Die Weiterentwicklungen der christlichen Konfessionen © Musée Virtuel du Protestantisme
Legende
C : Katholiken orthodoxer Herkunft
D : Katholiken vor dem Ostschisma
E : Christen malabarischer katholischer Herkunft
F : Katholiken malankarischer Herkunft
Das Morgenländische Schisma 1054
Die Ost- und Westkirchen bildeten zum Zeitpunkt des Morgenländischen Schismas 1054 eine einzige Kirche. Das Schisma führt zu gegenseitigen Exkommunizierungen. Es lässt sich zurückführen auf alte Meinungsverschiedenheiten, die durch Streitigkeiten wieder belebt wurden, diese sind
- hierarchischer Art (der Bischof von Rom fordert den ersten Platz in der Rangfolge des christlichen Klerus),
- theologischer Art (Streit um das filioque: geht der Heilige Geist vom Vater aus oder vom Vater und vom Sohn? Dieses Dogma des filioque, das von Karl dem Großen in die lateinische Version des Credo eingeführt worden ist, wird von den Ostkirchen abgelehnt),
- liturgischer und kirchlicher Art (der Patriarch von Konstantinopel wirft der lateinischen Kirche vor, samstags zu fasten und den Verzehr von Milchprodukten während der ersten Woche der Fastenzeit zu erlauben: er prangert auch die Verpflichtung zum Zölibat der Priester an).
Doch die Exkommunizierungen von 1054 haben trotz ihres aufsehenerregenden Charakters nur einen geringen Einfluss und die Beziehungen zwischen Konstantinopel und Rom dauern an. Die eigentliche Spaltung vollzieht sich in den Jahren 1203-1204 anlässlich der Plünderung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer des 4. Kreuzzuges. Im Jahre 1439 stimmt die orthodoxe Kirche einer Beteiligung an einem ökumenischen Konzil zu, da sie Hilfe sucht, um sich der türkischen Bedrohung entgegenzustellen. Dieses Konzil endet 1439 in Florenz und beschießt die Vereinigung der griechischen und lateinischen Kirchen, bleibt aber ohne Wirkung. Die Eroberung Konstantinopels durch die Ottomanen 1453 unterstreicht die Trennung zwischen Katholiken und Orthodoxen.
Die orthodoxen Kirchen
Die allmähliche Entfremdung zwischen den Ostkirchen und der Kirche des Westens wird durch das Morgenländische Schisma endgültig.
Die orthodoxe Kirche oder Gemeinschaft der orthodoxen Kirchen vereint die Gesamtheit der „Kirchen der sieben Konzile“, das heißt derer, die nur die ersten sieben ökumenischen Konzile anerkennen.
Im Jahre 1516 hat der ottomanische Sultan den ganzen Nahen Osten erobert und Konstantinopel wird zur religiösen Hauptstadt der Orthodoxen: der Patriarch von Konstantinopel herrscht über die Patriarchen von Jerusalem und Alexandrien, er hat noch heute eine Ehrenvorherrschaft über die übrigen orthodoxen Patriarchen inne.
Die Zahl der orthodoxen Kirchen unter eigener Leitung, an deren Spitze ein unabhängiger Patriarch oder Erzbischof steht, hat sich im Laufe der Jahrhunderte verändert. Heutzutage handelt es sich um die orthodoxen Kirchen von
- Konstantinopel
- Alexandrien
- Antiochien
- Jerusalem
- Georgien
- Zypern
- Serbien
- Russland
- Griechenland
- Rumänien
- Bulgarien
- Albanien
- Polen
- Tschechische Republik und Slowakei
Darüberhinaus gibt es autonome Kirchen und unabhängige Kirchen.
Die aus der Orthodoxie erwachsenen katholischen Zweige
Drei Zweige haben sich von der Orthodoxie getrennt, um sich wieder mit dem Katholizismus zu vereinigen, behalten aber ihre Liturgie bei:
- die griechisch-katholische Kirche der Ukraine 1596
- die griechisch-katholische Kirche Rumäniens 1688
- die griechisch-malkitisch-katholische Kirche, die 1724 aus der Kirche von Antiochien hervorgegangen ist.