marsoô verkörpert wurde. Diesem wurde übrigens 1805 die Ausübung des Dienstes untersagt, als das Konsistorium von Orthez geschaffen wurde.
Die erste wieder errichtete protestantische Kirche von Orthez 1790
Das Edikt von 1787 wurde zwar mit gemischten Gefühlen aufgenommen, doch die Revolution, die Begeisterung hervorrief, führte in Orthez zur ersten Wiedererrichtung einer protestantischen Kirche in Frankreich. Auf der Fassade des am 25. November 1790 eingeweihten Gotteshauses stand: „Temple consacré au culte des chrétiens évangéliques“ (Dem Gottesdienst der evangelischen Christen gewidmete Kirche). Im Jahr 1793 wurde die Kirche jedoch geschlossen und das Gebäude in einen Stall umgewandelt. Die Protestanten im Béarn zogen sich erneut auf den familiären Gottesdienst zurück.
Napoléon I. stellte den Protestantismus wieder auf die gleiche Stufe rechtlicher Freiheit wie den Katholizismus und das Judentum (Articles Organiques décret de Germinal An X). Doch auch wenn die Pastoren vom Staat bezahlt wurden, existierten die nationalen Synoden nicht mehr. So bildeten nach dem Untergrund und der Unterdrückung durch die Schreckensherrschaft rund 5.000 Protestanten die Konsistorialkirche von Orthez (Église Consistoriale d‘Orthez), die die Befugnis über das Département inne hatte.
Der Protestantismus im Béarn im 19. Jahrhundert
Charakteristisch für den Protestantismus im Béarn im 19. Jahrhundert ist einerseits das Übermaß an verschiedenen Strömungen, andererseits das Abwandern seiner Mitglieder und schließlich das Aufkommen der „Œuvres“ (Werke). Mehr als anderswo muss man im Béarn vom Protestantismus in der Mehrzahl sprechen. Der Protestantismus der Erweckungsbewegung „Réveil“ ist eine Rückbesinnung auf die calvinistische Tradition, angeführt von dem Waliser Henri Pyt in Bayonne (1820), von Jacques Reclus in Orthez (1830) und von Jean-Léonard Buscarlet in Pau (1850): sie war das Erbe schwieriger, von der Aufklärung geprägter Jahre und versuchte langsam und mühevoll, sich wieder im religiösen Umfeld zu verankern. Dem wirkte ein dumpfer, aber wirksamer Antiprotestantismus unter Leitung des Bischofs von Bayonne entgegen. Nicht zu vergessen sind die Anglikaner und die englischen und schottischen Presbyterianer, die seit dem Ende der napoleonischen Kriege fest etabliert waren. Sie waren in der Mitte des Jahrhunderts weit zahlreicher als die französischen Protestanten. Schließlich ist noch die Darbystengruppe zu nennen, die sich in den 1850er Jahren am Rand des Librismus bewegte. John Nelson Darby, der seine Kirche wahrscheinlich in Pau gegründet hatte, befürwortete eine egalitäre Organisation der Gemeinden ohne Pastor. Er konnte einen Teil der Gemeinschaft ansprechen, insbesondere auf dem Land, wo man während der gesamten Zeit der „Wüste“ in dieser Weise gelebt hatte.
Die protestantische Bevölkerung des Béarn wurde in ihrer Mehrheit durch die Landflucht heftig beeinträchtigt. Von 1880 bis 1890 wanderten 10 % der Protestanten nach La Plata aus oder einfach nach Orthez, Pau, Bordeaux und Paris. Die seltenen und späten Heiraten verschärften das Phänomen. Dagegen erlebte die städtische protestantische Bevölkerung einen bemerkenswerten Aufschwung: Sie setzte sich aus Nachfahren der Hugenotten, elsässischen, nach 1870 nach Frankreich drängenden Protestanten, neuen Protestanten aus der vernachlässigten katholischen Bevölkerung und von überall her kommenden Kranken zusammen. Die die Gemeinden leitenden Pastoren waren starke Persönlichkeiten: Alphonse Cadier, der wachsame und hartnäckige Neuschöpfer der Gemeinde in Pau, Émilien Frossard in Tarbes und in den Kurorten der Pyrenäen, Jacques Reclus, der gepeinigte und kompromisslose Hirte der liberalistischen Gruppen, Félix Pécaut, der Erfinder einer laizistischen Moral und Schöpfer des französischen Schulsystems. Schließlich waren es die Werke („Œuvres“), die dieses protestantische Volk aus allen Richtungen zusammenführten und zusammenschweißten. Kirchengebäude schossen aus dem Boden (23 zwischen 1813 und 1906); in Pau, Orthez, Bellocq, Sauveterre und Osse-en-Aspe wurden Schulen eröffnet, bis dann die laizistischen Schulen kamen. Ab 1859 begeisterten Jugendbewegungen – UCJG und UCJF auf dem Land, Pfadfinder in Pau – die Heranwachsenden (auch die katholischen).
