Die elsässische Geschichte erklärt die Entstehung des Simultaneums
Nach der Einführung der Reformation in den Jahren 1500-1530 werden die Gebiete etwa gleichartig abgesteckt nach dem Prinzip „cujus regio, ejus religio“ (wie der Fürst, so die Religion).Aber in einigen Gegenden bleiben Minoritäten bestehen, sowohl katholische als auch lutherische. Da sie die beherrschende Religion nicht in Gefahr bringen, wird der Reichstag von Augsburg (1555) die Gleichheit der Rechte der verschiedenen Gemeinden garantieren. Doch in einigen Dörfern erscheinen Streitpunkte, vor allem was die Zuteilung der bestehenden Kirche betrifft: in einem Geist der Versöhnung wurde die Idee, sich ein religiöses Gebäude zu teilen, angenommen.
Der Westfälische Frieden (1648), der dem Dreißigjährigen Krieg ein Ende setzt, gefolgt von der Kapitulation von Straßburg (1681), machen aus dem gesamten Elsass eine französische Region, in der die protestantischen Elsässer ihre Rechte beibehalten. Aber die Aufhebung des Edikts von Nantes im Jahre 1685 (das Edikt von 1598 hatte die elsässischen Gebiete nicht betroffen, da sie zu jenem Zeitpunkt nicht Teil des Königreiches Frankreich waren) führt zu einer Zwangspolitik. Auch wenn sie nicht die Bedeutung erhielt, wie die, die in den anderen französischen Regionen angewandt wurde, so war es doch der Wille von Ludwig XIV. die bedeutende protestantische Minderheit zu schwächen : die Einrichtung des Simultaneums war ein Mittel, das zu erreichen, indem man ihre Schaffung in jedem protestantischen Dorf verlangte, wo mindestens sieben katholische Familien wohnten.
Die Organisation des Simultaneums
Im Allgemeinen war der Chor der Kirche der katholische Messe vorbehalten und das Kirchenschiff dem protestantischen Gottesdienst. Da der König wollte, dass die protestantischen Altäre sich nicht mehr in der Mitte der Kirche befinden sollten gegenüber den katholischen Altären, wurden in einigen Fällen tragbare Altäre nach jedem lutherischen Gottesdienst installiert. Die Aufteilung nach Zeitkriterien war seltener, mit einer Zeitverschiebung von Gottesdiensttagen und –stunden.
Ein Beispiel ist die Pfarrkirche Saint-Jacques le Majeur in Hunawihr, wo das Simultaneum seit 1687 andauert.
Les conflits entre les différentes communautés
Die Konflikte zwischen den verschiedenen Gemeinden
Die Konflikte zwischen den katholischen und protestantischen Gemeinden waren zahlreich und die Entwicklung der religiösen Gebäude oft chaotisch. Zum Beispiel:
- Baldenheim: ein Simultaneum wird in der protestantischen Kirche des Dorfes eingeführt; 1792 nehmen die Protestanten den Chor in Besitz, der durch einen Vorhang und ein Gitter abgetrennt war; 1843 hat der Konflikt einen Höhepunkt erreicht, da der Priester ohne Erlaubnis Arbeiten machen ließ; 1938 verlassen die Katholiken die Kirche.
- Plobsheim: Die Kirche Saint-Pierre et Paul kennt das Simultaneum von 1685 bis 1898.Die Katholiken nutzen die Kirche an den Werktagen von sechs bis acht Uhr und von zwölf bis vierzehn Uhr, und für den Rest des Tages müssen der Pastor und der Priester sich absprechen. Zahlreiche Streitpunkte entstehen, denn wenn die Kirche auch für die Katholiken groß genug ist, so ist sie für die Protestanten zu klein. Dieses Problem betrifft auch andere gemischte Kirchen. 1891 wird der Bau einer katholischen Kirche erwogen, aber nicht weitergeführt mangels Entschädigung. Das Simultaneum wird aufgegeben nach dem Bau einer protestantischen Kirche 1897.
- Wolfsheim: mit der Einführung der Reformation 1525 wird das 1492 errichtete Gebäude bis 1559 den Protestanten überlassen, Datum, an dem der Herzog von Zweibrücken die Kirche den Katholiken zurückgibt; dann, im Jahre 1570 wird sie wieder protestantisch durch die Entscheidung der Herzöge von Hanau-Lichtenberg; dann funktioniert sie im Simultaneum bis zum Bau der katholischen Kirche.
Im Jahre 1802 sahen die Organischen Artikel vor, dieses oft konfliktreiche System abzuschaffen. Aber dieses Gesetz wurde nicht angewandt, denn der Staat weigerte sich, die Neubauten zu übernehmen, die über 150 Dörfer (die meisten im Niederrhein) betroffen hätten. Der Staat überließ es also den Kirchen, das Problem zu lösen. Ende des 19. Jahrhunderts wurden im deutschen Elsass zahlreiche Pfarrkirchen errichtet, daher die „Dörfer mit zwei Kirchtürmern“, die die elsässische Landschaft prägen.
Heutzutage funktionieren etwa 50 Kirchen im Elsass nach dem System des Simultaneums, besonders im Niederrhein: meistens sind es reformierte oder lutherische Kirchen, die gelegentlich eine katholische Messe aufnehmen.