Die ersten Schritte zu einer interkonfessionellen Ökumene
In der Zwischenkriegszeit ermöglichen mehrere Initiativen interkonfessionelle konstruktive Austausche, so zum Beispiel die Aktion von Abt Paul Couturier, der 1936 die Initiative ergreift, eine universelle Gebetswoche für die Einheit zu organisieren, deren Ziel nicht mehr die Kritik an den sogenannten getrennten Kirchen ist, sondern eine Forderung nach Universalität. Um diese Initiative zu untermauern, gründet er 1937 die Gruppe der Dombes, deren Aufgabe es ist, über die umstrittenen Lehrpunkte nachzudenken, wie die Eucharistie oder die Amtsautorität, um Wege der Übereinstimmung zu finden.
Der Dominikanerpater Yves Congar (1904-1995), der an den Aktionen der französischen Föderation der christlichen Studenten teilgenommen hat, hat sehr früh über die Ökumene und ihre interkonfessionellen Hindernisse nachgedacht. Sein 1937 erschienenes Buch „ Chrétiens désunis“ (Uneinige Christen) entwickelt eine sogleich bemerkte These: auch wenn die katholische Kirche in seinen Augen der einzige Ort der sichtbaren Einheit bleibt, so kann sie nicht behaupten, diese zu beweisen, ohne sich zu reformieren, ohne zu verstehen, was die von Luther begonnene Reformation gewesen ist.
Pater Congar war einer der von Papst Johannes XXIII. ausgewählten Theologen, um die Vorbereitungsdokumente für die Arbeiten des Zweiten Vatikanischen Konzils zu verfassen.
Die Brüdergemeinschaft von Taizé wurde 1944 in einem kleinen Dorf des Departements Saône-et-Loire (nicht weit von der Abtei Cluny) von den Pastoren Roger Schütz (1915-2005) und Max Thurien (1921-1996) gegründet und ergreift häufig interkonfessionelle Initiativen in Richtung der katholischen Kirche. Zunächst nahmen sie die Form örtlichen Engagements an mit den katholischen Gemeinden der Region, indem sie sich mit diesen in verschiedenen Aktivitäten der Nachbarschaft, landwirtschaftlicher Genossenschaft, Poliklinik usw. verbanden.
Sobald das Zweite Vatikanische Konzil eröffnet wurde, hat die Gemeinschaft Kontakte mit den Konzilsvätern und den römischen Autoritäten entwickelt und sogar einige Brüder in Rom angesiedelt.
Nach dem zweiten Vatikanischen Konzil – gemeinsame Projekte
Selbstverständlich haben sich mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, zu dem alle Bischöfe berufen waren, wirklich neue Perspektiven eröffnet. Die Ankündigung war 1959 durch Papst Johannes XXIII. am Tag nach der universellen Gebetswoche für die Einheit erfolgt, eine Botschaft, die die anderen Konfessionen berührt hat. Sie wurden übrigens schnell eingeladen, Beobachter dorthin zu schicken. Pastor Hébert Roux (1908-1980), der den Reformierten Weltbund vertritt, ist einer von ihnen.
Im Jahre 1961 gründet der Vatikan ein Sekretariat für die Förderung der Einheit der Christen. Es wird unter die Verantwortung von Kardinal Bea (1881-1968) gestellt, assistiert von Kardinal Willebrands (1909-2006), zwei Männer des Dialogs und der Öffnung. Kurz darauf finden zwei Ereignisse von großer symbolischer Bedeutung statt:
- 1964 wird eine feierliche Begegnung zwischen Papst Paul VI. und dem ökumenischen orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel, Athénagoras, organisiert; sie ist eine Vorstufe zur Aufhebung der Bannflüche 1965, die das Schisma von 1054 hervorgerufen hatten.
- 1966 erlaubt die Begegnung von Paul VI. mit dem Erzbischof von Canterbury Michael Ramsey, einen Dialog zwischen der anglikanischen und der katholischen Kirche zu eröffnen, der seit dem Schisma, das König Heinrich VIII, 1534 hervorgerufen hatte, nicht mehr möglich war.
Somit beginnt ein Weg, reich an gemeinsamen Arbeiten:
- eine erste Etappe ist 1966 erreicht mit der Gründung der gemischten Arbeitsgruppe (katholisch, protestantisch, anglikanisch, orthodox).
- 1968 bei der Versammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Uppsala (Schweden) wird dem Jesuitenpater und späteren Kardinal Robert Tucci (1921-2015) gestattet, eine öffentliche Konferenz abzuhalten, wenn auch in seiner Eigenschaft als Privatperson : Ökumenische Bewegung, Ökumenischer Rat der Kirchen und die römisch-katholische Kirche.
- 1975 akzeptiert die römisch-katholische Kirche, an den Arbeiten der Kommission Glauben und Kirchenverfassung des ÖRK vollständig teilzunehmen. Dieser Zusammenarbeit verdanken wir die Herausgabe des Dokumentes Taufe, Eucharistie, Amt, das auf der Konferenz von Lima 1982 veröffentlicht wurde.
- Es entstehen Dialoge in der Kommission Gerechtigkeit und Frieden, die in Frankreich gleichermaßen aus der Bischofkonferenz und der Protestantischen Föderation Frankreich zusammengesetzt ist.
- Die römisch-katholische Kirche beginnt auch einen Dialog mit dem Lutherischen Weltbund, dessen erste Resultate vorliegen: die Gemeinsame Erklärung über die Rechtfertigung (11999) und das Dokument Vom Konflikt zur Einigung (2013).
- Man muss auch die Annäherungen unterstreichen, die im Rahmen der Ortsgemeinden gemacht worden sind: die ökumenischen Gruppen, der Austausch der Kanzeln im Rahmen der universellen Gebetswoche für die Einheit der Christen, die bessere Anerkennung der Mischehen.
Und doch bleibt das Problem der Autorität, die den kirchlichen Institutionen zuerkannt wird, ein schwer zu überwindendes Hindernis, denn die römisch-katholische Kirche und die Vertreter der protestantischen und orthodoxen Kirchen beharren auf ihren eher unterschiedlichen Standpunkten zu diesem Thema.