Soutenez Le Musée ! Faire un don

Petrus Waldes (1140-1217)
und die Waldenser

Petrus Waldes begründet die Bewegung der Waldenser, die sich im Süden Europas verbreitet.

Rückbesinnung auf das Evangelium

Petrus Waldes (1140-1217)

Petrus Waldes – Pierre Valdo, Vaudès oder Valdès – ist ein reicher Kaufmann aus Lyon, den die Lektüre des Evangeliums dazu verleitet, seine gesamte Habe zu verkaufen und fortan zu predigen und in Armut zu leben. Er lässt die Bibel teilweise in die Sprache des Volkes übersetzen.

Ihm folgen zahlreiche Anhänger, die Waldenser genannt werden. Der Papst verweigert Waldes die Erlaubnis zur Laienpredigt. Die Waldenser werden auf dem Konzil von Verona (1184) aus der Kirche ausgeschlossen. Trotz anhaltender Verfolgungen verbreitet sich die Waldenserbewegung in Frankeich, in Italien, in Deutschland und bis nach Ungarn und Polen.

Die Theologie der Waldenser

Die Waldenser unterscheiden sich von der katholischen Kirche in folgenden Punkten :

  • durch ihren evangelischen Radikalismus : sie berufen sich auf die Botschaft der Bergpredigt und lehnen jegliche Eidleistung ab ;
  • durch ihre Kritik der römisch-katholischen Institution : sie sind gegen das Papsttum und gegen die Macht und den Reichtum der Kirche ;
  • durch ihre Leugnung des Fegefeuers und ihre Ablehnung des Ablasses und der Heiligenverehrung ;
  • durch das Wanderpredigertum : gepredigt wird von Laien, die ” Bärte ” genannt werden (” barbes ” : in der piemontesischen Mundart soviel wie ” Onkel ” oder ” Ältester “). Die Bärte sind unverheiratet. Sie ergreifen Berufe, die einen ständigen Ortswechsel erfordern. Wegen der Verfolgungen halten sie ihre Predigten in Wohnhäusern ab und nicht in aller Öffentlichkeit.

Die Waldenser gehen allerdings zur Messe und nehmen die Sakramente der katholischen Kirche an.

Der Anschluss der Waldenser an die Reformation

Guillaume Farel (1489-1565) © S.H.P.F.

1526 versammeln sich die Bärte zu einer Synode und beschließen, Abgesandte in die Schweiz und nach Deutschland zu schicken, um sich mit den neuen Lehren Luthers vertraut zu machen. Sie kommen mit Schriften Luthers und Zwinglis zurück.

Andere Abgesandte besuchen 1530 die Reformatoren von Neuchâtel (Neuenburg), Bern, Basel und Straßburg und legen ihnen einen Fragebogen vor. Die Antworten von Ökolampad (Johannes Heußgen) und Martin Butzer sind bekannt.

Im wesentlichen herrscht Einverständnis ; folgende Punkte bleiben jedoch umstritten :

  • das Wanderpredigertum der Bärte,
  • die Auslegung der Bergpredigt, die die Waldenser die Eidleistung ablehnen lässt,
  • die Kritik an der staatlichen Gewalt,
  • die Teilnahme an der Messe und die Annahme der katholischen Sakramente.

An der 1532 in Chanforan, einem Ort in den Waldensertälern, abgehaltenen Synode nimmt auch Guillaume Farel teil. Sein Einfluss ist maßgeblich. Er erreicht, dass die Synode ihre Übereinstimmung mit den reformatorischen Ideen verkündet.

Das Wanderpredigertum der Bärte wird aufgegeben. Die meisten Bärte werden Pastoren. An den Orten, an denen sie vorher gepredigt haben, werden evangelische Kirchen eingerichtet.

Die Synode von Chanforan beschließt außerdem, für 500 Goldtaler eine neue französischsprachige Bibel anfertigen zu lassen ; mit der Übersetzung wird Olivétan betraut.

