Die kulturellen Folgen der Spaltung
Das religiöse Europa um 1600
Am Ende des 16.Jahrhunderts ist das religiöse Europa in vier Einflusszonen aufgeteilt:
- im Norden der Protestantismus (in verschiedenen Formen)
- im Süden der Katholizismus
- im Osten die orthodoxen Kirchen
- an den südlichen Rändern Europas der Islam
Die Bedeutung des Wortes und die notwendige Alphabetisierung
Im Jahre 1535 übersetzt der Humanist Pierre Robert (auch Olivétan genannt) zum ersten Mal die Bibel ins Französische ausgehend von Originaltexten (hebräisch und griechisch).
Heute sind noch 110 Exemplare der Urausgabe vorhanden – was einen Rekord darstellt und zeigt, dass sie sehr weit verbreitet war.
Handlichere und preiswertere Bibeln in Kleinformat sind während des ganzen 16. Jahrhunderts sehr begehrt. Um sie zu verbreiten, vertrauen die Herausgeber sie Hausierern an, reisenden Händlern, die sie mit anderen protestantischen Büchern in ihrem Gepäck transportieren.
Der Protestantismus schafft im 16. und 17. Jahrhundert eine von der Bibel inspirierte Literatur (Poesie und Theater). Clément Marot und Théodore de Bèze übersetzen die biblischen Psalmen, fassen sie in Verse, und Komponisten wie Claude Goudimel vertonen sie: Psalmen sind Lieder, die die Protestanten in der Kirche singen, aber auch zu Hause oder auf den Feldern.
Der Psalm 68, den Thédore de Bèze in Verse gefasst hat, wird, von einer deutschen Melodie begleitet, zum Kriegslied der Protestanten, besonders während des Kamisardenkrieges (1702-1704):
„Möge Gott sich nur zeigen,
dann sieht man sofort,
wie sie den Platz verlassen.
Das Lager der zerstreuten Feinde,
von allen Seiten in Schrecken versetzt,
wird fliehen vor seinem Angesicht.
Gott wird sie alle in die Flucht treiben,
so wie man einen Berg von Rauch vergehen sieht,
wie das Wachs am Feuer,
so sind die Bösen vor Gott
die Kraft ist aufgebraucht…“
c La Cause
Einer der berühmtesten Vertreter dieser protestantischen Literatur ist Agrippa d’Aubigné (1552-1630), Verfasser von Gedichten mit dem Titel Les Tragiques (Die Tragischen).
Die Beziehung zur darstellenden Kunst
Die Reformation gibt den protestantischen Künstlern die Gelegenheit, die Themen der Malerei zu erneuern.
Neben Illustrationen der Bibel interessieren sich die Maler für profane Motive: Porträts, Selbstbildnisse, Landschaften.
Holland ist eines der Länder, wo sich dieser Ansatz entwickelt.
Rembrandt (1606-1669) oder Franz Hals (1583-1666) zum Beispiel malen profane Motive, die die menschliche Existenz in ihrer Wirklichkeit zeigen: ihre Leidenschaften (das Spiel, die Festgelage..), ihre Verpflichtungen (die Arbeit, der Handel…), ihre täglichen Sorgen (das Familienleben…).
Es ist eine lebendige, einfache und in ihrer Inspiration moderne Malerei.
Inwiefern hat der Protestantismus die Entfaltung der Moderne gefördert?
Die Reformation ist in erster Linie religiös:
Die Gestaltung der Religionsausübung ermutigt das Individuum, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
- Indem er die Gleichheit der Menschen vor Gott betont, dringt der Protestantismus darauf, dass die Menschen ihre Verantwortung in der Welt
- Mit der Reformation dienen der Glaube und die Beziehung zu Gott nicht länger als magische Zuflucht.
Aber unabsichtlich hat die Reformation die Entwicklung der Moderne begünstigt:
- Die Entwicklung einer Wirtschaft, in der die Industrie einen immer größeren Stellenwert erreicht.
- Die Entwicklung der Erziehung: die Individuen lernen nachzudenken und werden autonomer.
Die kulturellen Folgen der Spaltung