Ebenfalls mit pädagogischen Hintergedanken wurde 1882 die Zeitung „Der Béarner Protestant“ (Le Protestant béarnais) herausgegeben und 1899 gründete der Pfarrer von Orthez, Jean Roth, die Zeitschrift „Avant-Garde“, die der Tradition des sozialen Christentums den Weg ebnete. Es gab immer mehr Gemeindebibliotheken, die abends bis 22 Uhr geöffnet waren.
Evangelisierung und Mission im Béarn
Das dritte einende Element war die Evangelisierung und Missionierung. 1850 wurde die „Gesellschaft zur Evangelisierung des Béarn“ (Société d’Évangélisation du Béarn) gegründet. Sie war in Bigorre, in den Landes und im Baskenland bei Zigeunern und Juden aktiv. Die freie Kirche interessierte sich für die Aragoner in der Umgebung von Pau (die Pastoren Malan und Pozzi). Eine Sonderkommission für die Evangelisierung der Spanier nahm sich des Pastors in Madrid an und sandte Hilfsgüter an die Missionen in Mahon und Oran. Joseph Nogaret, Pastor in Bayonne, übernahm die Verantwortung für die Missionsarbeit von Manuel Matamoros und gründete eine spanische evangelische Schule (1855). Eugène Casalis aus Araujuzon brach 1832 nach Lesotho auf.
Das Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat 1905 im Béarn
Das 20. Jahrhundert wurde durch das sogenannte Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat (Dezember 1905) und die Bildung von Kultvereinen eingeleitet. Weil nun einerseits das gemeinsame Handeln aller Protestanten in den „Œuvres“ die Gemeinde zusammengeschweißt hatte, andererseits der Großteil des Kulturguts bereits errichtet war und (mit der Kommunalisierung) die protestantischen Schulen keine Daseinsberechtigung mehr hatten, wurde das System der Kultvereine gut aufgenommen. Parallel dazu bekamen die Evangelisierungsbemühungen Struktur: Oloron wurde ab 1908 zu deren Zentrum, Albert Cadier und sein Nachfolger Jacques Delpech gründeten die „Mission Française du Haut Aragon“. Obwohl die Missionstätigkeit in Spanien durch den Bürgerkrieg (1936-1939) behindert wurde, wirkte Jacques Delpech weiterhin von Genf aus und die Mitarbeiter der CIMADE arbeiteten im Lager Gurs daran, Juden und Spanier vor den Vernichtungslagern zu retten.
Die Präsenz der Angelsachsen im Béarn nimmt ab
Der Erste Weltkrieg beeinträchtigte die anglikanische und presbyterianische Präsenz im Béarn, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erheblich gewachsen war und den städtischen Raum mit zahlreichen Bauten in Pau, Bayonne, Biarritz, Anglet und Cauterets geprägt hatte. Alle theologischen Richtungen waren vertreten, die schottischen Presbyterianer, die den französischen Protestanten theologisch am nächsten stehen, und alle Schattierungen der Anglikaner von der Low Church bis zur High Church und sogar die Oxford-Bewegung der englischen Katholiken. Im Jahr 1922 wurde die Christ Church von der einzigen französischen Gemeinde erworben (heute die Kirche der rue Serviez). Der Zweite Weltkrieg vollendete diesen Aufbruch: St. Andrews ist heute in Pau das einzige englische Gotteshaus.
Der Protestantismus im Béarn am Ende des 20. Jahrhunderts
Seit 1945 stehen die protestantischen Kirchen vor neuen Problemen: Der nachlassende Gottesdienstbesuch und die Abwanderung der jungen Erwachsenen in Universitätszentren (trotz der Eröffnung einer Universität im Jahr 1968) ermöglichen keine gute Jugendbetreuung mehr. Die Gemeinde hat nun ein doppeltes Gesicht: Zu den traditionellen Gemeindegliedern hugenottischen Ursprungs gesellen sich Durchreisende, die vor allem von der Arbeit in der Ölindustrie angezogen werden. Es wurden Altenheime und ein Haus der Begegnung und der Forschung („Centre Rencontre et Recherche“) in der avenue Saragosse in Pau gegründet. Dieses war etwa zwanzig Jahre lang ein Ort kultureller, religiöser und politischer, für die gesamte Bevölkerung der Hauptstadt des Béarn sehr fruchtbarer Debatten. Um ihre kulturelle und heimatliche Identität zu bewahren, gründete die evangelische Kirche 1987 in Pau einen „Centre d‘Étude“, einen historischen Verein mit Sitz in den Archiven des Départements. Dort werden Dokumente zum Protestantismus seit dem 16. Jahrhundert gesammelt, die sich in den Kirchen oder den Familien befanden. 1995 wurde in Orthez das Museum Jeanne d‘Albret zur Geschichte des Protestantismus im Béarn gegründet.