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Martin Luthers Schriften

Martin Luther hat ein umfassendes schriftliches Werk hinterlassen. Sein ganzes Leben lang verfasste er theologische Abhandlungen. Dazu kamen politische und andere Streitschriften, die sich aus seinen Engagements ergaben. Mit der Druckkunst haben sich seine lateinischen und deutschen Schriften überall verbreitet.

Ein beachtliches Werk

Einband des Neuen Testaments von Luther © Musée Calvin de Noyon

Luther hinterlässt ein bedeutendes Schrifttum. Wenn man die mehr oder weniger genauen Mitschriften seiner Reden mitrechnet, kommt man auf über 600 Titel. Hauptsächlich als Theologe, aber auch als Prediger und Schriftsteller weiß er sich über schwierige Themen in einfacher Sprache auszudrücken, sei es nun auf Lateinisch oder Deutsch.

Dem Dominikaner Yves Congar zufolge ist Luther „eins der größten religiösen Genies der Geschichte….. er hat das Christentum neu durchdacht.“

Luthers Hauptschriften werden im Folgenden ihrer Gattung nach vorgestellt.

Theologische Schriften

Lutherbibel, Wittenberg 1561 © Fonds Société Biblique / Marc Gantier

Die Bibelübersetzung

Auf der Wartburg, unter dem Schutz Friedrichs des Weisen, des Kurfürsten von Sachsen, übersetzt Luther das Neue Testament ins Deutsche. Es handelt sich um sein erstes großes Werk. Es erscheint im September 1522 mit einem Vorwort Luthers und Illustrationen von Lucas Cranach. Die vollständige Übersetzung der Bibel wird 1534 fertiggestellt.

Die Verbreitung der Lutherbibel wurde durch die Druckkunst ermöglicht, sie machte den Deutschen die Bibel zugänglich und trug zur Standardisierung des Hochdeutschen bei.

Die Predigten

Luther hinterlässt zahlreiche meist deutsche Predigten zu folgenden Themen:

  • Sieben Predigten gehalten 1522 in Wittenberg über die Beziehung von Glaube und Nächstenliebe;
  • Von zweierlei Gerechtigkeit, Luther stellt der Gerechtigkeit Christi die unsere gegenüber;
  • Von der Betrachtung des heiligen Leidens Christi;
  • Vom Ehestand;
  • Von Gebet und Prozession in der Kreuzwoche (vor der Auferstehung, für die Ernte);
  • Von der Vorbereitung zum Sterben;
  • Vom Sakrament der Buße;
  • Von dem heiligen hochwürdigen Sakrament der Taufe;
  • Von dem hochwürdigen Sakrament des heiligen wahren Leichnams Christi und von den Bruderschaften;
  • Vom Wucher (3 Predigten);
  • Von dem Neuen Testament.

Lehrschriften

Briefmarke: Veröffentlichung des Katechismus von Luther im Jahre 1529 © Collection privée

Zu den dogmatischen Werken kann man auch die zahlreiche Korrespondenz Luthers und seine Streitschriften rechnen.

In der 1513-1515 verfassten Vorrede auf die Epistel S. Paul an die Römer grenzt sich Luther von der mittelalterlichen Tradition ab, um die Botschaft des heiligen Paulus besser zu erklären: Die Gerechtigkeit erwächst dem Menschen aus dem Glauben und nicht aus dem Willen, der Kraft, oder aus seiner menschlichen Natur. Durch die „neue geistliche Geburt im Glauben“ „wird der Mensch ohne Sünde“ und kann handeln.

Im Sermon von den guten Werken (1520) legt er dar, dass die Seligkeit aus dem Glauben erwächst: „Denn alle anderen Werke kann ein Heide, Jude, Türke oder Sünder auch tun; aber fest vertrauen, dass er Gott wohlgefällt, das ist nur einem Christen möglich, der durch die Gnade erleuchtet und fest geworden ist.“ Die guten Werke in Kirche und Gesellschaft müssen sich aus dem Glauben ergeben, während die Werke allein nicht zur Seligkeit führen können.

