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Der Protestantismus in England im 18. Jahrhundert

Die industrielle Revolution hat soziale Umwälzungen zur Folge. In diesem Kontext entsteht die methodistische Erweckungsbewegung. Bemerkenswerte Prediger wenden sich an große Menschenmengen im Freien und rufen eine tiefe geistliche Erfahrung hervor, die man Bekehrung nennt. Eine ähnliche Erweckungsbewegung gedeiht in der anglikanischen Kirche.

Die Spannungen in der anglikanischen Kirche

Der Beginn des Jahrhunderts ist gekennzeichnet durch den Kampf innerhalb der anglikanischen Kirche zwischen der High Church, verbündet mit der Partei Tory (Konservative), und der Low Church, verbündet mit der Partei Whig (Liberale) und toleranter gegenüber den Non-Konformisten. Der Streit dreht sich um die Frage, ob es für Non-Konformisten möglich ist oder nicht, ein öffentliches Amt auszuüben. Im Jahre 1703 wird der Schriftsteller Daniel Defoe, der Autor des berühmten Romans Robinson Crusoe, verhaftet, weil er ein bissiges Pamphlet gegen die Führer der High Church, die damals an der Macht waren, geschrieben hat .

Mehrere Umstände schwächen die Kirche: der immer weiter um sich greifende Rationalismus; die Tatsache, dass die Hälfte der anglikanischen Geistlichen nicht in ihrer Gemeinde wohnt, während die Gemeindearbeit von unterbezahlten und wenig gebildeten Vikaren verrichtet wird; die Entstehung von neuen Arbeitervierteln in den großen Industriezentren, deren geistliche Bedürfnisse vernachlässigt werden. Vor diesem Hintergrund des Niedergangs der Staatskirche wird die methodistische Erweckungsbewegung ihren Anfang nehmen.

Der Methodismus

John Wesley (1703-1791), sein Bruder Charles und sein Freund George Whitefield (1714-1770) sind die Begründer der methodistischen Bewegung. Dieser Beiname kommt von der „Methode“ in Gebet und Studium, die in einer von Studenten an der Universität Oxford gegründeten Gruppe angewandt wurde.

Die Begegnung von John Wesley mit den Herrnhuter Brüdern führt zu seiner Bekehrung am 24. Mai 1738.

Unter Bekehrung oder Wiedergeburt versteht man eine starke geistliche Erfahrung, die dem Gläubigen die Gewissheit gibt, von Christus errettet worden zu sein. Diese Erfahrung ist der Ausgangspunkt einer intensiven Evangelisierung in Großbritannien und weltweit. George Whitefield unternimmt zahlreiche Reisen nach Amerika, predigt vor beträchtlichen Mengen und begründet dort den Methodismus. Aber die beiden Männer sind uneinig, was die Prädestination betrifft. Whitefield steht darin den Calvinisten näher, während Wesley die Gnade Gottes als Geschenk für alle predigt, mehr im Sinne der Ideen von Jacobus Arminius (1560-1609), einem holländischen Theologen, der in der Synode von Dordrecht 1619 verurteilt worden war.

Die methodistische Predigtweise, enthusiastisch und gefühlsbetont, erregt heftigen Widerspruch von Seiten der anglikanischen Kirche. Die methodistischen Prediger, unter ihnen zahlreiche Laien, predigen in den Gemeinden, die sie empfangen, aber viel öfter im Freien, an den Arbeitsstätten und folgen damit dem Beispiel von Whitefield. Sie haben großen Erfolg bei den benachteiligten Bevölkerungsschichten. Die Neubekehrten werden in Bibelkreisen gesammelt und dazu angehalten, ein heiliges Leben zu führen.

Der Bruch mit der anglikanischen Kirche erfolgt 1784, ein Zeitpunkt, zu dem Wesley etwa einhundert Prediger ordoniert und ihnen einen theologischen Führer gibt. Die methodistische Kirche entwickelt sich auch in Amerika. Die methodistische Bewegung gelangt nach Frankreich am Ende des Jahrhunderts mit der Ankunft des Evangelisten Charles Cook.

Der anglikanische Evangelikalismus

Gleichzeitig zur methodistischen Bewegung entsteht in der anglikanischen Kirche eine evangelische Erweckungsbewegung. Sie unterscheidet sich von der methodistischen durch ihre Kritik an den Wanderpredigern und wirkt innerhalb der Gemeinden. Sie berührt die Mittelklasse mehr als das Volk. Der Bibel wird eine große Bedeutung beigemessen.

Die Mitglieder dieser Bewegung sind recht aktiv, schaffen soziale Hilfswerke, kämpfen für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Reform der Gefängnisse, später für die Abschaffung der Sklaverei. Dieser Kampf gegen die Sklaverei, der von William Wilberforce (1749-1833) beharrlich geführt wurde, führt schließlich im Jahre 1833 zum Emancipation Act (Abschaffung der Sklaverei).

Bibliographie

  • Bücher
    • PICTON Hervé, Histoire de l’Église d’Angleterre, Ellipses, 2006

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