Lehrjahre
Napoleon Peyrat wurde am 20. Januar 1809 im protestantischen Ariège in Bordes-sur-Arize geboren, einem kleinen Dorf nicht weit von Mas d’Azil und Carla-Bayle. Sein Groβvater, ein Bonapartist, war Bürgermeister des Dorfes. Seine Mutter starb sehr jung, sodass er von seinen Tanten aufgezogen wurde.
1823 geht er zur weiteren Ausbildung nach Châtillon-sur-Seine, wo der Pfarrer Jacques Rosselloti eine Schule betreibt.
Von 1826-1831 studiert er Theologie in Montauban, er schlieβt das Studium mit einer Doktorarbeit über das Christentum im 19. Jahrhundert ab. Die praktischen und theologischen Fragen, mit denen er sich beschäftigt, halten ihn vorerst davon ab, Pfarrer zu werden. Er wird Hauslehrer in den protestantischen Pariser Familien und in Bordeaux.
Geschichtsschreiber der Minderheiten
Neben dem Unterricht widmet er sich der Erforschung der Geschichte der protestantischen Minderheiten in Frankreich und der Katharer, die in seiner Heimatprovinz von der Inquisition verfolgt wurden, und erteilt (oft in leidenschaftlichem Stil) den unterworfenen Kamisarden und den in Montségur eingeschlossenen Albigensern das Wort.
1842 veröffentlicht er eine Geschichte der Pfarrer in der Zeit der Wüste von der Widerrufung des Edikts von Nantes bis zu den Anfängen der Französischen Revolution.
Der Pastor
1844 wird er in der Gemeinde von Saint-Germain-en-Laye zum Hilfspastor ernannt. 1847 wird er ordiniert und 1854 erhält er das dortige Pfarramt, nachdem er 1851 die bedeutend jüngere Nichte des Marschalls Randon, Eugénie Poiré, geheiratet hat.
Von nun an widmet sich Napoleon Peyrat gleichermaβen pastoralen und familiären Aufgaben.1862 läβt er die Kirche von Saint-Germain-en-Laye bauen. Die historischen Forschungen üben weiter groβe Anziehungskraft auf ihn aus. Er benützt seinen Aufenthalt in Saint-Germain-en-Lay zu einer bedeutenden Studie über das Kolloquium von Poissy (1561). Seine Forschungen richten sich auch auf Vigilance, der im 5. Jahrhundert das Christentum in den Pyrenäen reformiert hat und ihm ein Vorläufer Luthers zu sein scheint.
Im Verlauf des Krieges von 1870/71 gerät die Gemeinde von Saint-Germain-en-Laye unfreiwillig in eine strategisch wichtige Lage: nach der Niederlage von Sedan umzingelt die deutsche Armee Paris. Die Kirche wird dabei von den Deutschen oft für Gottesdienste eingefordert. Napoleon Peyrat und seine Gattin haben sich zur Verhinderung absurder Situationen und Gewalttätigkeiten mehrfach an die deutschen Offiziere gewandt. Napoléon Peyrat hat die Ereignisse dieser Belagerung in einem Tagebuch festgehalten, das auch durch lebendige Porträts dieses und jenes Offiziers oder Pfarrers sehr interessant ist.
Obwohl die Kommune während der Belagerung von Paris begann, wird sie von Peyrat mit keinem Wort erwähnt.
Der Dichter
Sein ganzes Leben lang schrieb Napoleon Peyrat inspirierte Gedichte, die die Schrecken der Unterdrückung beschreiben. Er schreibt manchmal auf Okzitanisch, manchmal auf Französisch, um seine Sympathie für die Republik zu bekunden. Dafür wird er 1877 in die (im Umfeld von Frédéric Mistral gegründete) Vereinigung der Félibrige aufgenommen, er schlieβt sich den Félibriges rouges an, die offen republikanisch gesinnt sind.
Napoleon Peyrat hat auch Chroniken der Gemeinde von Saint-Germain-en-Laye geschrieben, die noch nicht veröffentlicht wurden.
Napoleon Peyrat stirbt am 4. April 1881 in Saint-Germain-en-Laye.