Von einer schweizerischen Uhrenfabrik zu einer Pariser Privatbank
Jean-Jacques Henri Berthoud (1736-1811), der aus Fleurier, einem Dorf im schweizerischen Jura stammt, das seit langem der Reformation angehört, ist ein eifriger Protestant : er ist ‚Kirchenältester’. Er leitet eine kleine Uhrenfabrik – echte Schmuckstücke dank der Schönheit der Materialien und der Formen – und schickt 1785 seine Söhne Henri, dann Jonas nach Paris, um dort eine Zweigstelle zu eröffnen.
Jonas Berthoud (1769-1853) erweitert die Tätigkeit des Unternehmens bedeutend, indem er Kontore in der Provinz, dann in London und Genf eröffnet. Die französische Revolution, die Jonas in Paris erlebt, erlaubt es ihm aber, seine Uhrmachertätigkeit nach und nach in die Verwaltung von Vermögen, welche die Emigranten auf französischem Staatgebiet zurückließen, umzuwandeln.
Jonas Berthouds Redlichkeit und finanzielle Kompetenz verschaffen ihm eine immer bedeutendere Kundschaft von Adligen ; während der unsicheren Jahre des Direktoriums und des Konsulats bleibt er Uhrmacher, wobei er versucht, seine Banktätigkeit weiter zu entwickeln. In den ersten Jahren der Kaiserzeit schließt sich ihm sein Bruder Auguste an, dann, nach der Rückkehr von Jonas in die Schweiz 1813, übernimmt er allein die Leitung der Bank Berthoud Frères, deren ständig wachsende Aktivitäten ihm erlauben, sich der sehr exklusiven Gruppe Pariser Privatbanken anzuschließen : Rothschild, Hottinguer, Mallet, Hentsch.
Die Söhne, Vettern, Neffen, die alle auf Grund ihrer Erziehung und ihrer Eheschließungen sehr protestantisch sind, treten in das Geschäft ein.
Die Bank hat ihre Geldanlagen vielfältig gestaltet ; so unterstützt sie, zum Beispiel, die Fischfangkampagnen der Walfischer, die um das Kap der Guten Hoffnung nach Australien, China oder Tahiti segeln.
Die politischen Krisen in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts erreichen jedoch Berthoud Frères wie alle anderen Bankhäuser ; wie diese profitiert Berthoud Frères aber auch von der industriellen Entwicklung und insbesondere von der Erweiterung des Eisenbahnnetzes.
Die Allianzen mit anderen Banken
1910 nimmt das Haus den Namen Courvoisier, Berthoud und Co an und bestätigt damit den Eintritt der Neffen von Edouard Berthoud : Jean-Louis und Charles Courvoisier. Das Bankhaus Odier Bungerer, ebenfalls mit protestantischer Tradition, nähert sich Courvoisier Berthoud, und Mitte des 20. Jahrhunderts wird der neue Geschäftsname : OBC, Privatbank.
Diese Bank bekennt immer laut und deutlich ihre Zugehörigkeit zum Protestantismus, da ihr Generaldirektor Jean Courvoisier (1904-1982) von 1970-1977 Präsident der Fédération protestante de France und Charles Bungener, ein anderer Teilhaber, oberster Schatzmeister derselben Föderation ist.
Die Bank wird von 1981 -1986 nationalisiert. Sie gehört heute zur Gruppe A.B.N.-AMRO.