Conrart, ein Literat von Beruf
Valentin Conrart kam in Paris in einer reformierten Familie auf die Welt, die aus Valenciennes stammte, einer Stadt, die damals zu den spanischen Niederlanden gehörte. Seine Familie war nach Frankreich geflohen, um dem Wüten des Herzogs von Alba zu entkommen.
1627 wird er zum Offizier und königlichen Sekretär für das Buchwesen ernannt. Die königlichen Sekretäre hatten die Aufgabe, die Privilegienbriefe für das Buchwesen auszufertigen, d.h. das Erscheinen eines Buches zu erlauben und dem Herausgeber ein Monopol zu verleihen.
Als zentrale Persönlichkeit der Autorenszene spielt er eine Mittlerrolle sowohl zwischen der königlichen Macht und den Autoren als auch, aufgrund seiner Veröffentlichungstätigkeit, zwischen Autoren und Publikum.
Ab 1629 treffen sich bei ihm regelmäßig einmal wöchentlich Persönlichkeiten des literarischen Lebens. Dieser Kreis erhält den Namen “cercle Conrart”.
Erster Sekretär der Académie française, von 1635 bis 1675
Richelieu macht den Vorschlag, diese informellen Zusammenkünfte in eine der königlichen Autorität unterstehende “compagnie littéraire” umzuwandeln. So ging aus diesen Treffen die Académie française hervor.
1635 wird Conrart zum Sekretär auf Lebenszeit dieser “compagnie” ernannt. Er verfasst deren Satzung und diese wird von der “compagnie” genehmigt. Dann billigt Ludwig XIII. die Gründung der Académie française und diese nimmt die Form einer gelehrten Gesellschaft an.
Ein Protestant und "honnête homme"
Valentin Conrart verkehrt in dem protestantischen Milieu in Paris, insbesondere mit den Pfarrern der reformierten Kirche in Charenton, deren Schriften er veröffentlicht.
Er ist ein gläubiger und praktizierender Mensch, dabei jedoch gemäßigt in seinem Auftreten, und es kommt sogar vor, dass er als Vermittler zwischen Katholiken und Protestanten fungiert.
Er unterstützte auch die Veröffentlichung bestimmter Bücher, die in Frankreich nicht die königliche Erlaubnis erhielten, in Holland, so u.a. die ” Mémoires” von Philippe Duplessis-Momay. Trotz vieler Pressionen hat er seinem Glauben nie abgeschworen.
Er beteiligt sich an der Revision und Modernisierung des Hugenottenpsalters. Die überarbeiteten Psalmen auf der Grundlage der alten Fassung von Clément Marot und Théodore de Bèze wurden von seinen Erben veröffentlicht (Charenton, 1677).
Ein berufsmäßiger Literat, jedoch kein Autor
Zu seinen Lebzeiten hat Conrart praktisch nichts veröffentlicht. (Unter seinem Namen hat er lediglich drei Gedichte publiziert, die 1647 erschienen sind). Er scheint sich ganz bewusst so verhalten zu haben, da er der Meinung war, sein Name dürfe nicht auf der Liste der von ihm veröffentlichten Autoren stehen. Im Übrigen ist das Ansehen, das er genießt, nicht darauf zurückzuführen, dass er als Verfasser einer gedruckten Veröffentlichung bekannt geworden wäre.
In einem satirischen Vers wundert sich Dichter Linière :
«Conrart, comment as-tu pu faire
Pour acquérir tant de renom ?
Toi qui n’as, pauvre secrétaire,
Jamais imprimé que ton nom.»
(Conrart, wie hast du es nur angestellt,
So berühmt zu werden ?
Wurde doch von dir, du armer Sekretär,
nie mehr als dein Namen gedruckt.)
Conrart hinterließ eine beachtliche Anzahl handschriftlicher Texte, die in der Bibliothek des Arsenal aufbewahrt werden, darunter einen Bericht über die Fronde, der im 19. Jahrhundert, erstmals 1826 in Paris, unter dem Titel “Mémoires de Valentin Conrart” veröffentlicht wurde.