Soutenez Le Musée ! Faire un don

Renée de France (1510-1575)

Renée de France, die zweite Tochter des Königs Ludwig XII., Gattin des Fürsten von Ferrara, Hercule de l’Este, hat den Reformierten sowohl in Ferrara als auch in ihrem Ruhesitz Montargis Schutz gewährt.

Von Blois nach Ferrara

Renée de France nach einem Gemälde des königlichen Museums « Musée Royal » © S.H.P.F.

Renée de France, Tochter von Ludwig XII. und Anne de Bretagne, wurde 1510 in Blois geboren.

Sie ist intellektuell sehr begabt und betreibt für ihre Zeit auch ein ziemlich weitreichendes Studium. Sie soll die Lehre von Lefèvre d’Etaples genossen haben, der als Erzieher der Königskinder und als Bibliothekar des Königs an den Hof gekommen war. Sie steht in Verbindung mit den humanistischen Zirkeln, die um Marguerite d’Angoulème, die zukünftige Königin von Navarra, kreisen, und ist ihr eng verbunden.

Am 28. Juni 1582 heiratet sie den Erben des Fürstentums von Ferrara, Hercule d’Este.

Die Zeremonie findet in der Heiligen Kapelle in Paris statt.

In Ferrara angesiedelt, findet Renée sich von einem bedeutenden Hofstaat umgeben in einem der brilliantesten Mittelpunkte der italienischen Renaissance wieder.

Sehr früh empfängt und schützt sie die, die sich auf die reformierte Religion berufen:

  • sie empfängt Clément Marot, den sie als Sekretär anstellt (1535)
  • im Jahre 1536 wohnt dort drei Wochen lang Calvin, der unter dem Namen Charles d’Espeville angereist ist. Dann fährt er heimlich fort und drei Monate später lässt er sich in Genf nieder. In dieser Zeit veröffentlicht er die Institution de la religion chrétienne

(Einführung in die christliche Religion). Er wird mit der Fürstin von Ferrara einen etwa dreißig Jahre andauernden Briefwechsel unterhalten.

Renée de France hat nie mit der katholischen Kirche gebrochen – diese Freiheit hatte sie nicht – aber ihre Sympathien und vorherrschenden Gedanken gehen unweigerlich in Richtung des reformatorischen Glaubens. Ohne behaupten zu können, dass in Ferrara wirklich eine evangelische Kirche existiert habe, kann man doch von einer Gruppe von aktiven „Frommen“ in ihrem Umkreis sprechen (1550), zu denen vor allem der italienische Prediger und Reformator Bernardino Ochino (1487-1564) gehört, der einige Jahre später Zuflucht in der Schweiz suchen muss.

Rom ist beunruhigt über diese Lage und verlangt Sanktionen gegen die Fürstin: ihre Töchter werden in ein Kloster gesteckt und der Fürst ruft die Jesuiten nach Ferrara, die dort ein Kolleg gründen, wo sein ältester Sohn Alphonse erzogen wird.

Die Fürstin wird der Häresie angeklagt und muss vor dem Inquisitionsgericht erscheinen.

Sie wird zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt und zur Beschlagnahme aller ihrer Güter. Der Fürst lässt sie einsperren, aber die Fürstin unterwirft sich den Forderungen des Gerichtes und als sie einen betonteren Katholizismus praktiziert, kommt sie bald frei.

Von Ferrara nach Montargis

Beim Tod des Fürsten im Oktober 1558 erhält sie die Nutznießung eines Schlosses und einiger Ländereien unter der Bedingung, dass sie als gute Katholikin lebt. Ihr Sohn Alphonse II. befürchtet, dass sie ihren Verpflichtungen nicht nachkommt und akzeptiert, dass sie Italien verlässt und sich nach Frankreich zurückzieht.

Nach einiger Zeit am Hof lässt sie sich 1560 in Montargis nieder. Sie hatte nämlich die Schlossherrschaft über Montargis erhalten als Ausgleich für ihren totalen Verzicht auf die Bretagne.

Sie beruft den reformierten Architekten Androuët du Cerceau für die an ihrem Schloss notwendigen Veränderungen und Reparaturen.

Dort führt sie ein an intellektuellen Kontakten reiches Leben und macht aus Montargis einen Zufluchtsort für die Reformierten. Sie schließt Freundschaft mit dem Admiral von Coligny und seiner Frau Charlotte de Naval.

Eine von den Religionskriegen betroffene Familie

Die Religionskriege werden am 1. März 1562 durch das Massaker von Wassy ausgelöst. Doch dieses Massaker ist von François de Guise, dem Schwiegersohn der Fürstin von Ferrara befohlen worden. Er hatte 1546 ihre Tochter Anne geheiratet.

Der Krieg breitet sich nach und nach im ganzen Königreich aus. Condé nimmt Orléans ein. Rund um Montargis gibt es mehr und mehr Truppenbewegungen. Der Fürst von Guise geht erneut in die Offensive und nimmt nacheinander Blois und Bourges ein, dann besetzt er Orléans am 5. Februar 1563. Die Verletzten strömen nach Montargis, wo die Fürstin die Hilfsmaßnahmen organisiert.

Vergebens versucht der Fürst von Guise seine Schwiegermutter davon zu überzeugen, ihren Besitz in Montargis zu verlassen.

Zurück in Orléans wird er von Poltrot de Méré erschlagen, einem ehemaligen Verschwörer von Amboise.

Die Fürstin von Ferrara pflegt weiterhin Kontakte zum Hof, wo sie zum Beispiel an den Hochzeitsfeierlichkeiten von Heinrich von Navarra teilnimmt. Sie ist also während der Bartholomäusnacht dort, aber sie verlässt Paris sobald wie möglich und beschützt in Montargis die Hugenotten, die vor den Massakern in der Provinz und besonders in Orléans flüchten.

In Montargis stirbt sie am 15. Juni 1575. Die Fürstin hat gewünscht, in der Kapelle ohne Zeremonie oder Bestattungsritual beigesetzt zu werden. Das wurde von ihrer Tochter Anne befolgt, die nach ihrem Witwenstand den Fürsten von Nemours geehelicht hatte.

Eine religiöse Feier wurde aber dennoch vom katholischen Klerus abgehalten auf Befehl ihres Sohns, des Fürsten Alphonse II. von Ferrara.

Renée de France (1510-1575)

Blois

Route zu diesem Standort

Bibliographie

  • Bücher
    • PUAUX Anne, La Huguenote Renée de France, Hermann, Paris, 1997
    • RODOCANACHI Emmanuel, Renée de France, duchesse de Ferrare, Ollendorf, Paris, 1896
    • VRAY Nicole, Renée de France et Anne de Guise : Mère et fille entre la loi et la foi au XVIe siècle, Olivétan, 2010

Dazugehörige Rundgänge

Die Rolle der Frauen im Protestantismus

Von der „tüchtigen Frau“ der Sprüche zur Frau als Staatsbürgerin

Dazugehörige Vermerke

Marguerite d’Angoulême (1492-1549)

Als Schriftstellerin nimmt Marguerite d’ Angoulême eine zentrale Stellung im kulturellen und geistigen Leben ihrer Zeit ein. Sie fördert die neuen Ideen.