Die Waldenserkirchen heute

Trotz aller Verfolgungen – wie dem Waldensermassaker im Lubéron von 1545 – bestehen bis heute Waldensergemeinden in den Alpentälern und in Italien. Die Waldenserbewegung hat sich bis nach Uruguay ausgebreitet.

Die Waldenserkirchen gehören dem Weltkirchenrat seit dessen Gründung an.

Petrus Waldes (1140-1217)
und die Waldenser

Via Beckwith, 3, 10066 Torre Pellice, Turin, Italie

Route zu diesem Standort

Bibliographie

  • Bücher
    • AUDISIO, Gabriel (éd.), Les Vaudois des origines à leur fin (XIIe-XVIe s.), actes du colloque d'Aix en Provence (avril 1988), A. Meynier, Turin, 1990
    • JALLA Jean, Pierre Valdo, Vida, 2003
    • LE GOFF Jacques (éd.), Hérésies et sociétés dans l’Europe préindustrielle, XIe – XVIIIe siècle, Mouton, Paris-La Haye, 1968
    • SANTINI Luigi, De Pierre Valdo à l’Église vaudoise, Labor et Fides, 1999
    • THOUZELLIER Christine, Hérésie et hérétiques : Vaudois, Patarins, Albigeois, Rome, 1969

Dazugehörige Rundgänge

Die Vorreformatoren

Lange vor Luther und Calvin haben Menschen an einer Reform der katholischen Kirche gearbeitet. Das Mittelalter ist von einer konstanten Strömung von Bewegungen durchzogen, die zur Reform aufrufen: einige sind...

Dazugehörige Vermerke

Ulrich Zwingli (1484-1531)

Zwingli ist Seelsorger und Theologe. Für ihn ist das Studium der Bibel die Grundlage einer Reformation, die den Kampf gegen gesellschaftliche Ungerechtigkeiten mit einschließt.

Guillaume Farel (1489-1565)

Farel ist der Reformator der französischen Schweiz und hat besonders in Neuchâtel gewirkt. Er ist Prediger und Organisator sowie Verfasser einer Liturgie in französischer Sprache.

Martin Butzer oder Bucer (1491-1551)

Der gebürtige Elsässer und Humanist hat sich sein ganzes Leben lang dafür eingesetzt, die Einheit der Kirche zu bewahren.

Olivétan (1506-1538)

Olivétan hat sich als Übersetzer der Bibel einen Namen gemacht. Die sogenannte Olivétan-Bibel ist die erste französische Direktübersetzung aus den hebräischen und griechischen Urtexten. Sie ist auch unter dem Namen...

Geschichte der Waldenser

Die zu Ende des 12. Jahrhunderts in Lyon entstandene Waldenserbewegung verbreitete sich im Mittelalter über ganz Europa hinweg. Zur Reformation übergetreten und brutal verfolgt, konnte sie nur in den Alpentälern...

Jan Hus (1369-1415) und die Hussitenkriege (1419-1436)

Jan Hus, ein tschechischer Priester, predigt ein Jahrhundert vor Luther die Reform der Kirche und stirbt dafür auf dem Scheiterhaufen. Sein Tod löst in Böhmen eine religiöse, politische und soziale...

John Wiclif (um 1328-1384) und die Lollarden

Wiclif ist ein früher Wegbereiter der Reformation. Er stellt das Prinzip von der Autorität der kirchlichen Hierarchie in Frage. Seine Parteigänger, die Lollarden, lösen einen Bauernkrieg aus. Sie prangern die...

Die Vorreformatoren

Viele der Ideen Luthers gehen auf diejenigen der Vorreformatoren zurück. Petrus Waldes ist im 12. Jahrhundert der erste unter ihnen.

Jacques Lefèvre d’Étaples oder Jakob Faber Stapulensis (1450-1537)

Er ist Theologe, Gründer des Kreises von Meaux und der erste französische Bibelübersetzer.

Das Christentum im Westen zu Beginn des 16. Jahrhunderts

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts zerstörten die Elemente die Einheit der Christenheit im Westen und stellten eine neue Beziehung zu Gott in einem bereits seit langem bestehenden Klima der Intoleranz,...