Toulouse
Die Hauptstadt ist eine Hochburg des Katholizismus, doch in der Umgebung entstehen ab dem 16. Jahrhundert protestantische Gemeinden in der ehemaligen Grafschaft Foix, im Mas d‘Azil, in Revel und Saverdun, mehr im Norden und intensiver noch in Castres, Mazamet, in dem Gebirge des Tarn und in Mauvezin im Gers sowie im Béarn.
Ab 1558 entstanden Kirchen, die von einer starken Unterdrückung 1562, gefolgt von den Massakern der Bartholomäusnacht, beträchtlich dezimiert wurden. Das Hôtel d’Assezat, das heutige Museum der Stiftung Bemberg, erinnert an seinen protestantischen Besitzer, einen Capitoul de la Ville (Mitglied des Stadtrates), den der Handel mit Pastellfarben reich gemacht hatte.
Im 17. Jahrhundert versammelten sich die Protestanten aus Toulouse in L‘Isle-Jourdain, später in Portet im Süden der Stadt.
Im Jahre 1683 versucht der Advokat Claude Brousson, diejenigen um sein Projekt zu versammeln, die gleichzeitig Gott und dem König dienen wollen.
Jean Calas
Jean Calas, ein protestantischer Kaufmann aus Toulouse, wurde des Mordes an seinem Sohn angeklagt, da er ihn am Abschwören gehindert hatte; er wurde 1762 bei lebendigem Leibe gerädert. Voltaire verteidigte ihn; es handelt sich um die berühmte „Affäre Calas“, die 1765 zur Rehabilitierung des Verurteilten beiträgt. Das Haus Calas befindet sich in der rue des Filatiers Nr. 50.
Das Mas d‘Azil und das Département Ariège
Das Mas d‘Azil war der Mittelpunkt einer vor allem aus Bauern bestehenden, doch auch einige Bürger und Edelleute aus dem Glashandwerk zählenden protestantischen Gemeinde. Im Jahre 1625 diente die Höhle des Mas d‘Azil den Protestanten zum Schutz während einer schrecklichen Belagerung durch die königliche Armee von Ludwig XIII., der den Ort zurückeroberte. Sie ist 400 Meter lang und hatte schon zuvor die Katharer beherbergt. In Carla wurde 1647 der protestantische Philosoph Pierre Bayle geboren, der für seine Verteidigungsrede der Gewissensfreiheit berühmt ist. Inzwischen ist in seinem Geburtshaus ein Museum eingerichtet worden.
Nach der Revolution gab es noch 7.000 Protestanten in der Ariège, rund um das Mas d‘Azil und Saverdun.
Castres und der Tarn
Schon ab 1530 öffnet sich Castres der Reformation und wird zum Sicherheitsort. 1574 wird dort ein protestantisches Kollegium gegründet.
Claude Brousson verweilt in der Stadt und organisiert dort die Antwort der verfolgten Kirche.
Auf dem Türsturz des ehemaligen Frauengefängnisses in Castelmontou steht zu lesen:
„Wir lieben Gott, er wird uns erlösen.“
Bei der protestantischen Kirche von Castres handelt es sich um die ehemalige Kapelle des Kapuzinerklosters (17. Jahrhundert), die nach der Revolution den Protestanten zugesprochen wurde.
Im 17. Jahrhundert lebten 20.000 Protestanten in und um die Orte Roquecourbe, Réalmont, Montredon,Vabre, Castelnau, Brassac,Viane, Lacaune, Anglès, La Bastide-Rouairoux.
Die Berge von Lacaune
Sie zählen zu den reformierten Hochburgen.
In Pierre-Segade, einem Vorort von Viane, findet nach der Bartholomäusnacht eine geheime Versammlung statt.
Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes finden mehrere Versammlungen im Gebirge statt.
Im Jahre 1689 wird die Versammlung von Saint-Jean-del-Frech von den Dragonern des Königs überrascht. 50 Protestanten werden ermordet, ihr Prediger Corbière de la Sicarié wird in Pierre-Plantée in der Nähe von Castelnau de Brassac getötet, wo sich seither jährlich am 4. Sonntag im August die Protestanten versammeln. Ein Denkmal erinnert an dieses schreckliche Blutbad.
Ferrières
In Ferrières stellt das Museum des Protestantismus im Haut-Languedoc die Erinnerungen an diese Gegend zusammen, die von der Reformation und dem langen Widerstand im 17. und 18. Jahrhundert geprägt ist.
In Mazamet und Puylaurens lebten Mitte des 17. Jahrhunderts noch 10.000 Protestanten.
Doch nach der Revolution zählte man nur noch 18.000 Protestanten im gesamten Département Tarn.
Montauban und Umgebung
Montauban wird 1570 nach dem Frieden von Saint-Germain zu einem Sicherheitsort der Protestanten.
1600 wird dort eine der berühmtesten protestantischen Akademien gegründet, von der heute noch Gebäude in der rue Léon Malleville existieren. Im 17. Jahrhundert gab es zwei protestantische Kirchen auf den heutigen Plätzen place de Théâtre und place du Coq.
1621 leistete Montauban zwei Monate lang Widerstand gegen die Armee Ludwigs XIII., nachdem es von Henri de Rohan mit Elitetruppen ausgestattet worden war.
