Italien
In Florenz gab es in gewisser Weise einen Vorgänger Luthers. Der Mönch Savonarola (1452-1498) hatte in seiner Strenge der religiösen Gebräuche und der Abschaffung der Bilder in den Gotteshäusern zeitweise großen, aber vorübergehenden Einfluss; der Dominikaner endet auf dem Scheiterhaufen.
Im 16. Jahrhundert breiten sich die Ideen der Reformation aus. Es gibt viele Strömungen, die alle auf den Humanismus zurückzuführen sind. Der von Juan Valdès, einem nach Italien exilierten Spanier verbreitete Spiritualismus ist eine der wichtigsten davon. Venedig wird zu einem „Tor zur Reformation“ und die in der Nähe liegende Universität Padua zum wichtigsten kulturellen Zentrum, das sich dem Dialog unterschiedlicher Richtungen religiösen Denkens öffnet.
Im Herzogtum Ferrara heiratet eine Anhängerin der Reformation, Renée de France, Tochter Ludwigs XII. und Schülerin von Lefèvre d’Étaples, den Herzog Ercole II. d’Este. Sie öffnete den Hof von Ferrara 1535 dem französischen Dichter Clément Marot und 1536 Johannes Calvin kurz vor dessen Rückkehr nach Genf. Aber ihre Parteinahme für die Reformierten bringt ihr eine Anklage wegen Häresie ein, sie muss sich vor der Inquisition rechtfertigen. Nach dem Tode des Herzogs kehrt sie nach Frankreich zurück.
Anfang des 17. Jahrhunderts ist die Reformation in Italien nach den ständigen Angriffen der Inquisition und nach dem Konzil von Trient vollständig erloschen. Die italienischen Protestanten, besonders die aus Lucca, emigrieren nach Genf, in die Schweizer Kantone oder nach Deutschland.
Eine Ausnahme bilden die Täler im Piemont westlich von Turin, sie werden nach dem Lyoner Kaufmann Petrus Valdes auch Waldensertäler genannt. Der Herzog Emmanuel-Philibert von Savoyen, unter dessen Regierung die Waldenser standen, hatte ihnen freie Religionsausübung gestattet (im Juni 1561 unterzeichneter Vertrag von Cavour), obwohl er selbst wie die Mehrheit der Bevölkerung katholisch war. Abgesehen davon hat sich die Reformation in Italien nirgendwo richtig durchgesetzt.
Spanien
Man kann zu Recht sagen, dass es in Spanien keinen Protestantismus gab. Bisweilen wird der Einfluss von Erasmus auf das spanische Geistesleben betont, aber ein Versuch von Juan de Valdes, die Werke Luthers in einer Übersetzung zu verbreiten, hatte nur geringe Wirkung. Die Repression durch die Inquisition war schrecklich. Nach den großen Autodafés in Valladolid und Sevilla (1559-1562) unter Philipp II. war die Reformbewegung vollständig ausgelöscht.