Humanist und Reformator
Philipp Melanchthon war 62 Jahre alt, als Lucas Cranach d. J. im Jahr 1559 dieses Porträt malte. Melanchthon wirkt abgeklärt. Der Humanist und Reformator hatte immer nach Einheit und Eintracht gesucht, dabei aber viele Enttäuschungen erlebt.
Als er jung war, schien Europa gerade seine politische, kulturelle und kirchliche Einheit wieder zu finden. Kaiser Karl V. vereinte große Teile Europas unter seiner Herrschaft. Die Humanisten bildeten ein Netzwerk über die politischen Grenzen hinweg.
Es sollte aber anders kommen, als Melanchthon es erhofft hatte. Der Krieg zwischen Frankreich und Karl V. zerriss Europa. Die Türken rückten immer weiter nach Westen vor. Durch die Reformation entstanden mehrere Kirchen. Neue Grenzen trennten nun Völker, Kulturen und Kirchen. Europa zerfiel. Es schien, als könne Einheit künftig nur durch Zwang und Gewalt erreicht werden.
Trotz dieser Enttäuschungen gab Melanchthon nicht auf. Er war überzeugt, dass Europa seine Trennungen friedlich überwinden könne, wenn es zu seinen antiken und christlichen Quellen zurückkehren würde. Einheit werde wieder möglich durch humanistische Bildung und kirchliche Reform. Europa brauche Cicero und Christus, Humanismus und Reformation, Bildung und Glauben.