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Temple de l‘Oratoire (Die Kirche des Oratoriums)

Diese reformierte Kirche der Vereinigten Protestantischen Kirchen Frankreichs ist die geschichtsträchtigste der Pariser Kirchen.

Temple de l’Oratoire

Die Kirche des Oratoriums © Fondation bersier (Thibault Godin 2016)
Autour de l'Oratoire du Louvre
Rund um das Oratorium des Louvre © Fondation Bersier (Thibault Godin 2016)

Das Gebäude wurde über der abgerissenen Stadtmauer von Philipp Augustus gebaut. Ursprünglich stellte es die Kapelle der Ordensgemeinschaft des Oratoriums dar, die 1611 von Kardinal de Bérulle gegründet worden war. Die Pläne waren von dem Architekten Clément Métezeau entworfen und dann von Jacques Lemercier wieder aufgegriffen worden. Der Grundstein wurde am 22. September 1621 gelegt.

Eine erste Verzögerung auf der Baustelle trat 1623 ein, als der Oberaufseher der Bauten den Bau verweigern wollte, um ein altes Projekt der Erweiterung des Louvre bis zur Rue Saint-Honoré aufrecht zu erhalten.

1625 wurden die Arbeiten ausgesetzt, weil das Gelände, das auf die Rue Saint-Honoré hinausgeht, wo sich zwei Häuser befanden, noch nicht zur Verfügung stand.

Nach außen erscheint die Kirche wie ein großes, relativ enges, sehr hohes Schiff, das von einem hohen Dachgerüst mit drei verschiedenen Höhen gekrönt wird. Zwei steinerne Türmchen umgeben eine Wendeltreppe, die zu den Tribünen und dem Dachboden führt.

Eine ovale Kapelle lehnt sich an die Apsis an.

In den Jahre 1642 und 1643 finden im Oratorium Trauerfeiern statt für den Kardinal Richelieu, dann für Ludwig XII. und 1666 für die Königin Anne von Österreich. Erst im Jahre 1740 wird das Kirchenschiff vollendet und 1745 das große Portal eingebaut. 1793 wird die Kirche verwüstet, geplündert und zu einem Vortragsaal gemacht. Man stellt dort auch Theaterdekorationen unter.

Im Jahre 1811 wird die Kirche von Napoleon für den reformierten Gottesdienst zur Verfügung gestellt. Das Innere der Kirche wird damals völlig neu für den protestantischen Gottesdienst ausgestaltet.

Die Holzverkleidungen stammen aus der alten Kirche Saint-Louis du Louvre, die von 1790 bis 1811 für den reformierten Gottesdienst zur Verfügung gestellt und danach abgerissen worden war.

Die große Sakristei füllt den unteren Teil der ovalen Kapelle, die 1821 durch einen Zwischenboden geteilt wurde. Sie enthält die Büsten der fünf ersten Pastoren des Oratoriums und mehrere Schautafeln, die an den Pariser Protestantismus erinnern. Die Kirche besitzt mehrere Gedenktafeln: die eindrucksvolle Liste der Toten des Krieges 1914-1918, eine Ehrung für die amerikanischen Soldaten des Ersten Weltkriegs.

Zwei Personen des Oratoriums haben die Medaille der Gerechten unter den Völkern erhalten: der Pastor Paul Vergara und die noch lebende Marcelle Guillemat, die Fürsorgerin in der sozialen Hilfsorganisation des Viertels war: La Clairière (die Lichtung).

Zum Sitzen dienen Stühle, die in Richtung der mitten im Kirchenschiff auf der Ostseite des Gebäudes befindlichen Kanzel aufgestellt sind. Einige Bänke sind für die Presbyter und Diakone reserviert.

Die aktuelle Orgel Gonzales, die 1962 gebaut wurde, verfügt über 67 Register und erlaubt, die Liturgie des Gottesdienstes zu begleiten, aber auch Orgelmusik aus allen Epochen zu spielen.

Im Jahre 1802 wurde die Konsistoriale Reformierte Kirche von Paris gegründet in Anwendung der „Organischen Artikel“; ihr Bereich erstreckt sich bis in die Île-de-France.

Die Kirche wurde von einem Gremium geleitet, dem Konsistorium von Paris, dessen Sitz in das Oratorium verlegt wird, als das Gebäude den Reformierten überlassen wird.

Alle Pastoren sind dem Konsistorium angegliedert.

1860, nachdem mehrere Vorstädte nach Paris eingemeindet wurden, werden in Paris fünf halboffizielle Gemeinden gegründet, von denen jede einen Pastor zugeteilt bekommt. Doch die allgemeine Predigthoheit, die dem Oratorium übergeben worden war, verleiht ihm eine Würde, die die anderen reformierten Kirchen übersteigt.

Die konsistoriale Kirche von Paris zerbricht 1882 mit der Gründung von acht offiziellen reformierten Gemeinden in Paris. Im Jahre 1905 bedeutet das Gesetz der Trennung von Staat und Kirche das Ende des Konkordats. Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde von dem Gegensatz zwischen orthodoxen und liberalen Reformierten bestimmt, aber es kam nicht zur Spaltung.  

Temple de l'Oratoire - Statue de Gaspard de Coligny
Tempel des Oratoriums - Statue Gaspard de Coligny © Fondation Bersier (Thibault Godin - 2016)

Im Jahre 2011 hat die Kirche des Oratoriums ihre 200-Jahrfeier festlich begangen. Seit 2013 heißt sie Vereinigte Protestantischen Kirche des Oratoriums und ist eine der größten Gemeinden von Paris. Sie ist sehr lebendig, gehört der reformierten liberalen Strömung an und zieht auch weiter entfernt wohnende Gemeindeglieder an. Vorträge und geistliche Konzerte finden dort statt.

Sie verfügt über eine bemerkenswerte Webseite, auf der Sie Ihren Besuch in aller Ruhe vervollständigen können.

Rue de Rivoli, angelehnt an das ovale Gebäude der alten Kapelle, befindet sich das Denkmal des Admirals von Coligny, der während des Massakers in der Bartholomäusnacht am 24. August 1572 ermordet worden war. Dieses Denkmal wurde infolge einer frankreichweiten Sammlung 1889 errichtet. Es ist das Werk des Bildhauers Crauck und des Architekten Scellier de Gisors. Caspar von Coligny steht vor einem Fensterrahmen, um daran zu erinnern, dass er nach seiner Ermordung aus dem Fenster gestürzt worden war.

Auf dem Sockel liegt die geöffnete Bibel. Seitlich des Sockels stehen auf der einen Seite die Heimat mit der Siegerkrone der Schlacht von Saint-Quentin 1551 gegen Philipp II., auf der anderen Seite die Kirche in Trauerkleidung. Die Königinnen Wilhelmine der Niederlande 1912 und Juliana 1948 und 1972 haben sich vor der Statue ihres Vorfahren Coligny verneigt.

Temple de l‘Oratoire (Die Kirche des Oratoriums)

143 Rue Saint Honoré, 75001 Paris, France

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