In der Schrift Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche (1520) behandelt Luther die Sakramentsfrage: Von den sieben Sakramenten behält er Taufe und Abendmahl bei und lässt damals auch noch das Bußsakrament gelten. Hingegen verwirft er die vier anderen, kirchlich verwalteten Sakramente der Konfirmation, letzten Ölung, Priesterweihe und Heirat. Das Abendmahl hält er für unvollständig und seines Sinnes beraubt, wenn der Wein den Priestern vorbehalten bleibt.

In seiner Abhandlung Vom Ehestand (1522) legt er die Regeln für den Ehestand fest, den er für besser als das Mönchstum hält, und erklärt sie. Er rühmt die Ehe, spricht sich aber auch über die Möglichkeit der Scheidung aus.

1523 weist er in einer kleinen Abhandlung darauf hin, dass Jesus als Jude geboren ist.

Der Deutsche Katechismus oder Große Katechismus (1529) erklärt die zehn Gebote, das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser und die beiden Sakramente Taufe und Abendmahl. Im Gegensatz zu den Wiedertäufern hält Luther auf der Taufe der Kleinkinder fest. Beim Abendmahl sind Brot und Wein mit den gleichzeitig verkündeten Heilszusagen für die, die sie entgegen nehmen, Leib und Blut Christi. Einem Bruder seine Sünden zu beichten kann der Buße förderlich sein, darf aber nicht zur Verpflichtung werden oder mittels eines detaillierten Sündenkatalogs stattfinden.

Der im selben Jahr in einfacherer Sprache verfasste Kleine Katechismus ist für „wenig gelehrte“ Pastoren und Prediger gedacht.

Melanchthon legt beim Augsburger Reichstag 1530 das Augsburger Bekenntnis vor, der Luthers Schriften zugrunde liegen und zwar besonders ein Glaubensbekenntnis, das Luther 1528 im Anschluss an die Abhandlung über das Abendmahl Christi verfasst hat. Sie gehört zu den „symbolischen Büchern“ der Lutherischen Kirchen.

In den Schmalkaldischen Artikeln (1537) bekräftigt Luther seinen Standpunkt der Rechtfertigung durch den Glauben, den untergeordneten Wert der Werke, die Verdammung der Messe als bloßen Opferritus und den schädlichen Charakter des Klosterlebens.

Die Streitschriften

Luther schlägt seine 95 Thesen in Wittenberg an
Luther schlägt seine 95 Thesen in Wittenberg an © S.H.P.F.

Schriften gegen den Papst

Luthers berühmtestes Werk sind die 1517 in Wittenberg angeschlagenen 95 Thesen, in denen er seine Empörung über den Ablasshandel zum Ausdruck bringt. Drei davon zitieren wir hier:

  • (32) „Wer glaubt, durch einen Ablassbrief seines Heils gewiss sein zu können, wird auf ewig mit seinen Lehrmeistern verdammt werden.“
  • (45) „Man soll die Christen lehren: Wer einen Bedürftigen sieht, ihn übergeht und statt dessen für den Ablass gibt, kauft nicht den Ablass des Papstes, sondern handelt sich den Zorn Gottes ein.“
  • (86) „Oder: Warum baut der Papst, der heute reicher ist als der reichste Crassus, nicht wenigstens die eine Kirche St. Peter lieber von seinem eigenen Geld als dem der armen Gläubigen?“

Streitschriften gegen den Papst wie Wider das Papsttum zu Rom, vom Teufel gestiftet (1545) gehören zu den letzten Schriften Luthers. Sie sind außerordentlich kritisch und teilweise mit zotigen Zeichnungen von Luthers Freund Lucas Cranach illustriert.