1622 wurde der Sicherheitsort Nègrepelisse von der königlichen Armee erobert und seine Bewohner wurden auf Befehl Ludwigs XIII. ermordet.
Die Unterdrückung in Montauban schon lange vor der Aufhebung des Edikts von Nantes
1659 wird die Akademie nach einem Handgemenge zwischen katholischen und protestantischen Studenten nach Puylaurens verlegt (in das heutige Département Tarn).
1661 erstürmen 4.000 Dragoner Montauban, um den Widerstand zu brechen.
1664 wird die erste protestantische Kirche dem Erdboden gleichgemacht, dann 1683 die zweite zerstört.
1793 wird die ehemalige Kapelle des Karmelitenklosters zur protestantischen Kirche.
1803 zählt das Département Tarn-Garonne 12.000 Reformierte.
Cahors und das Département Lot
Um das Jahr 1560 wird eine in Cahors entstehende Gemeinde durch die Ermordung der Hälfte der Protestanten (50 Reformierte) vernichtet. Im 17. Jahrhundert zählt man 4.500 Gläubige rund um Saint-Antonin (heute im Département Tarn-et-Garonne), Cajarc, Cardaillac, La Tronquière, Saint-Céré.
Agen und Umgebung
Agen öffnet sich der Reformation ab 1536. Die Kirche der Jakobiner und das Kloster bieten suspekten Gelehrten Schutz. Um 1560 zählt man 6.000 Hugenotten. Die Religionskriege hinterlassen dort ein Blutbad und das Edikt von Nantes verbietet jegliche Religionsausübung.
Nach der Aufhebung des Edikts 1685 unterwirft der Marquis Boufflers, „General der Dragoner“, die Gegend um Agen.
Das heutige Rathaus von Agen diente im 17. Jahrhundert als Justizpalast, dort wurden viele Protestanten zum Tode verurteilt.
1751 beginnen wieder geheime Versammlungen in Scheunen.
Nérac, Zentrum der Grafschaft Albret, das erst 1607 an Frankreich angeschlossen wurde, ist eines der großen Zentren des Protestantismus. Marguerite von Angoulême richtet dort nach ihrer Thronbesteigung als Königin von Navarra ihren Hof ein. Sie stirbt dort im Jahre 1549.
In dem Schloss, dessen Nordflügel noch erhalten ist, nimmt sie Lefèvre d‘Etaples auf, der dort 1536 stirbt. Dort gewährt sie zahlreichen berühmten Reformatoren Asyl, die nicht mehr gefahrlos in Frankreich bleiben konnten.
Calvin wohnt dort in der Nähe der Alten Brücke.
Théodore de Bèze wohnte rue Pizoque und predigte in Agen.
Auch Clément Marot war zu Gast bei Marguerite von Navarra, einer gelehrten und geistreichen Frau.
In Nérac unterzeichnete 1579 Heinrich III. von Navarra, der künftige Heinrich IV., mit Katharina von Medicis den Friedensvertrag, der den sechsten Religionskrieg beendete.
Jeanne d‘Albret, die Tochter der Marguerite von Navarra, Gattin von Antoine de Bourbon und Mutter Heinrichs IV., lebte in Nérac und die Bevölkerung folgte ihrem Beispiel und trat massenhaft zur reformierten Kirche über. Nach den Religionskriegen bildete sich um Nérac, Clairac und Tonneins ein starker Kern rivalisierender Reformierter.
1621 leistet Clairac den Truppen Ludwigs XIII., der entschlossen war, die Hugenotten zu „bändigen“, erbitterten Widerstand.
1803 gab es nur noch 15.000 Reformierte im gesamten Département Lot- et-Garonne.
Mauvezin und das Département Gers
Nordwestlich und westlich von Toulouse gab es im 16. Jahrhundert an der äußersten Grenze zu Armagnac einige protestantische Gemeinden in Mauvezin, Puycasquier, Mas Grenier, L‘Isle–Jourdain, die etwa 2.000 Gläubige versammelten.
Im 17. Jahrhundert zählt man noch 243 protestantische Familien in Mauvezin, das 1803 immer noch ein Oratorium besaß. Ende des 19. Jahrhunderts zählt man nur noch 320 Gläubige.
Rodez und das Département Aveyron
Ab dem 16. Jahrhundert entstanden reformierte Gemeinden in Millau, Saint-Affrique, Camarès, Saint-Jean-du-Bruel und Villefranche.
Nach der Bartholomäusnacht hält die enthauptete reformierte Partei in Millau ihre erste politische Versammlung ab. Diese zu drei Vierteln protestantische Stadt hält ihr protestantisches Kollegium bis 1663 aufrecht. Aber als die Dragoner am 11. September 1685 vor den Toren der Stadt sind, schwören die Einwohner massiv ab.
In Saint-Affrique gelingt es den Protestanten 1628, die von Heinrich II. von Bourbon, dem Herzog von Condé befehligte königliche Armee in Schach zu halten. 1734, nach der Aufhebung des Edikts von Nantes, wurde eine Versammlung der „Wüste“ am Felsen von Cailux überrascht: fünf Personen werden zu den Galeeren oder zu lebenslänglichen Gefängnisstrafen verurteilt.
Nach der Wiederherstellung der Religionsfreiheit Ende des 18. Jahrhunderts zählte man nur noch 5.000 Reformierte im Département Aveyron.
Standorte der protestantischen Kirchen in jeder Region.