Ein Urteil über die Klostergelübde erscheint 1522, drei Jahre bevor Luther öffentlich aus dem Kloster austritt. Luther widmet diese umfangreiche Schrift gegen das Mönchstum seinem Vater, der sich 1505 gegen seinen Eintritt ins Kloster ausgesprochen hatte. Luther ist der Auffassung, dass die Mönchsweihe dem Glauben und der Freiheit des Evangeliums, den Geboten und der Vernunft entgegengesetzt ist. Er kritisiert besonders das Keuschheitsgebot.

Politische Schriften

Der Bauernkrieg © Collection privée

Der Sendbrief An den Chistlichen Adel deutscher Nation wendet sich an den Kaiser und an den deutschen Adel. „Geistliche“ und „Laien“ sind nur insofern zu unterscheiden, als sie verschiedene Ämter ausüben; denn alle Christen sind gleichen Standes, wahrhaftige Priester, woraus sich auch die geistliche Verantwortung der weltlichen Macht ergibt; Luther schlägt die Abschaffung des Priesterzölibats und der Totenmessen und die Reform des Schulunterrichts vor.

1523 erscheint Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man ihr Gehorsam schuldig sei. Luther verherrlicht die weltliche Macht als in der göttlichen Autorität gründend und weist zugleich jede Nötigung in Glaubensfragen zurück. Nach dieser Lehre gehört der Christ zwei Reichen an, dem weltlichen und dem geistlichen.

Die Position Luthers zum Bauernkrieg findet man in der Schmähschrift Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern (1525).

Luther denkt auch über den Einsatz von Waffen  nach, seine Überlegungen finden sich in mehreren Abhandlungen wie zum Beispiel: Von weltlicher Obrigkeit (1523), Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können (1526).

In der Heerpredigt gegen die Türken (1529) stellt Luther die Türken als Feind Gottes dar. In Vom Krieg wider die Türken erkennt er die Rolle des Kaisers an, bestreitet aber dessen universelle Herrschaft: Der Kaiser ist nicht das Oberhaupt der Christenheit und nicht der Beschützer des Evangeliums und des Glaubens.

1536 veröffentlicht Luther die Schrift Dass weltliche Obrigkeit den Widertäufern mit leiblicher Strafe zu wehren schuldig sei. Nach dem Fall der Stadt Münster, in der Johann von Leyden eine theokratische und polygame Herrschaft errichtet hatte, hatte Luther im Jahr 1525 die Niederschlagung gebilligt.

In seinen letzten Lebensjahren betrachtet Luther Juden, Türken, Papisten und Sektierer unter demselben Blickwinkel und beschludigt sie, dem Antichrist zu dienen. In einigen Schriften über die Juden: Auslegung über das erste Buch Mose (1535), Wider die Sabbather (1538), Letzte Worte Davids (1543) meint Luther, dass die Juden den Zorn Gottes auf sich ziehen, indem sie Jesus nicht als den Messias anerkennen. Die Pamphlete, die er zu der Zeit schreibt, als der Kurfürst von Sachsen die jüdischen Gemeinden aus seinem Hoheitsgebiet ausstößt, werden ausfallend und rufen sogar zur Gewalt auf, zum Beispiel, dass man die Juden aus ihren Häusern vertreiben solle: Von den Juden und ihren Lügen, Vom Schem Hamphoras (1543).

In seiner Vermahnung zum Gebet wider den Türken, die 1541 während des türkischen Einmarsches in Ungarn durch Süleyman den Prächtigen erscheint, stellt Luther die türkische Gefahr als göttliche Strafe dar und ermahnt seine Zeitgenossen zur Buße.

Andere Texte

Über diese Werke hinaus gibt es noch die nicht von Luther selbst verfassten Schriften wie Vorlesungsmitschriften von seinen Studenten und seine Tischreden, die er nicht unbedingt zur Veröffentlichung freigegeben hätte. Seine katholischen Widersacher haben sich einige von diesen apokryphen Schriften zunutze gemacht.

 

Dazugehörige Vermerke

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